Welten auseinander
von Julia Franck
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Erscheinungstermin 13.10.2021 | Archivierungsdatum 13.12.2021
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Zum Inhalt
Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart.
»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst.
Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783100024381 |
PREIS | 23,00 € (EUR) |
SEITEN | 368 |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Was für ein wundervolles Buch Julia Franck mit ihrem neuesten Roman geschaffen hat! Die Geschichte, die aus wechselnden Zeiten erzählt wird ist faszinierend, Beim Lesen konnte ich mich sehr gut in Julia (Susanne) hineinversetzen. Toll zu lesen, die so traurige Entwicklung gegen Ende des Buches hat mich umgehauen. Sehr einfühlsam, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Ich kann dieses Buch unbedingt empfehlen
Julia lebt in den 90ern allein in Berlin. Mit 4 Kindern von 3 Vätern war die Mutter der Roman-Julia 1978 aus der DDR übergesiedelt. Julia hatte später im Westen eine Beziehung zu einem Mann, der überzeugt davon war, dass er nicht alt werden würde und für den vor seiner Zeit mit ihr die DDR unbekanntes Terrain gewesen ist. Durch Stephan gelangt sie in eine bildungsbürgerliche Szene-West, während ihre Mutter Anna als Schauspielerin Teil der Künstler-Bohème-Ost gewesen sein muss. Zahlreiche Namen prominter DDR-Künstler lassen das DDR-Leben von Mutter und Kindern authentisch wirken, obwohl die Autorin betont, jeder hätte eigene Erinnerungen, so dass reale Personen sich im Buch nicht wiedererkennen würden.
In Rückblicken und dabei zwischen dem Erzählen in der 1. und 3. Person wechselnd, erinnert sich Julia an eine Kindheit als Sozialwaise, in der die Töchter den Haushalt nahezu allein führten und neben der Schule Geld verdienen mussten, um sich alltägliche kleine Wünsche zu erfüllen. Ihre Mutter Anna hatte stets ein geschicktes Händchen dafür, das Wohl der Kinder vorzuschieben, um Vorteile herauszuschinden, die ihrer eigenen Bequemlichkeit dienten. So fand sie immer wieder Mäzene, die Freiplätze an Privatschulen für die Töchter als „Sozialfälle“ beschafften und Julia lernte früh, die Hilfsbereitschaft von Pflegeeltern und Mentoren geschickt zu nutzen.
Jahre später findet Julia den kurzen Lebensbericht ihrer Großtante Gisela, die „jüdischer Mischling“ war. Eine Reihe prominenter DDR-Namen tauchen auf, so Julia Francks Großmutter Ingeborg Hunzinger, Tochter des Chemikers Hans Heinrich Franck und Enkelin des Malers Philipp Franck. Zusammenfassen lässt sich ketzerisch, dass Julias Vorfahren unangepasste, tatkräftige Frauen waren, die ein Leben fern von Rollenstereotypen für sich beanspruchten und ihre Kinder möglichst dem Personal überließen.
Hochinteressant fand ich die Figur der Steffi, die sich von der Bohème ausnutzen ließ und unentschlossen zwischen Fürsorge und Ablehnung changierte. Als Clou des komplizierten, autofiktional bearbeiteten Berichts einer nomadischen Außenseiter-Kindheit zeigt sich im Buch Julias leiblicher Vater Jürgen, der Junge, der in der „Mittagsfrau“ zurückgelassen wurde.
Julia Franckh trifft mit ihrer Autofiktion den Sound der 80er. Ihre gleichnamige Protagonistin scheint stets viel zu jung zu sein, für das, was sie zu bewältigen hat, und oft sprachlos angesichts des Familien-Chaos, das sie für ihre LeserInnen entfaltet. Julia Francks Flickenteppich einer Kindheit wird ebenso polarisieren wie „Die Mittagsfrau“. Wer das Buch ablehnte, wird mit den auseinanderliegenden „Welten“ sicher wenig glücklich.
Julia Franck, die 2007 den Deutschen Buchpreis für „Die Mittagsfrau“ erhielt hat nun nach einer langen Pause ein neues Buch veröffentlicht.
Wie in einigen ihrer vorherigen Romane verarbeitet sie auch hier ihre eigene Familiengeschichte. Diesmal geschieht das jedoch auf noch persönlichere Art und Weise: das Mädchen Julia steht im Mittelpunkt der Geschichte.
Dieser Roman kam für mich wie ein unerwartetes Geschenk. Da ich ihre anderen Bücher bereits mit großem Gewinn und großer Freude gelesen hatte, war ich bestürzt, als ich hörte, sie habe aufgehört zu schreiben. Ich bin nun sehr glücklich darüber, dass es anders gekommen ist.
Julia wird in Ostberlin als Zwillingsschwester geboren. Der Vater spielt sehr lange in ihrem Leben keine Rolle. Die Mutter ist Schauspielerin und mit den Kindern schwer überfordert. So wird „das Mädchen“ eine lange Odyssee durch Pflegefamilien, Heime, Aufenthalten bei Verwandten und Freunden, und später durch Wohngemeinschaften durchmachen, bis sie zur Ruhe kommen darf.
Immer wieder auch macht sie Station bei ihrer hochinteressanten, aber harten Großmutter, der berühmten Bildhauerin Ingeborg Hunzinger.
Ein sehr berührendes, sehr ehrliches und auch spannendes Buch. Franck zeichnet eine ungewöhnliche Familiengeschichte, aber auch die erste große Liebe auf einfühlsame Weise. Trauer, Angst, Scham und Schmerz, doch Julia zerbricht nicht. Durch ihr exzessives Schreiben gelingt es ihr sich zu entfalten und zu behaupten.
Wie immer bei Julia Franck ist dieser literarische Text in einem klaren und ästhetischen Stil geschrieben. Ein absolutes Muss für alle, die die Autorin schon kennen und schätzen, aber auch sehr gut lesbar als Einstieg in ihr Werk.
Elvira Hanemann
Klappentext:
„Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart.
»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst.“
Julia Franck‘s Geschicht ist keine leichte Kost. Ihre gleichnamige Protagonistin erlebt eine Kindheit voller Hin und Her. Man merkt diesem Charakter schnell an, dass eine Heimat wichtig ist und sie irgendwie auf der Suche danach ist. Man merkt in jedem Satz Julias Angespanntheit an und kann sie nur zu gut verstehen. Das gesamte Chaos in ihrem Leben muss beendet werden. Ihr Auszug aus dem Bauernhaus gleicht einer Flucht. Zurecht. Das würde niemand von uns lange aushalten. Wie der Titel des Buches wunderbar zusammenfasst, driften hier Welten auseinander. Julia hat andere Gedanken und Ansichten als der Rest ihrer Familie und dem gesamten Hin und Her. Ihren Mut kann man nur bewundern. Sie beschließt mit 13 Jahren zu gehen und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Einen Rückblick auf die letzten Jahre blendet sie aus und man kann es verstehen. In Westberlin findet sie einen gewissen Haltepunkt. Ihr Vater taucht auf, die Schule läuft inkl. Abschluss und dann taucht Stephan in ihrem Leben auf. Man hat es ihr so gewünscht und man hofft als Leser, dass es nur besser werden kann. Julia hat es verdient! Der Blick in die Zukunft liegt nun in ihrer Hand. Den Rest dürfen Sie aber schön selber lesen! Ich verrate nichts. Aber noch so viel: der Schreibstil Franck‘s ist sehr bildhaft und punktgenau gewählt. Sie schwadroniert hier nicht herum, sie braucht nicht viele Worte, sie beschreibt so, wie es wohl wa(h)r. Ihr Ausdruck ist fein und stimmig. Ihre Verläufe sind mit einer gewissen Spannung unterlegt, die aber aus dem Lauf der Geschichte selbst her rühren. Emotionen werden hier besonders verpackt und diese werden hier in allen möglichen Facetten in dieser Geschichte erzählt und gekonnt eingewoben. Egal ob Liebe oder Hass, Leid und Tod - alle bekommen sie hier eine gewisse Ebene. So ist nunmal das Leben! Da gehört alles dazu, auch wenn es weh tut. Franck hat einen sehr einfühlsamen Roman verfasst ohne Kitsch oder Effekthascherei. Hier erzählen die Wörter einen Roman, eine Lebensgeschichte, der besonderen Art und dieser hallt sehr extrem nach. Wow!
Ein besonderes Buch und genau deshalb gibt es 5 Sterne!