Braunes Erbe

Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien

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Erscheinungstermin 05.05.2022 | Archivierungsdatum 01.12.2022

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Zum Inhalt

Das braune Erbe der reichsten deutschen Unternehmerdynastien – und wie sie heute damit umgehen.

Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns zählen zu den reichsten deutschen Unternehmerdynastien. Und dennoch ist ihre dunkle Vergangenheit kaum bekannt. David de Jong erzählt, woher ihr Wohlstand kommt, wie sie sich im Nationalsozialismus bereichert haben, und wie sie danach damit umgingen.

Anfang 1933 luden die Nationalsozialisten Vertreter der Wirtschaft nach Berlin ein, um sie aufzufordern, für den bevorstehenden Wahlkampf Geld zu spenden. Die Eingeladenen waren erfolgreiche Industrielle und Banker; zu ihnen gehörten Günther Quandt, Friedrich Flick und August von Finck. Nach der Machtübernahme traten sie in die Partei ein und arbeiteten mit dem Regime zusammen. Sie verdienten an der Aufrüstung und bereicherten sich durch Einsatz von Zwangsarbeitern und Raub jüdischer Unternehmen in Deutschland und in den besetzten Gebieten Europas.

Warum konnten sie nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten? Wie gingen sie mit ihrer Verantwortung für das Unrecht um, dem sie einen Teil ihres Reichtums verdanken? Welche Entscheidungen haben es ihnen möglich gemacht, in den Jahrzehnten danach weiter zu expandieren? Was bedeutete das für die Bundesrepublik? Und wie gehen die Erben heute mit ihrer dunklen Familiengeschichte um?

David de Jong erzählt auf fesselnde Weise von einem Jahrhundert deutscher Geschichte – und von Dynastien, deren Entscheidungen viele Schicksale bestimmt haben und die bis heute den Alltag von Menschen in Deutschland und der Welt beeinflussen.

Das braune Erbe der reichsten deutschen Unternehmerdynastien – und wie sie heute damit umgehen.

Die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs, die Oetkers und die Reimanns zählen zu den...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783462052282
PREIS 28,00 € (EUR)
SEITEN 496

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Dieses Buch hat mich erschüttert. Zwar wusste ich von vielen der Verstrickungen der Unternehmer-Familie mit dem Nationalsozialismus, aber daß die meisten von ihnen so unmenschlich und grausam auf ihren materiellen Vorteil bedacht waren, hat mich doch schockiert.
Sicherlich kann man die Erben der Dynastien nicht für die Taten ihrer Großväter verachten, aber es kommt doch sehr darauf an, wie sie mit den verbrecherischen Verstrickungen nach dem Krieg umgegangen sind und gerade heute damit umgehen, oftmals mehr als blamabel und mit wenig Anerkennung der Schuld.
Ich fand es auch erschreckend, wie die Alliierten bei der Anklage und vor Gericht geholfen haben, vieles unter den Teppich zu kehren. Und wie skrupellos die Angeklagten und ihre Anwälten vorgegangen sind, z.B. einen Staatsanwalt zu erpressen, weil er schwul war – worauf er die Anklage abmilderte.
Das Buch enthält Photographien, aber das Hörbuch wird sehr gut vorgelesen von Alexander Gamnitzer – beides kann ich empfehlen!
Dieser Text wird noch eine Weile in mir nachwirken…
… und sollte eigentlich Pflichtlektüre – gerade heutzutage – für alle Deutschen sein.

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Wie sagt man so schön, Geld stinkt nicht. Was eine so einfache Aussage ist, wird in diesem Buch erschreckend dargestellt. Ab einem gewissen Reichtum schließt man auch einen Pakt mit dem Teufel, um noch reicher zu werden und wieviel Menschen dabei auf der Strecke bleiben ist egal. Für viele Unternehmefamilien aus Deutschland bot das Dritte Reich riesige Möglichkeiten , um ihren Reichtum zu mehren. Und nach dem Untergang gab es keine Reue, es wurde sich reingewaschen und weiter geht`s . Eigentlich ist es doch sehr traurig, dass es keine Bestrafung oder Aufarbeitung der Verstrickung mit dem Dritten Reich gab.. Wenn schon die Siegermächte beide Augen zu drückten...
Unbedingt lesen !!!

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DIE INTENTION DES AUTORS

David de Jong, der Autor von „Braunes Erbe“, hat sich nicht nur aufgrund seines beruflichen Werdegangs als studierter Politikwissenschaftler mit den reichsten deutschen Unternehmerdynastien und ihrem Verhalten während der Zeitspanne zwischen Hitlers Machtergreifung und nach dem Ende des 2. Weltkriegs befasst. Als Niederländer interessiert er sich auch aus persönlichen Gründen für die deutsche Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mussten doch seine Vorfahren unter dem Einmarsch der Deutschen in den Niederlanden leiden.


MIT RUHM BEKLECKERT HAT SICH NIEMAND…

In „Braunes Erbe“ beleuchtet David de Jong berühmte deutsche Unternehmerfamilien wie die Quandts, die Flicks, die von Fincks, die Porsche-Piëchs oder die Oetkers und ihr Wirken in der Nazizeit. Es ist in meinen Augen kein Spoiler, wenn ich an der Stelle erwähne, dass sich keine der genannten Familien mit Ruhm bekleckert hat. Das war für mich zu erwarten, schließlich kann ich mich selbst auch nicht davon freisprechen, dass ich in solch dunklen Zeiten mit einem menschenverachtenden Regime kooperiert hätte, um meine eigene Haut zu retten.


AUFARBEITUNG UND ENTSCHÄDIGUNG: FEHLANZEIGE

Entsetzt hat mich jedoch, dass einige der genannten Dynastien durch Parteispenden aktiv dazu beigetragen haben, dass Hitler an die Macht kommen konnte. Ähnlich verwerflich finde ich, dass allen Familien gemein ist, dass sie die damals durch sie verübten / nicht vereitelten Verbrechen bis heute versuchen, unter den Teppich zu kehren. Eine von Herzen betriebene Aufklärungsarbeit sucht man vergebens.

Das ist etwas, was ich nicht verstehen kann. All diese Familien haben insbesondere durch eine Beteiligung an der Rüstungsindustrie enorm profitiert. Hinzu kommt die Beschäftigung von Zwangsarbeiter*innen und das „sich unter den Nagel reißen“ von jüdischem Vermögen. Warum kann man im Nachhinein nicht dazu stehen, um Entschuldigung bitten und vor allem die angezeigten Entschädigungen zahlen?

Bezüglich des Themenkomplexes „Zwangsarbeit“ hat „Braunes Erbe“ eine interessante Verbindung zu aktuellen Ereignissen. Denn immer wieder ist im Buch von ukrainischen Zwangsarbeiterinnen die Rede. Welche Ironie der Geschichte, dass die Nachkommen dieser ausgebeuteten Frauen (oder sogar sie selbst) nun vor dem Angriffskrieg nach Deutschland flüchten.


DER „KALTE KRIEG“ ALS GERECHTIGKEITSBREMSE

Wer sich fragt, warum die meisten deutschen Unternehmerdynastien so ungeschoren davon kommen konnten, der sei auf die politischen Entwicklungen nach dem Ende des 2. Weltkriegs verwiesen. Ziemlich bald ging der Kalte Krieg los und dem Westen war ein wirtschaftlich starkes Westdeutschland als Bollwerk gegen den Kommunismus wichtiger als Sühne.

Ein kleines bisschen Gerechtigkeit gab es aber doch, da viele der großen Unternehmerfamilien an Bedeutung verloren haben. Man denke nur an die Flicks, die einfach keinen fähigen Geschäftsmann unter den Erben finden konnten.


FAZIT

Ich fand „Braunes Erbe“ sehr spannend und mitreißend. Ja, es ist ein Sachbuch, das sich z.B. auch durch die notwendigen Quellenangaben auszeichnet. Trotzdem lesen sich die politischen Verwicklungen und Missetaten so spannend, dass es teilweise an einen Krimi oder Thriller erinnert. Keine Angst also vor schwerer Kost. Ja, es ist ein Blick in die dunkelsten Stunden unserer Geschichte. Aber trotzdem – oder gerade deswegen – so mitreißend und aufwühlend, dass ich keinerlei Probleme hatte, dranzubleiben. Für mich war „Braunes Erbe“ eine superspannende Geschichtsstunde, die ich nicht missen möchte.

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Zahlreiche deutsche Firmendynastien sind direkte Nutznießer des NS-Unrechtsstaates. In diesem Buch wird dargestellt, wie es dazugekommen ist, wie sie von Enteignung des jüdischen Vermögens, Zwangsarbeitern, Ausbeutung und Rüstungsaufträgen profitiert haben. Wie sie ihre Mitschuld leugne(t)n und ihre dunkle Vergangenheit am liebsten unter den Teppich kehren wollen. Ist es kurz nach Kriegsende noch gelungen, die Alliierten teilweise an der Nase herumzuführen und ihre Beteiligung an Kriegsverbrechen kleinzureden, so gelingt das heute nicht mehr.

Das Interview von Verena Bahlsen im Jahre 2019, in dem sie erklärt, „Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt." Der Bahlsen-Konzern habe sich nichts zuschulden kommen lassen". sorgt für entsprechende Empörung und zeigt, wie notwendig Bücher wie dieses nach wie vor hier sind.

Autor David de Jong erklärt anhand von Unternehmerfamilien wie den Quandts, den Flicks, den Porsche-Piëchs, den Oetkers, den Reimanns und derer von Flick wie sie sich in der NS-Zeit auf Kosten von Tausenden Zwangsarbeitern bereichert haben.

Das Buch beginnt Anfang 1933 mit der Zusammenkunft des Regimes mit den damaligen Größen der Wirtschaft um die Aufrüstungs Deutschlands voranzutreiben. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten traten sie der Partei und oft auch der SS bei, um sich skrupellos zu bereichern.

Interessant zu lesen war für mich, wie sehr die Familie Quandt mit dem Regime verstrickt war. Magda Goebbels war die zweite Ehefrau von Günther Quandt, Der gemeinsame Sohn wuchs bei Josef Goebbels auf.

David de Jong wirft auch einen kritischen Blick auf die Alliierten, denen bekannt gewesen ist, wie die Unternehmen vom NS-Regime profitiert haben und sie dennoch nach dem Krieg nahezu unbehelligt weiterarbeiten haben lassen. Wie sehr die Angeklagten von sich und der Rechtmäßigkeit ihres Handelns überzeugt waren, erkennt man auch darin, dass sie selbst vor der Erpressung eines homosexuellen Staatsanwaltes nicht zurückgeschreckt haben.

Spät aber doch, müssen sich die Erben der Dynastien mit den Verbrechen der Großväter auseinandersetzen, doch wie das eingangs erwähnte Beispiel von Verena Bahlsen zeigt, ziemlich blamabel und nicht immer mit der gebotenen Demut den Opfern gegenüber.

Das Buch enthält zahlreich bislang unbekannte Fotos aus den Archiven der Unternehmen und Familien.

Fazit:

David de Jong erzählt auf fesselnde Weise wie Unternehmerfamilien in das NS-Regime verstrickt waren, wie wenig sie ihre Beteiligung an den Verbrechen eingestehen und wie sie und ihre Konzerne davon profitiert haben. Gerne gebe ich diesem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Fassungslos lässt einen dieses Buch zurück. Die Gier einiger Menschen ist definitiv unfassbar. Wie sich der Krieg zu nutzen gemacht wurde, die Schilderungen sind einfach unglaublich. Das hier ist kein ödes Sachbuch, es liest sich äußerst unterhaltsam ohne aber zu belehren oder unsachlich zu werden. Gut, einiges ist sicherlich fiktional ergänzt, aber die vielen Verweise auf diverse Quellen zeigen, dass das Ganze im Kern so war.
Mir war vieles nicht bewußt, insbesondere das Ausmaß der eingesetzten Zwangsarbeiter im zweiten Weltkrieg und dass die Gier so wenig durch die Alliierten nach Kriegsende verfolgt wurde.
Das Manko der fehlenden Aufarbeitung schwebt nach wie vor über die Erben. Daher müsste das Buch Pflichtlektüre für die Nachkommen dieser reichen Familien sein und natürlich für alle, die sich für Wirtschaft und Verflechtungen interessieren.

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Die Dynastien der Quandts, Dr. Oetkers, Riemanns, Porsche-Piëchs, der Flicks und derer von Finck zählen zu den reichsten Unternehmen Deutschlands. Und dennoch gibt es dunkle Flecken in der Vergangenheit. Besonders unter den Nationalsozialisten konnten sie profitieren und sich profilieren, ohne danach gross zur Verantwortung gezogen zu werden. Der Grundstein für den Ausbau der Familienimperien wurde damit gelegt.
Der Politwissenschaftler David de Jong geht in "Braunes Erbe" den Fragen nach, wie es die Unternehmen schafften, im Dritten Reich ihre Unternehmen auszubauen sowie Reichtum zu mehren, aber es trotz nachweislicher Sympathien und Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten, nach dem Krieg in der aufstrebenden jungen Bundesrepublik relativ unbehelligt Karriere zu machen.
Ausführlich und fundiert, mit zahlreichen persönlichen Dokumenten belegt, schildert de Jong tiefgründig, aber allgemeinverständlich diese Lebenswege. Auch wenn die Vielzahl der Personen und Handlungen zu Beginn erschlagen scheint, ist hiermit ein sehr lesenswertes und informatives Buch entstanden.
Während das Printexemplar mit Fotos bereichert wird, besticht das Hörexemplar durch die gelungene Umsetzung mit dem Sprecher Alexander Gamnitzer.
Klare Leseempfehlung!

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Was macht man nicht alles für Geld?

Warum haben eigentlich bestimmte Familien so ein großes Vermögen? Woher kommt dieser Wohlstand? Sicher weil sie etwas erfunden haben oder verkauft, was bei vielen Menschen ein Bedürfnis geweckt hat und gekauft wurde. Doch leider auch, weil sie sich in der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit bereichert haben.

David de Jong beschreibt in seinem Buch Familien wie Flick, ein Stahlbaron oder Quandt, der in der Rüstungs- und Bauindustrie verankert ist. Begonnen hat alles bei einem Treffen im Februar 1933. Kurz zuvor hat Hitler die Macht übernommen und nun soll alles in Bahnen gelenkt werden die er benötigt und ihn unterstützen. Gerade die Familie Quandt war hier sehr involviert. Auch geht er auf aktuelle Geschehnisse der Familien ein, doch hat man das Gefühl, dass hier nichts gelernt wurde bzw. die Taten der Großeltern verdrängt wurden und werden.

Es war sehr spannend zu lesen, wie alles zusammenhängt und wie es sich durch die Jahre gezogen hat. De Jong beschreibt zudem wirklich verständlich und teilweise schon als eine Art Roman und nicht als ein durchgängiges Sachbuch. Auch wenn der Inhalt mit Zwangsenteignungen und Ausbeutungen einen mit einer Bestürzung zurücklässt, liest es sich rein subjektiv gesehen sehr flüssig. Daher muss man auch keine Angst vor der Stärke von gut 500 Seiten abschrecken lassen. Wenn dieses Thema interessiert, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

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Sehr interessantes Thema, sorgfältig recherchiert und gut abgebildet, sodass das lesen nicht unnötig schwerfällt, obwohl es viele Seiten hat

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Harter Tobak zum Teil. Sollte man aber unbedingt kennen. Wichtiger Beitrag in Sachen Elitenforschung. Gekonnt und spannend erzählt.

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„Ich bin Kapitalist. Mir gehört ein Viertel von Bahlsen, da freue ich mich schon drüber.“ Mit diesen Worten redete sich Verena Bahlsen 2019 um Kopf und Kragen. Dass sie mit ihrem Geld auch weiterhin Segeljachten und so was kaufen möchte, war da nur ein Sahnehäubchen. Um Jachten und so was ging es auch in einem Interview mit einer anderen schwerreichen Deutschen: „Manche glauben, dass wir ständig auf einer Jacht im Mittelmeer herumsitzen“, so Susanne Klatten, Milliardärin und Mitglied des Quandt-Clans, als sie betonte, wie hart ihr Leben sei („Wer würde mit uns tauschen wollen?“). Was die beiden gemeinsam haben, hat der Wirtschaftsjournalist David de Jong in seinem Buch „Braunes Erbe. Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien“ beleuchtet. Exemplarisch erzählt er am Beispiel der Unternehmerfamilien Quandt, Porsche, Flick, von Finck und Oetker über ihren Aufstieg in der Nazizeit. Dabei schlägt er in dem informativen, interessanten und äußerst lesenswerten Buch einen Bogen vom Damals der Kaiserzeit zum Heute, von den Patriarchen zu den oben genannten Erben der Dynastien.
Aber von vorn.
Sowohl bei Bahlsen wie auch in der Familie Klatten/Quandt entstand ein nicht unbeträchtlicher Teil des Vermögens zwischen 1933 und 1945. Durch großzügige Spenden an die NSDAP („Der NSDAP drohte permanent die Pleite, sie brauchte alle Mittel, die sie bekommen konnte.“), Investitionen in Rüstungsindustrie und die Beschäftigung von Zwangsarbeitern wurden Familien wie Quandt, Flick, Oetker/Kaselowsky, Porsche/ Piëch oder von Fink, die zum Großteil vorher schon wohlhabend waren, schwerreich. Und ihre Spenden an die NSDAP leisteten dem Nationalsozialismus enormen Vorschub.
Und als wären ihr Kriegsprofit, die Arisierungen (dadurch rissen sie nicht nur Fremde und Konkurrenten, sondern ehemalige Kollegen und sogar Freunde ins Verderben) und die Ausbeutung von Zwangsarbeitern nicht schockierend genug, beschreibt de Jong ausführlich den Umgang der Nachkommen mit ihrem „braunen Erbe“. Nachdem die Firmenchefs nach 1945 überwiegend mit einem „Klaps auf die Finger“ (persil)reingewaschen in die Nachkriegszeit gingen, bekamen sie größtenteils ihr Vermögen zurück, mehrten es und hatten weiterhin ihre Finger in allen möglichen Firmen, unter anderem auch in solchen, die sie sich durch Arisierung angeeignet hatten. Nur einer der Finanzmagnaten der Nazizeit wurde bei den Nürnberger Prozessen verurteilt. Und statt mit sich selbst wegen des begangenen Unrechts ins Gericht zu gehen, praktizierten sie, wie beispielsweise Ferry Porsche, eine Täter-Opfer-Umkehr. „Nach dem Krieg wirkte es so, als würden diese Menschen, die von den Nazis verfolgt worden waren, es als ihr Recht ansehen, zusätzlichen Gewinn zu machen, selbst in Fällen, in denen bereits eine Entschädigung gezahlt worden war“, schrieb er unter anderem über den ehemaligen Porsche-Mitbegründer Adolf Rosenberger, dessen Firmenanteil „arisiert“ worden war.
Intransparenz ist bei vielen Firmenerben heute noch Programm, Leugnen, Relativieren und Verharmlosen an der Tagesordnung. Nach Aussage der Erben waren ihre Vorfahren also alle keine überzeugten Nationalsozialisten und keiner verfolgte ideologische Ziele und Zwangsarbeiter wurden immer gut behandelt. Und wenn man ihnen anhand von Quellen nachweisen kann, dass alles doch ganz anders war? Dann geben sie exakt so viel zu, geben eigene Studien zum Thema in Auftrag und spielen, wenn möglich, die Beteiligung ihrer Vorfahren herunter.
Das möchte der Niederländer David de Jong, dessen Großeltern die Nazizeit nur durch Glück überlebt haben, nicht so stehenlassen. Er hat ein wahres Fleißwerk abgeliefert. Minutiös ackert er sich durch Welt- und Familiengeschichte, belegt mit zahllosen Quellen und Querverweisen seine Ergebnisse. Es ist ein teilweise spannendes, auf jeden Fall aber schockierendes Buch, das sehr nachdenklich macht. Von mir eine absolute Lese-Empfehlung für alle, die sich für das Thema interessieren, und fünf Sterne.

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Weder Aufstieg noch Herrschaft der Nationalsozialisten wäre ohne helfende oder willfährige Unterstützer in der deutschen Wirtschaft möglich gewesen. Flick, Finck, Porsche-Piëch, Oetker, Reimann, Quandt - noch heute extrem reiche Familien haben einen Großteil ihres Aufstieges, ihres Reichtums und Einflusses dem nationalsozialistischen Regime und seinen verbrecherischen Regeln zu verdanken. Und die meisten von ihnen schweigen still darüber, huldigen noch heute ihren Vorfahren, in dem sie Gebäude, Stiftungen und Preise nach ihnen benennen.

David de Jong gelingt eine packende, plastische Schilderung des Aufstiegs und der dabei verwendeten Methoden. Dramaturgisch geschickt angeordnet, zeichnet er nach, wie aus Überzeugung oder schlichtem Opportunismus die Nähe zum Regime gesucht wurde. Skrupellos wurden jüdische Angestellte oder Geschäftspartner fallengelassen, Konkurrenten erpresst, hemmungslos wurden die Chancen ergriffen, die sich mit dem staatlich forcierten Herausdrängen jüdischer und »nichtarischer« Akteure aus der Wirtschaft ergaben. Und natürlich setzten alle Zwangsarbeiter ein.

Mindestens ebenso bedrückend ist allerdings die Nachkriegsgeschichte. Durch Lügen, Täuschen und Vertuschen gelang es, zügig das eigene Vermögen zu retten und sich nahtlos in die bundesrepublikanische Wirtschaft zu integrieren, deren Wachstum die Möglichkeit zu globalem Agieren gab. Es ist erschütternd, wie leicht die eigenen Lebenslügen vermittelbar wurden und wie tief verwurzelt sie noch heute in den Familiendynastien sind, die sich häufig bestenfalls halbherzig ihrer Vergangenheit stellen. Von ernsthaften Entschädigungen gar nicht erst zu reden (einzige Ausnahme: Die Familie Reimann).

Die noch heute wirksamen Verknüpfungen und Verbindungen, zum Teil noch heute ins rechtsextreme Milieu, zeigt de Jong unnachgiebig auf. Und auch wenn ich einiges schon gewusst habe: So richtig präsent war es mir nicht und ich bin de Jong sehr dankbar für seine klare, sachliche Darstellung.

Im Gegensatz zu vielen anderen Darstellungen zu diesem Thema, ist diese hier nicht nur fachlich fundiert und mit umfassenden Quellennachweisen belegt, sondern auch literarisch exzellent geschrieben. So muss Geschichtsvermittlung sein!

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Verena Bahlsen, 26 Jahre alt, gehört ¼ der Fabrik Bahlsen. Vor wenigen Monaten sagte sie: „Ich will es (Geld aus der Fabrik) behalten, will mir Jachten kaufen. Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg? Das war vor meiner Zeit. Wir haben sie bezahlt, wie Deutsche.“ So beginnt das Buch #BraunesErbe von David de Jong. Das Interview mit Frau Bahlsen schlug hohe Wellen, änderte jedoch nichts an den Tatsachen.

Unternehmen, um die es in diesem Buch geht, werden bereits im Klappentext benannt. Die Firma Bahlsen zum Beispiel beschäftigte 700 Zwangsarbeiter. Die meisten von ihnen waren Frauen aus Polen und der Ukraine. Sie schufteten in einer Backwarenfabrik bei Hannover. Und Bahlsen war nicht der einzige Unternehmer, der durch Zwangsarbeiter sein Geld vermehren und seine Fabriken zu Großunternehmen werden ließ. Eine sehr beliebte Vorgehensweise war damals auch diese abscheuliche „Arisierung“. Es wurden Jüdische Werke für sehr wenig oder gar kein Geld übernommen. Die Not der Menschen wurde schamlos ausgenutzt und bis heute gibt es kaum Erben, die dieses Vorgehen verurteilen.

De Jong schreibt, wie die Nationalsozialisten so stark werden konnten. Es gab den Börsencrash, die höchste Inflation und eine übergroße Arbeitslosigkeit. Hit.. und seine Getreuen verstanden es, die Not der Deutschen zu instrumentalisieren. Sie versprachen ihnen das Blaue vom Himmel und durch großartige Spenden finanzstarker Unternehmer, konnten sie zunächst einiges erreichen. Dann kam die Aufrüstung und mit ihr der Rückgang der Arbeitslosen. Als dann diese sogenannte „Machtergreifung“ kam, war das der „Beginn von 12 langen und blutigen Jahren“.

Ein US-Amerikaner, der Colonel George Lynch sagte während einem der Nürnberger Prozesse:

„Die sogenannte Herrenrasse hat bewiesen, dass sie lediglich in den Bereichen Verbrechen, Grausamkeit und Sadismus führend ist. Den Respekt der zivilisierten Welt habt ihr verloren.“

Nein, verantwortlich ist keiner der heutigen Milliardäre für das, was ihre Väter damals taten. Aber es tut nicht weh, sich in deren Namen zu entschuldigen, Reue zu zeigen und auch Entschädigungsleistungen in Form von Geld zu leisten. Alleine zuzugeben, dass es Zwangsarbeiter, Arisierung und weitere unmenschliche Machenschaften gab, das wäre doch etwas. Würde sich in der Historie einiger Firmen gut machen und ein ganz anderes Licht auf die Nachkommen werfen. Das ist meine ganz persönliche Meinung.

Das Buch liest sich wie ein Krimi, dabei besteht es nur aus Fakten. Es hat mich nachdenklich zurückgelassen und ich werde alles daran setzten, den leider immer stärker werdenden antidemokratischen Kräften entgegenzutreten. Einige Fotos zeigen die „Größen“ mit ihren Familien und machen das Geschriebene noch einmal mehr authentischer. #NetGalleyDE

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Ein erschütterndes und zutiefst empörendes Buch, dass einen angesichts der mit diesem an sich schon widerwärtigen Thema einhergehenden Selbstgefälligkeit, Selbstgerechtigkeit und Schamlosigkeit der damaligen und insbesondere auch heutigen Profiteure fassungslos macht

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Sie heißen Quandt, Oetker, Flick, Porsche-Piëch, und sie teilen manche Gemeinsamkeit. Einen, wie man sagt, „großen Namen“. Wirtschaftliche Macht. Ein Milliardenvermögen. Und eine unrühmliche Vergangenheit, das titelgebende „braune Erbe“.
Der niederländische Politikwissenschaftler David de Jong zeichnet auf fachlich fundierte und zugleich fesselnde Weise nach, wie einige der berühmtesten Unternehmerdynastien Deutschlands auf das Engste mit der Nazidiktatur verwoben waren, wie sie unter deren Unrechtsregime ihre wirtschaftliche Macht auf- und ausbauten und unmittelbar von dieser Allianz profitierten, wobei – man muss zynisch bemerken: selbstverständlich! – weder moralische noch menschliche Bedenken eine nennenswerte Rolle spielten.

Nun mag man resigniert einwerfen, dass diese Verstrickungen keineswegs eine neue Erkenntnis darstellten. Dennoch stellt de Jongs Analyse eine absolut lesenswerte Lektüre dar, denn er beschränkt sich nicht auf die Jahre 1933 bis 1945, er nimmt auch die Zeit danach in den Fokus. Dabei beleuchtet der Autor nicht allein den schändlichen Umgang der Profiteure mit ihren menschenverachtenden, gleichwohl höchst lukrativen Verbindungen und Entscheidungen, sondern ebenso die damit einhergehende, leider ebenfalls nicht sonderlich rühmliche Rolle der Alliierten, die einen nicht zu leugnenden Anteil an der schleppenden, wenn nicht gar ausbleibenden Aufarbeitung und Entschädigung trugen.
Fazit: David de Jong hat ein wichtiges, ja unverzichtbares Buch geschrieben, dessen Lektüre ich jedem und jeder dringlichst empfehlen möchte.

Wem die Zeit zum Lesen fehlt: Das Hörbuch, auf beeindruckende Weise zugleich sachlich und einfühlsam gelesen von Alexander Gamnitzer, ist eine gleichermaßen empfehlenswerte Alternative.

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Für mich ein muss im Bücherschrank. Mein vorhandenes Wissen über die Geschichte des 2. Weltkrieges wir in neue Zusammenhänge gesetzt, ergänzt und aufgearbeitet. Informativ und interessant bis zum Schluss. Es wird garantiert nicht nur einmal wieder hervorgeholt, da ein gut geführtes Verzeichnis ganz schnelle Orientierung bringt.

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Erschreckend, aber nötig informativ! Nachdem der 2. Weltkrieg und seine Schrecken nun doch schon ein paar Jahrzehnte zurück liegen ist es kein Wunder, dass bestimmte Dinge in Vergessenheit geraten, doch gerade Beteiligte sollten und dürfen ihre eigene Vergangenheit nicht einfach unter den Teppich kehren. Ich war wirklich überrascht, wie viele Namen in diesem Buch vorkamen, die ich vorher nie mit dem Nationalsozialmus in Verbindung gebracht hatte. Vielleicht auch aus Naivität meinerseits. Definitive Leseempfehlung!

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Glühende Nationalsozialisten und kühl kalkulierende, skrupellose Opportunisten. Ein wichtiger Baustein zur Aufarbeitung.

Nazi Milliardäre

So lautet der übersetzte Originaltitel, gemeint sind damit die deutschen Wirtschaftsmagnaten, die sich in der Nazizeit bereichern konnten. Der Reichtum einiger der reichsten deutschen Familien fusst auf diesen Millionen und Abermillionen, die ihre (Ur-Groß)Väter während der Zeit des Nationalsozialismus durch sogenannte „Arisierung“ von Firmen, durch Rüstungsaufträge oder Zwangsarbeit generiert wurde.

»Einige dieser Magnaten waren glühende Nationalsozialisten, die Hitlers Ideologie kritiklos übernahmen. Aber die meisten von ihnen waren vor allem kühl kalkulierende, skrupellose Opportunisten, die ihr Geschäft ausbauen wollten, egal um welchen Preis.«
David de Jong hat schon mehrfach als Journalist über diese Nazivermögen berichtet. Mit „Braunes Erbe“ liefert er ein gewichtiges Buch ab, das zeigt, wie Günther Quandt, Friedrich Flick oder Ferdinand Porsche ihren Reichtum durch die Nazis massiv mehren konnten. Obwohl sie nach 1945 alle von nichts gewusst haben wollten bzw. sich als Opfer darstellten, die nicht anders hätten handeln können, belegt das Buch, dass sie durchaus wussten, was Sache war, sich engagiert für den Bau von Lagern von Zwangsarbeitenden und KZ-Häftlingen in ihren Betrieben einsetzten oder sich als willfähige Abwickler (und Nutznießer) für Übernahmen von jüdischen Betrieben und Firmenanteilen einsetzten.

Im Fall von Günther Quandt kam ich mir beim Lesen manchmal wie in einer Seifenoper vor: Ideologisch war er vermutlich kein Nazi, war aber durch die Heirat seiner Ex-Frau Magda mit Joseph Goebbels verbunden. Nach einer Schlammschlacht um das Sorgerecht – die Günther Quandt später als Beleg seiner Repression durch die NSDAP heranzog – wuchs sein jüngster Sohn Harald bei dem Stiefvater auf. Das alles hielt Quandt aber nicht davon ab, dass er seinen finanziellen Nutzen im System suchte.

Manche der geschichtlichen Figuren scheinen mir fast schon wie Karikaturen. August von Finck senior war Bankier und so geizig, dass er trotz seiner großen Begeisterung für die Nazis nicht genügend Geld springen lassen wollte. Daher beauftragte ihn Hitler bei anderen Geld für das Haus der Kunst zu „fundraisen“. Von Finck war dabei sehr erfolgreich und bekam dafür einige jüdische Banken ins Portfolio.

De Jong schildert die Zusammenhänge sachlich und dabei dennoch mit einer gewissen Spannung. Mir wurde ganz anders, dass diese Männer einfach nicht genug bekommen konnten. Die Darstellung der Lager bleibt ebenfalls recht nüchtern, und ich bin froh drum, denn schon die bloßen Fakten sind immer wieder erschreckend.

CN / Content Note: Gewalt, Folter, Ermordung, Zwangsarbeit, s*xualisierte Gewalt, rassistische und antisemitische Beleidigungen

Aber meist stehen die „Geschäftsabschlüsse“ im Vordergrund, auch, wenn klar benannt wird, dass sie sich alle nicht auf Unwissenheit herausreden können.

Das Buch macht 1945 zum Glück keinen Schlussstrich. Eindringlich stellt de Jong dar, dass die Aufarbeitung nach 1945 nur äußert nachlässig verlieft. Die Alliierten wollten eine Stärkung der deutschen Wirtschaft gegenüber der sowjetischen Bedrohung, die Bonner Republik verstand sich gut mit den Wirtschaftsmagnaten (siehe Flickaffäre). Die Zwangsarbeiter*innen wurden viel zu spät mit viel zu wenig Geld abgespeist, wie de Jong zeigt. Obwohl mir bewusst war, dass die derzeitigen Erb*innen ungern über das Thema sprachen, war ich dann doch nochmal sehr irritiert, dass keine*r mit de Jong sprechen wollte, wie er im Nachwort ausführt. Viel der Firmennamen, die das betrefft, kennt ihr ebenso gut wie ich.

Wichtiges Buch, bitte lesen! 5 von 5 Sternen.

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