Empusion
Eine natur(un)heilkundliche Schauergeschichte
von Olga Tokarczuk
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Erscheinungstermin 20.04.2023 | Archivierungsdatum 13.07.2023
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Zum Inhalt
September 1913, Görbersdorf in Niederschlesien. Inmitten von Bergen steht seit einem halben Jahrhundert das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten. Mieczysław Wojnicz, Ingenieurstudent aus Lemberg, hofft, dass eine neuartige Behandlung und die kristallklare Luft des Kurorts seine Krankheit aufhalten, wenn nicht gar heilen werden. Die Diagnose allerdings gibt nur wenig Anlass zur Hoffnung: Schwindsucht. Mieczysław steigt in einem Gästehaus für Männer ab. Kranke aus ganz Europa versammeln sich dort, und wie auf Thomas Manns Zauberberg diskutieren und philosophieren sie unermüdlich miteinander – mit Vorliebe bei einem Gläschen Likör mit dem klingenden Namen »Schwärmerei«. Drängende Fragen treiben die Herren um: Wird es Krieg geben in Europa? Welche Staatsform ist die beste? Aber auch vermeintlich weniger drängende: Ob Dämonen existieren zum Beispiel oder ob man einem Text anmerkt, wer ihn verfasst hat – eine Frau oder ein Mann? Und mit der »Frauenfrage« befasst sich diese Herrenriege besonders gern. Auch bietet die kleine Welt von Görbersdorf reichlich Gesprächsstoff: Am Tag nach Mieczyslaws Ankunft hat die Frau des Pensionswirts Selbstmord begangen. Überhaupt komme es häufig zu mysteriösen Todesfällen in den Bergen ringsum, heißt es. Was Mieczyslaw nicht weiß: Dunkle Mächte haben es auch auf ihn abgesehen.
September 1913, Görbersdorf in Niederschlesien. Inmitten von Bergen steht seit einem halben Jahrhundert das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten. Mieczysław Wojnicz, Ingenieurstudent aus Lemberg...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Hardcover |
ISBN | 9783311100447 |
PREIS | 26,00 € (EUR) |
SEITEN | 384 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Der Student aus Lemberg
Der erste ganz neue Roman von Olga Tokarczuk seitdem ihr der Literaturnobelpreis zugesprochen wurde. Die Handlung ist in Schlesien 1913 angesiedelt.
Der aus Lemberg stammende Mieczysław Wojnicz hofft auf Heilung in einem Sanatorium. Die Referenz zu Der Zauberberg von Thomas Mann ist beabsichtigt. Das hat seinen Reiz, aber Tokarczuk will auch noch etwas anderes. Für mich möchte ich den Vergleich zwischen den beiden Büchern nicht fortsetzen. Warum sollte man ein Buch gegen dass andere ausspielen.
Wojnicz mietet sich in einem naheliegenden Gästehaus für Herren ein.
Da ergeben sich Treffen und Gespräche mit anderen Patienten und auch manches rätselhaftes bis absonderliches. Es gibt einiges an philosophischen wie psychologischen Momenten, aber das Geheimnisvolle soll erhalten bleiben.
Der Roman entwickelt sich langsam, aber intensiv. Es entfaltet sich viel Atmosphäre. Tokarczuk Sprache hat mich beeindruckt. Ihr Stil besteht aus eindrucksvollen, beobachtenden Beschreibungen, die an vielen Stellen verhalten, aber stimmungsvoll sind.
Was für ein freudvoll-skuriler Schauerroman! Ein "wir" beobachtet und schildert freundlich-ironisch einen mehrmonatigen Kuraufenthalt des jungen Studenten Mieczyslaw Wojnicz, ein sehr sanftes Gemüt mit kämpferischem Namen. Im Gästehaus für Herren, wo er untergebracht ist, kommt gleich zu Beginn die einzige weibliche Person zu Tode, die Ehefrau des Gastgebers. Die Handlung liest sich wie ein Theaterstück in einer Guckkastenbühne mit einigen wenigen weiblichen Personen am Rande, die diese männliche Welt genau beobachten. Im besten Sinne irrwitzig sind die abendlichen Gespräche im Gästehaus, wenn die unterschiedlichsten Themen, gerne unter dem Einfluß eines recht wirksamen Likörs, diskutiert werden, nur um am Ende beim Thema "Frauen" und deren definitiver Unterlegenheit, zu enden. Der "Abspann", in dem alle zitierten Autoren aufgezählt werden, ist eine Liste der Ivy-League der Weltliteratur.
Alle Elemente des klassischen Schauerromans werden eingesetzt, die Spannung steigt, Mystisches und Gruseliges geschieht, am Ende steht Erlösung und Befreiung. Ein grandioser Roman mit unzähligen Schichten, der zum mehrmaligen Lesen auf den unterschiedlichsten Ebenen einlädt, natürlich in formvollendeter Sprache und Übersetzung. Und geistreicher Witz und Humor findet sich mehr als genug.
Olga Tokarczuks neuester Roman „Empusion“, übersetzt von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein, mutet auf den ersten Blick wie eine Nachstellung von Thomas Manns „Zauberberg“ an.
Im Vergleich zum Mann’schen, Davos’schen Grusel, der vornehmlich an Bilder von zerfallenden Körpern, pfeifenden Lungen und der Angst vor dem Sterben gebunden ist, geht die hiesige Geschichte nämlich wesentlich tiefer in düstere Gefilde.
Direkt nach der Ankunft Wojnicz‘ stirbt eine Person im Sanatorium – und zwar nicht an den Folgen einer Lungenkrankheit. Üble Wahrheiten und unheimliche Legenden über das Personal des Sanatoriums und die Geschichte des Ortes werden aufgedeckt.
Der Untertitel „natur(un)heilkundliche Schauergeschichte“ lässt bereits erahnen, in welche Richtung Tokarczuk mit „Empusion“ gehen möchte – gibt allerdings bei Weitem nicht die volle Pracht dessen Preis, was die Autorin mithilfe der argumentativen Vorlage erschaffen hat.
Gesagt soll sein, dass Tokarczuk in „Empusion“ auf zeitgenössische Themen wie Queerness, Selbstbild, Feminismus und eingeht, unglaublich intelligent und satirisch mit Kontrasten und für Mann zeitgenössischen Positionen arbeitet – um dann die Erzählwelt, in der Lesende sich befinden, gekonnt und mit Wucht auf den Kopf zu drehen.
Wer schnelle Geschichten mag und Handlung vor Reflexion bevorzugt; wer szenische Ausschweifungen und interpretationsoffene Gedanken nicht interessant findet, sollte dieses Buch Tokarczuk generell meiden, da die Autorin in jedem ihrer Werke eine hohe psychologische, literarische und wissenschaftliche Komplexität beansprucht.
Meinerseits handelt es sich jedoch um eine der faszinierendsten Autor*innen unserer Zeit.
Volltext: sandrafalke.com
Ein unglaublicher Lesegenuss, der von der ersten Seite an einen Sog entwicklet und die Leser*innen in das 1913 entführt. Olga Tokarczuk hat die Erwartung mehr als erfüllt und uns einen auf den ersten Blick zugänglichen aber trotzdem vielschichtigen, klugen, witzigen, modernen und unterhaltsamen Roman geschenkt.
Bevor man zu diesem Buch greift, sollte man wissen, dass es nicht für diejenigen geeignet ist, die den schnellen Kick suchen, denn diese Schauergeschichte entblättert nur ganz langsam ihre verborgene Schönheit. Für die heutige Generation könnte sogar die Sprache etwas anstrengend und befremdlich sein, denn der Schreibstil ist ganz der Zeit gewidmet, in der die Handlung stattfindet. Im September 1913 hat man eben ganz anders gesprochen und geschrieben als 2023.
Also Vorsicht; das Lesen könnte anstrengend werden, aber wenn man z.B. den Zauberberg von Thomas Mann gelesen hat, mit dem sich dieses Buch ein klein wenig vergleichen lassen muss, dann wird man diesem Buch die Liebe entgegen bringen, die es verdient.
Das erste Sanatorium für Lungenkrankheiten in Göbersdorf in Niederschlesien hat 1913 bereits viele Gäste, als der Ingenieurstudent Mieczysław Wojnicz, aus Lemberg eintrifft, um seine Schwindsucht behandeln zu lassen. Er kommt im Gästehaus für Herren unter und gleich am nächsten Tag begeht die Frau des Wirtes Selbstmord. Das Leben scheint aber ganz normal weiterzugehen und er muss nun ebenso wie seine Mitpatienten durch gutes Essen, Spaziergänge an der guten Luft des Ortes und regelmäßige Likörchen wieder zu Kräften kommen. Der abendliche Alkoholgenuss regt die Stimmung an und so philosophieren die Herren jeden Abend über das Leben, den Krieg, und die Frauen; ein Thema bei dem sie immer wieder unweigerlich landen.
Lange Zeit geht es so, bis Mieczyslaw irgendwann eine unheimliche Entdeckung macht. Auf dem örtlichen Friedhof befinden sich sehr viele Gräber von jung gestorbenen Männern. Jedes Jahr im November ist ein Todesfall zu beklagen und es gibt noch mehr Auffälligkeiten…
Ich habe dieses Buch extrem gern gelesen, auch wenn mich die teilweise langen Debatten etwas ermüdet haben, so fängt das Buch doch eine ganz besondere Stimmung ein, die mich auch nach dem Ende lange Zeit nicht losgelassen hat. Da es sich um einen realen Kurort handelt und sich noch Bilder des Sanatoriums und des Ortes finden, hatte ich beim Lesen viele Bilder der Örtlichkeiten vor Augen.
Es dauert einige Zeit, bis man begreift, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und nur langsam erkennt man, was mit dem Protagonisten los ist, doch dann wird es immer spannender. Fast surreal erscheint der Showdown und das Ende hinterlässt ein gutes Gefühl.
Dieses Buch gehört schon jetzt zu meinen Highlights 2023. Handlung, Sprache und Stimmung haben mich sofort eingenommen und beeindruckt. Ein wunderbar vielschichtiges Buch, das eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen hat. Daumen hoch und eine begeisterte Leseempfehlung an diejenigen, die bereit sind, sich auf eine Zeitreise in das Jahr 1913 zu begeben.
LeserInnen dieses Buches mochten auch:
Marco Ansing, Nils Krebber, Stefanie Mühlenhaupt, Katja, Rostowski, Gordon L. Schmitz, Charlotte Weber und Vincent Voss.
Fantasy & Science Fiction, Krimis, Thriller, Mystery, Reisen