Das rote Kanu
von Wayne Johnson
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Erscheinungstermin 15.07.2024 | Archivierungsdatum 09.09.2024
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Zum Inhalt
Buck besuchte vor vierzig Jahre ein katholisches Internat außerhalb des Reservats. Dort wurde er Michael Fineday genannt. Sein Ojibwe-Name jedoch lautet Miskwa‘doden (Roter Hirsch). Er verdient...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783910918023 |
PREIS | 26,00 € (EUR) |
SEITEN | 396 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Michael Fineday/Buck lebt nicht im Shakopee Mdewakanton Reservat, sondern in der Nähe, und arbeitet als Schreiner und Bootsbauer. Seinen Namen verdankt er dem Erzengel Michael; eine zweifelhafte Ehre, da er und seine Geschwister zwangsweise eine katholische Internatsschule besucht haben. Buck ist offenbar kaum etwas fremd, das Erwachsene Kindern und Jugendlichen antun. Als seine Frau Naomi nach längerer Trennung um seine Unterschrift unter die Scheidungspapiere bittet, ist er am Punkt angelangt, an dem er gegen sich selbst um sein Leben spielt. Seine Ehe scheiterte u. a. daran, dass Buck sich jedem herrenlosen Tier und jeder verlorenen menschlichen Seele liebevoller zuwandte als seiner beruflich beanspruchten Frau.
Als „das Mädchen“ im pinken Hoody Bucks Grundstück betritt, spürt er sofort, dass Lucy Unaussprechliches passiert ist und er sie zurückhaltend behandeln sollte wie eine verwilderte Katze. Die 14Jährige gewinnt augenblicklich sein Herz, weil sie etwas von Hölzern versteht. Sie könnte die Auszubildende sein, von der er bisher nur geträumt hat. Der Focus wechselt zwischen Buck und Lucy, und so erfahren wir, dass sie mit ihrem verwitweten und in zwei amerikanischen Kriegen traumatisierten Vater in einfachsten Verhältnissen im Trailer lebt. Vater Lee Walters arbeitet als Polizist. Seine PTBS und Gewalttätigkeit bekommt er nur mühsam in den Griff und nur, wenn Lucy perfekt spurt und der Haushalt tipptopp in Ordnung ist. Dem Mann, dem jederzeit Arbeitsplatzverlust und Entzug des Sorgerechts drohen und dessen Militärpistole in der Küchenschublade liegt, kann Lucy wirklich nicht anvertrauen, was passiert ist und was seine Polizeikollegen damit zu tun haben.
Als Lucys Freundin Jean ums Leben kommt und die Dinge eskalieren, zeigt sich, dass Lucy mit Booker und Ryan zwei auf ihre Weise sehr treue Freunde über sie wachen. Die Gruppe, die mit sexueller Gewalt den ganzen Ort zu beherrschen scheint, kann demnach längst nicht so ungestört agieren, wie ihre Mitglieder sich einbilden. Nicht nur Lucy sitzt nun in der Falle, die bisher nichts preisgegeben hat. Klugen Menschen wie Naomi kann sie allerdings nichts vormachen, die zu genau weiß, welche Schicksale es in Bucks Werkstatt zieht.
Auch wenn Wayne Johnson die alles durchdringende sexuelle Gewalt zurückhaltend schildert, geht es im dramatischen Showdown gnadenlos zur Sache.
Fazit
„Das rote Kanu“ ist ein Roman der schweigenden, nicht gesehenen und unterschätzten Figuren. Buck lebt vermutlich aus gutem Grund stark auf Privatsphäre bedacht, von Lucys Wächtern fragte ich mich erst nach einer Weile, wie sie aussehen - und weitere Figuren können durch unerwartete Stärken verblüffen. Sehr berührt hat mich die Annäherung beim gemeinschaftlichen Bootsbauen zwischen Buck und Lucy; so entsteht u. a. das Kanu aus eigenwillig geflammter Rotzeder, das noch eine wichtige Rolle im Buch spielen wird. Zugegeben, ich habe auch darum gefiebert, dass Johnsons robuste Figuren dem roten Kanu keinen Schaden zufügen … Ein stets spannender Roman mit schüchterner Katze und hinreißenden Nebenfiguren.
Kopf oder Zahl?
Leicht fand ich die Lektüre nicht. Ich habe mir mit dem Schreibstil manchmal sehr schwer getan. Wem kann man wirklich trauen und sich anvertrauen, wenn man mittendrin steckt und man mit Konsequenzen zu rechnen hat?
Fragen wir "Kopf oder Zahl"? Die Antwort lautet "Gyg".
Im ersten Teil, lernen wir die Protagonisten kennen, oberflächlich zumindest, denn der Autor 'kratzt' nur an der Oberfläche dieser Personen. Im zweiten Teil nimmt das Buch dann Fahrt auf. Verfolgungsjagden, Schießereien und auch Foltermethoden sind zu finden.
Es wird abwechselnd aus Bucks und Lucys Sicht erzählt.
Buck und auch Lucy fand ich manchmal schwierige Charaktere, auch Ryan und Booker, dennoch waren alle sehr interessant (jeder hat so seine Geheimnisse). Sie haben irgendwie alle eine Rolle gespielt, denn sie waren wohl mehr als intelligent (war überraschend).
Buck, ein Dickschädel, der helfen 'musste'. Denn das war seine Natur (was seiner Frau nicht gefiel und sie daher die Scheidung einreichte).
Lucy, die missbraucht wurde und dennoch alleine versucht gegen "DIE" vorzugehen; auch wollte sie ihren Vater (PTBS, Gewaltbereit ...und auch in Therapie deswegen, wobei er ist Polizist) wohl irgendwie beschützen. Lee (Lucys Dad) seine Rolle war für mich zweigeteilt, was wusste er und warum tat er nichts und was tut er jetzt (ich habe ihn ganz am Ende des Buches irgendwie aus den Augen verloren).
Ryan und Brooker, und auch Kitty, waren mehr als Freunde; vielleicht waren sie die wahren Helden.
Viele unterschiedliche Nationalitäten (Native, Indianer, Asiaten, Schwarze), wurden hier angesiedelt.
Auf der anderen Seite, die Cops und der Klerus, die nicht zu den Gutmenschen zählten, sondern sich dahinter versteckten und ihre Taten teilten und sich gegenseitig schützten (Gewalttäter)
Es ging nicht nur um den Bau eines Kanu (war interessant), auch die alte Sprache (fand ich schwer zum Lesen) und auch um Vergewaltigung, Drogen und auch Pädophilie.
Einfach fand ich es zeitweise nicht zum Lesen und dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen, denn ich wollte wissen, wie es gelöst wurde.
Buck und auch Lucy hatten wohl mehr als einen Schutzengel.
Die Thematik ist bekannt, und vielleicht sollten man sich das Zitat von Buck etwas näher betrachten "Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen".
3*
Anfangs braucht man einen langen Atem, um in die Geschichte einzutauchen, der Autor lässt es gemächlich angehen.
Der Roman ist sehr stimmungsvoll, die Leidenswege von Buck und Lucy.
Die Geschichte spielt in einem Reservat, wir tauchen ein in Tristesse dort und fühlen uns irgendwie nicht wohl. Lucys Geschichte wir schnell offenbar, aber Buck braucht ein bisschen länger.
Man mummelt sich ein in das entspannte Lesetempo und auf einmal zündet die Geschichte ein plötzlicher Tempowechsel und man ist in einem irren Racheparcours.
Inwieweit die Einblick in das indigene - native American etc. >Leben wirklich authentisch kann ich nicht beurteilen, aber immerhin bekommt man einen Einblick, ich hoffe nicht zu klischeehaft.
Der überraschende Tempowechsel hat mir etwas zu schaffen gemacht, aber es hat Spass gemacht.
Ein interessanter und spannender Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Schon das Cover hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Story fand ich informativ und originell mit besonderen Momenten. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, auch sehr detailreich. So hat man oft das Gefühl vor Ort zu sein. Das Buch ist ein schönes Gesamtpaket, das ich sehr gerne weiter empfehle.
Buck lebt nach der Trennung von seiner Frau wieder im Haus seines verstorbenen Vaters, in dem er eine Tischlerei betreibt. Während der Arbeit an einem Boot steht plötzlich die fünfzehnjährige Lucy in seiner Werkstatt und Buck merkt direkt, dass das junge Mädchen, das so bemüht ist cool zu wirken, große Angst hat und dringend Hilfe braucht. Eigentlich hat Buck für solche Dinge grad gar keinen Nerv, ist er doch selber kurz davor seiner Existenz ein Ende zu setzen.
Der Kriminalroman beginnt recht verhalten, erstmal fast im Stil einer Charakterstudie. Der Leser lernt die verschiedenen Figuren kennen, taucht ein in ihre aktuelle Lebenssituation, erfährt mehr über ihren Gemütszustand und die Dinge, die zu diesem geführt haben. Allerdings bleibt der Autor hier oft bewusst vage. Man bekommt natürlich mit, dass die Trennung Buck schwer getroffen hat, das sie nicht von ihm ausging, sondern von Naomi, seiner Frau. Man erfährt aber nur andeutungsweise, was der Grund für die Trennung gewesen ist, nur eben so viel, dass klar wird was für ein Mensch Buck ist, das er nicht aus seiner Haut kann und dass das, was im Verlauf der Geschichte folgt, wohl so, oder so ähnlich schon öfter passiert ist. Etwas, dass Naomi Bucks "Retterkomplex" nennt. Und da ist Lucy, die mit ihrem unter ptBs leidenden Vater in einem Trailerpark lebt und nun Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, ausgerechnet durch Polizeikollegen ihres Vaters.
Das Buch greift mehrere brisante Thematiken auf. Die Hauptfiguren Buck und Lucy sind Angehörige der nativ Amerikans, es ist statistisch belegt, dass gerade Frauen dieser Bevölkerungsgruppe überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, auch sexueller Gewalt werden und das diese Vergehen oft nicht, oder nur unzureichend durch die Behörden untersucht werden. Noch all zu oft wird das Verschwinden einer jungen Frau hier als Weglaufen ausgelegt, der Fall nicht weiter verfolgt, oder, die oft weißen, Täter werden durch Freunde gedeckt und entgehen der Strafverfolgung. Zudem ist das Thema des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch ihnen nahestehende Personen ein hochaktuelles, egal welcher ethnischen Gruppe sie angehören. Hier wird dies noch mit organisierter Kriminalität verwoben, häuslicher Gewalt, Traumata nach einem Militäreinsatz, Rassismus und Homophobie.
Zugegebenermaßen ist das vielleicht ein bisschen viel von allem innerhalb dieser recht kleinen Personenkreises und zugegebenermaßen bedient sich der Autor hier auch an mehr als einem Klischee. Der Vater, mit PTBS aus Afghanistan zurückgekommen, trinkt und schlägt seine Frau, seine Kumpels vom Militär, die als Polizisten gern mal ihre Stellung missbrauchen. Lucys Freunde aus der Schule, Booker, der coole, afroamerikanische Sportlertyp, dem allein durch seine Herkunft und durch seine Karriere als Schulschwänzer schon das Wort jugendlicher Straftäter auf die Stirn tätowiert ist und Ryan, der superintelligente, schüchterne Asiate, der sich hinter der Maske des Authisten versteckt, weil es so leichter ist den Anfeindungen zu entgehen, die seine Herkunft und seine ärmlichen Verhältnisse unweigerlich im Schulalltag der amerikanischen Kleinstadt nachsichziehen.
Ich nehme dem Autor das, mit ein paar kleinen Abstrichen, durchaus ab. Diese Gruppe "Looser", die sich zusammengefunden hat und die Geheimnisse teilt, die man keinem erzählen kann und die im Notfall für einen da ist wenn man Hilfe braucht. Der Stoff aus dem schon viele gute Geschichten geworden sind und eine gute Geschichte ist das hier durchaus. Auch wenn ich wenig über Bucks Hintergründe, seine Vergangenheit erfahre ist er für mich die typische "Lone Ranger" Figur, der einsame Held, der schon jede Menge Dreck gefressen hat, der schon mehr als einen Schicksalsschlag erlebt und überlebt hat, der eben nicht tatenlos danebenstehen kann, wenn jemand seine Hilfe braucht. Tatsächlich habe ich beim Lesen an Filme wie "Gran Torino" denken müssen (wobei ich hier die Figur von Buck nicht mit Clint Eastwood vergleichen möchte), oder auch Thriller wie "Jack Reacher", oder auch "The Mother". Alles Szenarien, in denen die Hauptfigur eher unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen wird, sich dem aber aus Liebe und Ehrgefühl eben nicht entziehen kann. Klar, Klischee in Reinkultur, aber eben auch der Stoff für Spannung und actiongeladene Unterhaltung und auf diese Action steuert man im zweiten Teil des Kriminalromans unausweichlich zu.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Thematik ist hochaktuell und lässt den Leser nicht kalt. Die Figuren sind gut gezeichnet, auch wenn ihre Vergangenheit meist im Dunkeln bleibt und der Autor es hier dem Leser überlässt sich, anhand von Hinweisen, seine eigenen Gedanken zu machen. Lucy ist eine sehr starke Figur, gerade auch in ihrer Widersprüchlickeit. Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater ist gut herausgearbeitet, man spürt beim Lesen die Anspannung unter der sie steht, wie sie in der Enge des Trailers jedes Wort ihres Vaters, jede seiner Bewegungen, jedes Verziehen des Mundwinkels in sekundenschnelle auf Anzeichen der Verärgerung analysiert, immer kurz davor, dass die Stimmung kippt. Ich kann mir diese Situationen unheimlich gut verfilmt vorstellen, wenn die Schauspieler nur mit ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Gestik diese Stimmung erzeugen müssen. Generell glaube ich, dass der Stoff des Buches gut verfilmbar wäre, einfach weil die Actionszenen zum Ende hin richtig gut am Bildschirm rüberkommen würden.
"Das rote Kanu" ist der erste Roman, den ich von Wayne Johnson lese. Die Thematik der aktuellen Situation der Native People in Amerika hat mich sehr interessiert. Und man findet eine der traurigen düsteren Facetten in diesem Buch in Form der 15jährigen Lucy, die von Kollegen ihres Vaters, der Polizist ist, missbraucht werden. Als das Mädchen bei Buck auftaucht, der eine Schreinerei betreibt und an eigenen Problemen herumlaboriert, entsteht langsam eine Freundschaft. Und als Buck erfährt, warum Lucy solche Angst hat, beschließt er ihr zu helfen und das es sich bei den Tätern um Polizisten handelt, kann man sich vorstellen, dass die Sache nicht so einfach wird.
Das Buch ist relativ dick und es dauert, bis die Story an Spannung gewinnt. Das hat mich aber eigentlich nicht gestört, denn ich fand es angenehm, die Personen und das Dilemma langsam kennen zu lernen. Und im letzen Dritter gibt es genug an Action und Thrill, so dass mandem Ende zu das Buch atemlos liest.
Mir hat die Geschichte gefallen. Ich könnte sie mir gut als Kinofilm vorstellen.
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