Daheim

Roman

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Erscheinungstermin 28.04.2021 | Archivierungsdatum 28.06.2021

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Zum Inhalt

Spiegel-Bestseller und nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021

Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.

Spiegel-Bestseller und nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2021

Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman »Daheim« von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Anderes Format
ISBN 9783103970357
PREIS 19,63 € (EUR)
SEITEN 192

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Eine Frau hinterlässt alles um in einer neuen Umgebung ein anderes Leben anzufangen. Die Geschichte erzählt über ihr Leben wie sie neue Leute kennenlernt und die Atmosphäre in sich aufnimmt. Grundsätzlich ist die Erzählsprache zwar einfach, aber trotzdem sehr gefühlvoll. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, als wäre ich dabei, in diesen kleinen alleinstehenden Häusern mit Mimi, Arild und Nike. Als könnte ich genau durch das Fenster schauen und auf die trostlose, einsame Landschaft schauen, wo die Zeit in einem Rhythmus zu fließen scheint als anderswo.

Die Geschichte strotzt jetzt nicht vor Action oder Aufregung, aber trotzdem hat mir die malerische Art ziemlich gut gefallen. Ich erinnere mich zwar nicht mehr an den genauen Inhalt von "Sommerhaus, später", was wir damals in der Schule gelesen haben, aber ich erinnere mich, dass mir der Schreibstil von Judith Hermann sehr gut gefallen hatte. Das Buch schwankt zwischen 3 und 4 Sternen, da die Geschichte trotz des schönen Erzählstils trotzdem etwas wenig Substanz hatte. Trotzdem ist es sicherlich lesenswert allein schon um die Atmosphäre zu erleben.

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Judith Hermanns neuster Roman erzählt die Geschichte einer Frau, die mit Ende 40/ Anfang 50 ihre Vergangenheit hinter sich lassen will und ganz von vorne starten möchten. Auf der Suche nach sich selbst schließt sie neue Freundschaften und versucht sich ein neues Leben am Meer einzurichten. Mit ihrer lakonischen Sprache und wunderbaren Bilder beschreibt Hermann perfekt das Lebensgefühl einer Generation, die (immer noch) darauf warten im (wirklichen) Leben anzukommmen .

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Im sechsten Semester meines Germanistik-Studiums belegte ich ein Modul über Literatur und Kultur der Gegenwart mit dem Schwerpunkt auf Short Stories. Damals begegnete ich Judith Hermanns Erzählungen zum ersten Mal. Im Seminar lasen wir Texte aus Alice, für meine umfassende Hausarbeit untersuchte ich ihren 1998 erschienenen Debüterzählband Sommerhaus, später. Diese Hausarbeit hatte als Auseinandersetzung mit Hermanns Büchern erstmal gereicht; erst vor etwa einem Jahr nahm ich das nächste Buch von ihr in die Hand (Lettipark). Jetzt ist es an der Zeit für ihren neuen Roman: Daheim.

In Sommerhaus, später stehen Hermanns Figuren gefühlt nur rauchend in Brandenburg herum. Ihre frühen Erzählungen beinhalten eine Art carpe diem im Stil der Neunziger; die Literaturwissenschaft bezeichnet das als anything goes. Ich mag ihre frühen Erzählungen sehr.

Jetzt, 23 Jahre nach ihrem Debüt, schreibt Judith Hermann anders. Es wäre fast traurig, wenn es nicht so wäre – schließlich zeigt das, dass sie sich auch als Schriftstellerin entwickelt und verändert hat. Waren ihre Sätze früher noch sehr lang und musikalisch, sind sie jetzt kürzer und prägnanter. Sie treibt nicht mehr so stark vor sich hin, direkte Rede nutzt sie aber immer noch nicht. Und auch der melancholische Ton des anything goes mit eingewebter Musik weicht nicht von Hermanns Seite: »Wir zogen uns die Schuhe aus, Mimi legte John Lee Hooker auf, dann J.J. Cale, After Midnight, öffnete ungeduldig ihren Haarknoten, fächerte den Strick ihrer schwarzweißen Haare auseinander. After Midnight we gonna let it all hang down, after midnight we gonna chugalug and shout, soul gonna be peaches and cream.«

Statt über Brandenburg und kiffende Erwachsene mit Anfang 30 schreibt Hermann in Daheim nun über komplexe (Wahl-) Familien, Mütter und das Meer. Der Roman beginnt mit einer Anekdote, die mich an eine ihrer alten Erzählungen erinnert: Die namenlose Protagonistin erzählt aus der Ich-Perspektive heraus, wie sie einst von einem Zauberer an der Tankstelle gegenüber von ihrer Wohnung gefragt wurde, ob sie ihn und seine Frau auf einer Reise nach Singapur begleiten und ihm auf dem Schiff bei dem Zaubertrick der ›zersägten Frau‹ assistieren würde. Sie besucht den Zauberer und dessen Frau sogar in deren Bungalow, fährt aber nicht mit.
Lange verstehe ich nicht, was diese Anekdote bedeuten sollte, da mich direkt danach ein Cut in die Gegenwart katapultiert. Die Protagonistin lebt nun allein in einem Haus an der Nordsee. Sie hat in den Jahren zwischen der Begegnung mit dem Zauberer und der Gegenwart ihren Ex-Mann Otis kennengelernt, ihre Tochter Ann zur Welt gebracht und Otis verlassen, als Ann erwachsen wurde und auszog. Schnell merke ich, dass Daheim durchzogen ist von seltsamen Figuren mit seltsamen Biografien, Lebensstilen oder Hobbys: Ann hat die Schule abgebrochen, trampt seitdem durch die Welt und schickt ihren Eltern ab und zu Links mit den Koordinaten, wo sie sich gerade befindet. Otis ist Messie und glaubt daran, dass eines Tages die Katastrophe eintreffen wird. Er ist ein Prepper, wie er im Buche steht. Verschwörungstheoretiker:innen würden ihn beneiden: »Darüber hinaus sammelt er Sachen, von denen er denkt, dass wir sie brauchen werden, wenn die Welt untergeht. Wenn die Zivilisation an ihre Grenze gelangt ist und darüber hinweg muss, Otis ist seit Jahren der Ansicht, dass dieser Zeitpunkt schon gekommen ist. Er wartet darauf, dass der Strom länger als achtundvierzig Stunden ausfällt und die Leute anfangen, zu plündern, übereinander herzufallen, einander umzubringen; er weiß, dass das nach achtundvierzig Stunden, lass es eine mehr oder weniger werden, so weit sein wird. Für diesen Fall sammelt Otis Generatoren. Akkus, Batterien, Pumpen und Schwengel, Glas und Stricke. Taschenlampen. Medikamente, Wassertonnen, Solarradios, Werkzeuge und Filzstiefel, Wattejacken, Nägel, Draht, Funkgeräte und Schekel.«

Die Protagonistin ist gerade erst an die Nordsee gezogen. Sie schließt immer ihre Haustür ab, was bei ihrer Nachbarin Mimi für Verwunderung sorgt. Mimi ist Künstlerin, duftet nach »Baumwolle, Stärke, Wäsche, die im Wind getrocknet ist« und ist ganz in der Region verwurzelt; ihr Bruder Arild ist Bauer, besitzt 1000 Schweine, beginnt bald eine sehr schweigsame Beziehung mit der Protagonistin und hat noch nie seine Gegend verlassen, nicht einmal für eine Reise. »Wüsste auch nicht, wozu«. Mimi ist charakterlich und körperlich sehr gefestigt und ich bin von ihr als Figur sehr angetan: »Mimi reißt an dem Verschluss ihres Rockes, streift sich die Bluse über den Kopf, zieht ungeduldig ihre Unterwäsche aus, sie zieht sich aus, als wäre das Meer ihr Liebhaber. Sie geht grundsätzlich nackt baden. Sie stopft die Sachen in ihren Korb, knotet sich die Haare zusammen, stapft die Stufen runter und geht, ohne zu zögern, ohne einen Moment innezuhalten, ins Wasser.«

Neben dem Zauberer und seiner Kiste gibt es auch andere Dinge, die im Buch immer wieder erwähnt werden, zum Beispiel der Regen (es regnet so gut wie gar nicht mehr), aber auch der Schlüssel vom Haus der Protagonistin. Fürchtet sie sich zunächst allein sehr, versteckt sie ihn nun unter Muscheln neben der Tür, »und ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich dieses Haus gar nicht mehr abschließen, die Haustür am Ende einfach offen stehen lassen werde.« So ganz durchschaue ich die Metaphern von Hermann nicht, auch wenn gerade das Motiv des In-eine-Kiste-eingesperrt-Seins auch nochmal in einem anderen (tragischen) Zusammenhang aufgegriffen wird. Judith Hermann schafft es nämlich, auf nur 192 eine Geschichte zu entfalten, die sehr komplex und voller tragischer Figuren ist. Neben den bisher erwähnten tauchen nämlich noch der Bruder der Protagonistin und seine toxische, viel zu junge Freundin auf. Außerdem spielt auch der Vater von Arild und Mimi sowie ein Arzt eine Rolle, ein Marder steht immer wieder im Zentrum der Geschichte und das Dasein als Mutter. Tut euren Müttern einen Gefallen und schenkt ihnen dieses Buch!

Die Geschichte ist so dicht, dass sie ruhig mehr Raum hätte einnehmen können – und dennoch wirkt sie auch auf den wenigen Seiten nicht gedrängt, dafür sorgt Hermanns gealterter, veränderter und dennoch immer noch herausragender Stil. Sie lässt zwischen ihren neuerdings präzisen, kurzen Sätzen immer wieder die alte, taumelige Melancholie durchblicken oder streut Sätze ein, die ich mir am liebsten gleich drei Mal unterstreichen möchte: »Als es dämmert, hängt Mimi Lampions in die Hecke, steckt Kerzen rein und zündet sie an, es ist absolut windstill, und die Hecke hängt voller orangener Monde« oder »Wir sind Trabanten, denke ich, wir kreisen um unsere Sonnen, jeder um seine eigene. Meine Sonne ist Ann«. Dennoch fehlt mir ab und zu die Kongruenz, die konstanten Fäden, wie sie in Hermanns Erzählungen sonst durchscheinen.
Ich habe Daheim sehr, sehr gern gelesen, doch in Zukunft greife ich lieber zu ihren Erzählungen, bis ihr nächstes Buch erscheint, auf das ich mich jetzt schon freue – egal, ob Erzählung, Roman oder etwas ganz anderes.

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Die Handlung ist einfach zu verstehen und die Sprache fand ich gut. Gegen Ende hat die Geschichte wie auch die Sprache, meiner Meinung nach, aber etwas abgenommen und die Handlung verlangsamt. Das Ende kam für mich dann relativ überraschend (das mag ich sehr).
Im Allgemeinen fand ich das Buch gut und ich empfehle es eher anspruchsvollen Kunden.

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Judith Hermann schreibt über eine Frau die schon viel erlebt hat, aber nun in einer ruhigen Umgebung am Meer lebt. Es ist Zeit zur Reflexion und zur Beobachtung. Als LeserIn wird man von dieser ruhigen Stimmung mitgenommen und geniesst das Auf-und Ab der Handlung und des Meeres. Ein guter und durchdachter Text , der viele Menschen ansprechen wird.

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"Daheim", dieses mit Sehnsucht aufgeladene kleine, wohlvertraute Wort, ist ein guter Titel für dieses Buch, das eher die stille Schönheit einer Erzählung hat als die epische Wucht der Geschichte eines Lebens, wie man sie mit dem Roman verbindet.

Man erfährt so vieles nicht aus dem Leben der Protagonistin und der Gestalten, denen sie im Lauf der Geschichte begegnet, und dennoch gelingt es der Autorin, sie uns auf einer anderen Ebene ganz nahe zu bringen, ihre unausgesprochenen Gefühle, Enttäuschungen, Sehnsüchte ahnen zu lassen und die Intensität der Momente zu spüren, aus denen sich die Handlung im Grunde zusammensetzt.

Es ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt, der uns aus dem Leben der Ich-Erzählerin gezeigt wird, einer Frau Ende 40, die nach dem Auszug ihrer Tochter allein in ein abgelegenes Haus an der Nordsee zieht, mit ihrem etwas skurrilen, sammelwütigen (Ex-)Mann aber immer noch in einem engen und zärtlichen Briefwechsel steht, die sich selbst als wurzellos betrachtet, aber insgeheim mit Ängsten und Gefühlen zu kämpfen hat, die wohl bis in ihre Kindheit zurückreichen, die ungebunden und offen in ein neues Leben aufbrechen möchte, aber einen geheimen Wunsch nach menschlicher Nähe und Bindung nicht unterdrücken kann. Heimat, so vielleicht der zentrale Gedanke dieser Erzählung, ist ein widersprüchliches Gefühl, ein merkwürdiges und doch essenzielles Konstrukt, um das sich alle Figuren, die in der Geschichte vorkommen, auf irgendeine Weise bemühen.

Insofern ist der auf den ersten Blick überraschende, ja fast befremdliche Anfang der Geschichte, der wie eine kleine, fast eigenständige Novelle anmutet, letztlich doch enger mit der Erzählgegenwart verbunden, als es den Anschein hat. Die Ich-Erzählerin erinnert sich nämlich zu Beginn an eine seltsame, ein wenig unheimliche Begebenheit, die ihr als junger Frau widerfahren ist, als sie sich von einem greisenhaften Zauberer zur Probe in einer Kiste zersägen ließ und um ein Haar ihr wenig aufregendes, monotones Arbeiterinnenleben hinter sich gelassen hätte. Jahrzehnte später wagt sie tatsächlich einen Aufbruch, und braucht doch viel Zeit und die Begegnung mit anderen, um vielleicht nicht den fast naiven Mut ihrer Jugend wiederzuerlangen, aber sich doch allmählich, vorsichtig, behutsam einer neuer Form von Vertrauen und Widerstandskraft anzunähern. Mit der Zauberkiste wird außerdem ein Symbol eingeführt, das als Motiv des Eingesperrtseins in der Handlung mehrfach wiederkehrt und der Erzählung eine weitere Bedeutungsebene verleiht, in der sich ganz unterschiedliche Menschenschicksale überindividuell miteinander verknüpfen.

So ist die Geschichte psychologisch fein, aber eben gerade nicht psychologisierend erzählt, man muss schon auf die literarischen Zwischentöne lauschen, wenn man in das Leben der Figuren eintauchen will. Die Dialoge und auch die Beschreibungen der Landschaft wirken stets unaufgeregt, fast beiläufig, nie wird hier etwas aufgehübscht oder verklärt, und doch dringt hinter der lakonischen Erzähloberfläche ein poetisches Funkeln durch. Ganz unscheinbar kommen manche Sätze daher, während sie sich ganz nah am Wesentlichen bewegen:

"Weißt du, sagt Arild, manchmal laufen die Dinge schon so lange geradeaus, dass es keiner mitkriegt, wenn du deinen Lauf änderst."

Wer aufmerksam liest und sich auf den besonderen, manchmal etwas schroffen Stil der Erzählung einlässt, wird dann vielleicht doch so manches mitkriegen, nicht zuletzt, welches Spannungspotential auch in den unscheinbarsten, inneren Veränderungen liegt…

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Die Genialität dieses Romans hat sich mir erst in den letzten Sätzen erschlossen. Die Geschichte, die Leichtigkeit oder dieses "im Moment leben" hat mich immer mehr gefesselt und beim Lesen alles drumherum vergessen lassen....Das Finden einer Frau zu sich selbst und damit das Befreien aus patriarchalen Unterdrückungsstrukturen. Und das mit einer unglaublichen Leichtigkeit!

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Bedächtiger Stil

Die Schriftstellerin Judith Hermann schreibt mit ruhiger bedächtiger Stimme den Roman „Daheim“.
Die Icherzählerin lässt uns an der Kargheit der Gegend im Norden am Meer teilnehmen. Sie erzählt mit kühler Präzision über menschliche Beziehungen in ihrer Umgebung.
Wenn man sich in diese Geschichte einlässt, erfährt man von den Gefühlen der Personen.
Die Erzählerin lebt seit einem Jahr in der Gegend, Nachdem sie sich von ihrem Mann getrennt hat. Sie arbeitet bei ihrem Bruder.
Sie schafft es mit den Nachbarn Zeit zu verbringen.

Die Geschichte ist etwas schwer nachzuvollziehen. Allerdings ist das Leben nicht immer spannend.

Der Roman ist gut geschrieben und mir hat er gefallen.

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„Ich habe eine verrückte Sehnsucht nach allem, was ich einmal hatte, ich kann mich nicht bewegen vor Sehnsucht.“ (68%)

Ende Vierzig, in freundschaftlichem Einvernehmen von ihrem Mann geschieden, beginnt die Erzählerin aus Judith Hermanns neuestem Werk einen Neuanfang an der norddeutschen Küste. Hier lebt ihr Bruder und betreibt eine Kneipe, die mal mehr mal weniger gut läuft und in der sie nun arbeitet.

Sie zieht nicht zu ihrem Bruder, sondern in ein eigenes kleines Haus im Nichts, und beginnt eine Freundschaft mit ihrer Nachbarin Mimi und deren Bruder Arild.

So ein richtiger Neuanfang ist es dennoch nicht. Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens ist ihre Tochter Ann, die sich gerade selbst auf den Weg gemacht hat in ihr Leben als ziellos Reisende. Und auch ihr Exmann Otis ändert kaum seine Rolle in ihrem Leben, obwohl sie nun einige Kilometer von ihm entfernt wohnt. Er ist derjenige, dem sie alles erzählt und er ist derjenige, der ihre Erinnerungen teilt oder fast eher verwaltet. Er bleibt für sie „mein Mann“.

So geht es dann auch - bildgewaltig wie man es von Judith Hermann kennt - um Erinnerungen, Wurzeln und Heimat und um Neuanfänge, die eigentlich immer nur eine Weiterführung sind.

Wo ist man daheim, wo verwurzelt? Welche Spuren hinterlässt man und wie werden sie erinnert? Welche Rolle spielen die (wahrheitsgemäßen) Erinnerungen überhaupt? Oder sind eher die Orte wichtig, an denen wir uns vielleicht verwurzelt fühlen?

Die nach ihrem Auszug aus dem Elternhaus reisende Tochter Ann schickt regelmäßig ihren aktuellen Aufenthaltsort als Koordinantenlink. So können ihre Eltern - und wir Leser - auf einer Landkarte nachschauen, wo sie gerade ist. Ein Ort, punktgenau und aktuell nachvollziehbar, und doch sehr flüchtig.

„Sie sagte, wo sind deine Wurzeln. Ich sagte, oh, ich fürchte, ich hab keine. Ich sagte, Gott. Sieh mich nicht so an. Das ist ganz normal. Manche Leute haben Wurzeln und andere eher nicht.“ (14%)

Und so kommt gegen Ende auch schon wieder eine leichte Aufbruchstimmung bei der Erzählerin auf.

Ich konnte diesen Roman kaum aus der Hand legen, selbst wenn auf der bloßen Handlungsebene wenig passiert. So viele kluge Worte reihen sich aneinander. Sie sprechen direkt auf der Gefühlsebene an, hallen unheimlich stark nach.

Der Leser kann sich von der Erzählung einfach tragen lassen und sollte sich an den Bildern nicht aufhalten. Sie lassen sich oftmals nicht direkt interpretieren, aber sie entfalten eine ungeheure Wirkung.

Eine aufregende Lektüre. Zu Recht ist Judith Hermann mit „Daheim“ für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

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Klapptext: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht. Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schliesst vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll.
Fazit: Das Cover weckt Erinnerungen, wie es einmal war. Die Geschichte handelt von einer jungen Frau, welche als Zauberassistentin, vor Jahren den Beruf an den Nagel gehängt hat. Sie lebt mit ihrem Kind und dem Ex-Mann an der rauen Küste. Die junge Frau lässt viel hinter sich. Bei ihr entsteht eine Widerstandskraft und sie selber wird eine andere. Man liest von Erinnerungen und dem Augenblick. Die Welt wird geteilt und es entsteht eine neue. Das Buch ist wunderbar zu Lesen. Die Wendungen und Wandlungen sind sehr schön herauszulesen. Das hat mir sehr gefallen und so gibt es von meiner Seite eine Leseempfehlung.

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Ein wunderbares Buch über Aufbrüche, Lebensentscheidungen und dem Anfang von etwas Neuem.

Seit ihrem Umzug ans Meer in das Haus ein Stück weit außerhalb des Dorfes schreibt sie Ihrem Ex-Mann-Briefe, kommt im Haus an und lernt nach und nach ein paar von den Menschen im Dorf kenne. Vor allem Mimi, ihre Nachbarin und deren Bruder Arild.
Sie denkt an ihre Tochter Ann, der sie beigebracht hat höflich zu sein, gut zu schwimmen und zu schweigen. Ann ist weit weg, schon fast am anderen Ende der Welt.
Und Sie denkt an eine Ihrer wenigen Möglichkeiten als junge Frau, aus ihrem bisherigen Leben auszubrechen, welche Sie ungenutzt verstreichen ließ.
Trotz dieser Rückblenden in die Vergangenheit erzählt Judith Hermann auch vom Ankommen in der Gegenwart. Wir lesen von den Menschen, die ihr Leben nun ausmachen, die nun zu ihrem „Daheim“ gehören. Und auch diese haben das Zurücklassen durchgemacht.
Otis, ihr Bruder, der in der Nähe lebt und bei dem Sie in der Kneipe arbeitet. Er hat sich unsterblich in eine fast 40 Jahre jüngere Frau verliebt und erlebt ebenso wie die Erzählerin gerade eine Lebenskrise.
Mimi, ihre Nachbarin, die sie zum Schwimmen im Meer mitnimmt und die zusammen mit ihrem Bruder Arild ihr Daheim gefunden hat.

Die Autorin legt nach ihrem Debütroman „Sommerhaus später“ und den beiden Erzählbänden („Nichts als Gespenster“ und „Alice“) nun eine weiteren Roman vor, der unaufgeregt und souveran erzählt. Das Buch ist zu recht auch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

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Wie gut, dass es Judith Hermann gibt und wie gut, dass sie schreibt - noch nie hat mich ein Buch von dieser wunderbaren Autorin enttäuscht. Dieses auch nicht. Einfühlsam und realitätsnah - hier sitzt jedes Wort an der richtigen Stelle. Danke für dieses Buch.

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Meine absolute Leseempfehlung fürs Frühjahr 2021. Mit klarer wunderschöner Sprache begleiten wir eine Frau, die nach gescheiterter Ehe ,einen Neuanfang wagt. Sie zieht in ein altes Haus an der See, arbeitet in der Kneipe ihres Bruders und knüpft langsam Bande zu den Menschen ihrer Umgebung. Keine weichgespülte Geschichte, sondern mit viel Tiefgang, begleiten wir die Protagonistin auf ihren Weg. Einfach nur großartig.

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Sehr schön geschriebene Geschichte einer Frau, die auf der suche und im Aufbruch ist. Mir persönlich sind es am Schluss ein wenig zu viele offene Fragen.

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Erstmals Judith Hermann gelesen, da mich das Thema "Neustart" in der Lebensmitte interessierte,
Im nüchternen Erzählen gelingt es der Autorin dem Leser bleibende melancholische Eindrücke zu vermitteln.
Die vielfallt ihrer Botschaften sind in kleinen, oft unscheinbar wirkenden Handlungen, versteckt.
Hier findet jeder das Seine.

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Eine Frau lässt ihr altes Leben zurück, zieht ans Meer ins Nirgendwo. Sie schreibt ihrem Exmann Briefe, erinnert sich an ihr früheres Leben. Sie kellnert in der Kneipe ihres Bruders, der sich lieber um seine 40 Jahre jüngere Freundin kümmert. Eine Freundschaft zur Nachbarin beginnt, ein Mann tritt in ihr Leben.

Eigentlich ist es eine Aneinanderreihung von Episoden, völlig unaufgeregt, mal melancholisch. Aber es hat mich gefesselt, diese Sprache, der Spannungsbogen, genial!

Literatur für ein Wochenende daheim

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Ein Roman, der auf mich gewirkt hat, wie ein Edward-Hopper-Gemälde, allerdings vor norddeutscher, abgeschiedener Kulisse. Ich habe damals "Sommerhaus, später" sehr geliebt! Judith Herrmann schreibt hier sehr reduziert, bedeutsam, feinsinnig und mit Zauberhaftigkeit - um diese dann wiederum gnadenlos zu entreißen und nahezu brutal abertrotzdem wie selbstverständlich Grausames zu zeigen. Wo gehören wir hin und zu wem, wohin folgen wir und welche Verbindungen bleiben bestehen? Was bleibt und wo fangen wir neu an? Sovieles funkt auf und gleichzeitig wird reduziert auf das Wesentliche!

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Fast wäre die namenlose Protagonistin mit dem Zauberer nach Singapur gegangen, der sie für seine Show jeden Abend in zwei Hälften geteilt hätte. Weg aus dem Ort, in dem sie lebt. Weg von der Zigarettenfabrik, in der man "Mahlzeit" sagen muss, wenn man zum Mittag geht. Aber dann hat das Leben doch andere Pläne. Viele Jahre später zieht sie in einen kleinen Ort ans Meer, hilft ihrem Bruder in dessen Gaststätte, knüpft lose Freundschaften. Sie versucht, sich und ihr Leben neu zu denken, woanders heimisch zu werden. Unaufgeregt, einfühlsam und schnörkellos erzählt Judith Hermann von der Geschichte, die wir uns über unser Leben erzählen, von Erinnerungen, die wahr sein könnten oder auch nicht und von dem Wunsch, irgendwo anzukommen. Ein leiser, lakonischer Roman.

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Zuhause als Zuflucht und Zuchthaus
Judith Hermann erzählt in „Daheim“ von der Schwierigkeit sich im Leben einzurichten
„Ich weiß, dass Arild längere Geschichten schwierig findet. Sprache scheint seine Instinkte zu verwirren, sie erschwert das blind Verstehen, das Finden, darüber hinaus fehlt ihm die Geduld, er hat keine Nerven für eine längere Geschichte, letztlich hat er vielleicht schlicht keine Lust Aber er hat den Blick für das Wesentliche, er kann auf den Punkt kommen.“
Diese Aussage der Ich-Erzählerin in Judith Hermanns neuem Roman klingt wie das Konzept der Autorin. „Daheim“ ist wie schon ihre vorigen Bücher ein Roman der kurzen Strecke. Auf gut hundert Seiten erzählt er eine Geschichte, deren seltsam sedierte Stimmung sich in der Sprache spiegelt. Hier schlagen Sätze keine Kapriolen, sondern kommen in karger Notwendigkeit daher. Die sprachliche Lakonie entlarvt erschreckend kluge Ansichten über die Beziehungen zwischen Menschen, darin liegt die Kunst.
Die Erinnerungen der unzuverlässigen Ich-Erzählerin, „möglicherweise träume ich und habe alles nur geträumt“, stehen am Anfang. Sie blickt zurück auf ihr Leben in einer kleinen Wohnung an der Ausfallstraße und der Arbeit in der Zigarettenfabrik. Eines Tages unterbricht ein abenteuerliches Angebot die Gleichförmigkeit. Bei dem Zaubertrick der Zersägten Jungfrau soll die junge Frau in die Kiste steigen, drei Monate lang, während einer Kreuzfahrt. In diesem Rückblick enthüllt Hermann den Charakter der Protagonistin durch deren Tun und Nichtstun. Das Leben der jungen Frau scheint im Wartezustand. Eingerichtet im Provisorium vergehen ihre Tage. Sie macht ihre Arbeit und bleibt auch dort in der Fabrik die Fremde. Sie verweigert sich den Unterhaltungen der anderen ebenso wie dem mittäglichen Mahlzeit-Gruß. „Es ging nicht um das Wort, es ging um die Regeln und die Macht“, die sollte niemand über sie haben. Nachts sitzt die Einzelgängerin in der Sommerhitze auf dem Balkon, in dessen Kästen das Unkraut wuchert. Ihr Blick geht auf die erleuchtete Tankstelle, dort kauft sie sich manchmal ein Eis und steht vor der Kasse mit den anderen Kunden, die für sie Durchreisende sind. Die Stimmung dieser Szenen erinnert Gemälde Edward Hoppers.
Eines Abends spricht ein alter Mann sie in der Tankstelle an und macht ihr das Angebot, bei einem Zaubertrick mitzuwirken. Sie zögert, ist aber schließlich zu einer Probe bereit. Ihr scheint der Job wie für sie gemacht, denn „seitdem ich denken kann, habe ich die Fähigkeit, mich in mich selbst zurückzuziehen, eine Schnecke, die in ihr Haus kriecht, eines dieser Spinnentiere, das sich zu einer Kugel zusammenrollt“.
Es kommt anders. Vielleicht scheut sie sich von der Abhängigkeit und doch gerät sie in andere. Was sich in den dreißig Jahren seit diesem Sommer ereignete, schildert Hermann in drei Sätzen. Ihre Heldin reist, heiratet, bekommt eine Tochter. Sie trennt sich und lebt nun in einem kleinen Ort an der „östlichen Küste“, wo sie in der Hafenkneipe ihres Bruders bedient.
In der Feststellung, sie lebe nun das erste Mal allein in einem Haus, schwingen gleichermaßen Überraschung wie Stolz über die wiedererlangte Unabhängigkeit. Wegen Geräuschen in der Nacht verriegelt sie das Schlafzimmer und legt Waffen unter das Bett. Ihrem Exmann Otis berichtet sie in kurzen Briefen von ihren Ängsten, selten meldet sich Tochter Ann von ihren Reisen.
Bald treten andere Menschen in ihr Leben. In das Häuschen nebenan zieht die Malerin Mimi, die sie mit ihrem Bruder Arild, dem Schweinezüchter, bekannt macht. Ihr eigener Bruder sucht ihren Rat, weil er mit seiner jungen Geliebten Nike nicht mehr weiterweiß. Alle Figuren stattet Hermann mit großer Eigenständigkeit aus, die meisten mit einem deutlichen Defekt. Otis sammelt gegen die Apokalypse an, ihr Bruder leidet unter seiner Beziehungsunfähigkeit, Arild erfüllt stoisch seine Pflicht, bei Nike setzt sich ihr als Kind erlebter Missbrauch fort. Einzig Mimi scheint mittlerweile nach ihren Bedürfnissen zu leben.
Gequält, missbraucht, massakriert wird in „Daheim“, sei es auf der Zauberbühne, im Schweinestall, im Kinderzimmer oder im Trailerpark. Hermann erzeugt ein Panoptikum des Grauens. Ihr Motiv der Kiste spielt sie dabei in vielen Varianten. Ob harmlos in seiner vorgetäuschten Bedrohlichkeit als Zauberrequisit oder brutal als Verlies für ein Kind. Ein Kasten dient als Falle für einen Marder, eine Schachtel als Sarkophag für einen Frosch. Sogar Arilds Zimmer, in dem er schon früher schlief, erinnert an einen Keller-Kerker. Die Kästen verbreiten eine „Aura von Wahnsinn und Raserei“.
Als sei dies nicht genug an Gewalt und Trauma, erfahren wir vom grausamen Tod einer Nixe. Ein Schicksal, das ihrer namensnahen Reinkarnation nicht ausbleibt. Es endet mit Partikeln von Meeresleuchten und ist mir damit eindeutig ein Partikel zu viel in diesem andeutungsreichen Roman.
Unklar bleibt mir, welche Botschaft sich in dem Roman verbirgt. Ach, wäre ich doch wie Arild! „Er würde nie sagen – warum erzählst du mir das. Oder – wie kommst du gerade darauf. Er denkt nicht, dass du was bezweckst, es kommt ihm nicht in den Sinn, dass du mit einer Geschichte irgendetwas beabsichtigen würdest.“
Vielleicht ist „Daheim“ ein Roman über familiäre Gewalt, über Missbrauch an Frauen und Kindern. Vielleicht erzählt er, was ein Daheim alles sein kann, Horror, Idyll, ein Provisorium oder auch ganz normal. Vielleicht stellt er aber auch die Authentizität unserer Erinnerungen infrage, worauf nicht nur die Selbstbezichtigung der Erzählerin weist. Oder zeigt er, wie eine Frau ihre Freiheit findet, indem sie die Klappe der Kiste öffnet?
Wo vieles fraglich, ist eines sicher, dieser bisweilen verstörende Roman ist lesenswert.

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Der Roman ist ruhig und präzise erzählt, die Autorin beschreibt in klaren Sätzen vom Umbruch im Leben einer Frau Mitte Vierzig. Die Handlung ist schnell erzählt, doch im Buch steckt trotz der Klarheit viel Melancholie, Doppeldeutigkeit, sogar Gesellschaftskritik. Es ist dennoch ein autonomer Roman, der ganz für sich steht, ohne Kontext oder Anpassung. Ganz große Literatur.

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Ich habe das Buch in meinem Lesemonat Mai Video besprochen, das am 1. Juni 2021 um 15 Uhr online gehen wird und dann unter diesem Link zu finden sein wird: https://youtu.be/zn-Ch-K5xBw

Außerdem habe ich eine Sterne-Bewertung und eine Kurzmeinung auf LovelyBooks veröffentlicht, zu der ich leider nicht direkt verlinken kann, glaube ich, aber sie müsste hier auf der Seite des Buchs zu finden sein: https://www.lovelybooks.de/autor/Judith-Hermann/Daheim-2747685536-w/

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Die Sprache ist einfach nur toll. Ich habe etwas gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen, aber es es hat sich gelohnt!

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Der Einstieg in das Buch ist etwas ungewöhnlich. Warum sollte eine Frau einem ihr unbekannten "Zauberer" erlauben, sie entzwei zu sägen. Die Einladung zur Probe erscheint mir doch sehr vermessen.
Dann aber darf der Leser in das Leben dieser Frau in mittleren Jahren blicken. Es erscheint karg und auch ohne jegliche (berufliche) Perspektive. Entsteht zwischen ihr und dem Schweinbauern eine Beziehung? Wie stabil ist die Freundschaft zur Nachbarin? Und wie sehr mischt sie sich in das Leben ihres Bruders?
In einfachen Sätzen und sehr subitl erzählter Roman. Mir hat er sehr gut gefallen.

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Ein Zauberkasten am Anfang und eine Marderfalle am Ende der Geschichte. Dazwischen wird der Leser mit vielschichtigen, schwierigen bis traumatisierten Charakteren konfrontiert. Alle versuchen bestimmten Zwängen zu entfliehen, suchen ein Zuhause, Nähe und Geborgenheit. Ein Roman, der einem zu denken gibt, mit dem man nicht so schnell fertig wird, weil er nachdenklich macht.

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Wunderschön, ein perfekter Roman mit wunderbaren Protagonist*innen, interessant, melancholisch und einfach grandios! Man liest atemlos und lässt sich ganz einspinnen von Wasser, Himmel, Land und Hermanns Figuren.

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"...manchmal laufen die Dinge schon so lange geradeaus, dass keiner mitkriegt, wenn du deinen Lauf änderst." 

Ein absolutes Highlight im Mai war für mich 'Daheim' von Judith Hermann. Eine sehr intensive Lesezeit, still und doch gewaltig, bedächtig, poetisch, metaphorisch und gewaltig in Bildern, die sich in meinen Kopf gebrannt haben, ein Diamant in der Schatzkiste meines Bücherherzen für dieses Jahr. 

Die Personen empfinde ich als fein, präzise und realistisch gezeichnet, ich bin eingetaucht und alles, die Figuren, die Umgebung, die Situationen greif- und spürbar in ihrem Zusammenspiel aus Gefühlen, Gegensätzen, Farben, Formen, Entscheidungen, Tempo und Details. 
Der Roman hat mich mitten ins Herz getroffen, mit all den Kisten, die auf den 189 Seiten so unglaublich viel an Fülle beherbergen. 
Die Suche nach Heimat hat mich sehr aufgewühlt, diese zu suchen im Außen und Innen, mit allen Höhen und Tiefen, geschlossenen und geöffneten Kisten, die zwar physisch vorhanden sind oder waren, jedoch auch als Sinnbild dienen.

"Du fängst selten das, was du fangen willst. Du fängst mitunter was ganz anderes. Dann musst du sehen, was du damit machst."

Ruhig und still kommt der Roman daher und offenbart eine, für mich ungeahnte, Tiefe und Intensität.
Ein Roman eher für jene, die in ihrem Leben selbst schon einiges an Höhen und Tiefen erlebt haben und wissen wie holprig und kurvenreich das Leben sein kann und dass Nichthandlungen auch Handlungen sind.

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Judith Hermann`s "Daheim" ist ja zur Zeit (vollkommen zurecht) in aller Munde. Egal ob im TV, in Podcasts, Magazinen, Social Media. Die Stimmen überschlagen sich entweder bis zur absoluten Begeisterung oder sind kritisch, dann aber irgendwie traurig kritisch, weil man das Buch schon mögen wollte, aber keinen Zugang gefunden hat. Kurzum, ich war durchaus besorgt, ob ich mir mit diesem Buch im Urlaub einen Gefallen tun würde. Ich wollte es aber unbedingt am Meer lesen, und das war genau richtig.

Die namenlose Ich-Erzählerin zieht nämlich in der Mitte ihres Lebens in ein kleines Dorf am Meer und dort in ihr eigenes Haus. Es ist das erste Mal, dass sie in ihrem Leben alleine in einem Haus wohnt, und das ist ihr spürbar unangenehm. Sie ist angespannt, kann nicht schlafen, lauscht jedem Geräusch nach. SIe hat sich gerade von ihrem Mann getrennt, nachdem die Tochter auf eine Weltreise gegangen ist und man, wie so vielen Paaren, festgestellt hat dass man irgendwie nichts mehr gemein hat.
Diesen Zwischenzustand zwischen altem und neuen Leben, dieses Gefühl, dass man weiß, es geht irgendwie weiter, aber trotzdem stockt alles gerade, das beschreibt Hermann so wundervoll, eindringlich, dass man sich ab den ersten Seiten der Stimmung, die dieses Buch schafft, nicht entziehen kann.

Ich verstehe aber auch, wenn Leser*innen schreiben, dass sie nicht warm geworden sind mit der weiblichen Hauptfigur oder den teils schrägen Nebendarstellern. Wie der künstlerisch mehr oder weniger begabten Nachbarin und ihrem Bruder, mit dem die Hauptfigur eine Affäre anfängt, auch wenn er der klassische Schweinebauer (körperlich und emotional) ist und sie eigentlich noch an ihrem Mann hängt (oder nur an der Vergangenheit mit ihm?). Dann gibt es noch den absolut dysfunktionalem Bruder der Hauptperson, der sich so abhängig macht von einem vollkommen psychisch fertigen jungen Mädchen, das man auch nicht so genau weiß, wie man da jetzt Gefühle für ihn aufbauen soll und vor allem welche.

Doch meiner Meinung nach will Judith Hermann genau das. Denn die Protagonistin weiß selbst nicht wohin mit ihren Gefühlen, weiß nicht ob sie nicht doch noch an ihrem Mann hängt und hegt liebevolle Erinnerungen an ihn, sie schreibt ihm regelmäßig Briefe und darin jede unwichtige Kleinigkeit aus ihrem neuen Leben, als versucht sie so, ihr altes Leben in ihr neues Leben einzuweben. Aber das gelingt ihr mehr schlecht als recht. Wir alle kennen wahrscheinlich genau dieses Gefühl, wenn man nicht loslassen kann, aber immer mehr merkt, das passt nicht, das geht einfach nicht mehr, das Alte muss weichen.

Ich habe das Buch ziemlich zügig durchgelesen, denn obwohl bis kurz vor Schluß fast nichts Gravierendes passiert, hat es mich gepackt, ich wollte wissen wie es ausgeht, können am Ende alle mit ihrer selbst ausgesuchten Situation glücklich werden und es so akzeptieren wie es ist. Es wird dann doch noch mal dramatisch, was ich persönlich nicht habe kommen sehen, aber der Geschichte und der Stimmung nichts ausgemacht hat, auch wenn ich es als nicht passend oder nötig empfunden habe.

Wer mal ganz abtauchen will sollte das Buch dringend lesen! 5 vollkommen verdiente Sterne, wenn ich könnte würde ich ein Extra-Sternchen vergeben.

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In schnörkellosen Sätzen beschreibt die Autorin den neuen Lebensabschnitt ihrer weiblichen Hauptperson, die an die Küste gezogen ist und dort bei ihrem Bruder als Kellnerin arbeitet. Ihrem Exmann beschreibt sie regelmäßig, was sie erlebt und worüber sie nachdenkt. Sie findet eine Freundin, lernt einen Mann kennen, hilft ihrem Bruder bei der Verarbeitung einer Liaison und versucht, Kontakt zu ihrer Tochter zu halten. Eindrucksvoll und nachhallend!

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Mit Daheim hat Judith Hermann einen außergewöhnlichen Roman verfasst. Der Lesende wird von der Geshichte gefesselt und zugleich zum Nachdenken angeregt. Die Sprache ist poetisch, fast wie ein innerer Monolog. Es ist schwer, dieses Buch wieder wegzulegen.

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Spannende Geschichte, gut erzählt. Einige lose Handlungsfäden erschließen sich mir leider nicht, aber
das liegt an mir. Da ist die hohe Literatur mir noch etwas voraus, aber ich habe "Daheim" gerne gelesen.

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Judith Hermann erzählt von einer Frau, die sich ein neues Leben aufbaut in einem Haus am Meer. Schnell freundet sie sich mit ihrer Nachbarin an, einer Künstlerin, beginnt eine Liebesbeziehung zu deren Bruder, einem Landwirt, und dann ist da noch ihr eigener Bruder, der sehr chaotisch ist und eine komplizierte Partnerschaft zu einer jungen Frau hat. Judith Hermanns Stil scheint immer ein bisschen wie von außen betrachtet, als wenn die Erzählerin objektiv auf sich schaut. Man muss diesen Stil mögen. Mir gefällt er.

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Das neue Werk "Daheim" der mittlerweile allseits bekannten Literatin Judith Hermann - das von vielen bestimmt mit einer gewissen Spannung erwartet worden ist - überzeugt sprachlich auf ganzer Linie und wird mit Sicherheit den einen oder anderen Germanisten in der nächsten Zeit beschäftigen. Allen anderen sei dieses Buch aufgrund der Schönheit der Sprache zum Genuss empfohlen. Klare Leseempfehlung.

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