Die Chance ihres Lebens
Roman
von Agnès Desarthe
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Erscheinungstermin 11.02.2020 | Archivierungsdatum 10.02.2021
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Zum Inhalt
Zu dritt haben sie Paris verlassen, um ein halbes Jahr in den USA zu leben – Hector, Sylvie und ihr gemeinsamer Sohn Lester. Unter den aufregenden Herausforderungen der neuen Umgebung nimmt jeder von ihnen einen unerwarteten Weg. Besonders für Sylvie, die eigenwillige Hauptperson und emotionale Mitte in diesem ebenso sinnlich-anschaulichen wie psychologisch feinen Roman von Agnès Desarthe, liegt hier die Chance für Vergewisserung und Veränderung zugleich.
Sylvie liebt die Gelassenheit, sie möchte das «Laken der Zeit» am liebsten nicht zerwühlen. Doch das halbe Jahr an der Universität in South Carolina, wohin ihr Mann Hector aus Paris als Gastprofessor berufen wurde, stellt sie vor eine Herausforderung. Während Hector im universitären Milieu in jeder Hinsicht umschwärmt wird und neuen jugendlichen Elan zeigt, macht Sylvie zögernd allein erste Schritte und Bekanntschaften in dem fremden Milieu. Wo liegt eigentlich ihr eigener Weg nach Jahrzehnten der Ehe? Vielleicht ist die Bearbeitung des Tons in einer Töpferwerkstatt der Anfang? Und wie ist die jüngste Anwandlung ihres vierzehnjährigen Sohnes zu verstehen, sich meditativ zu versenken und Gebete zu murmeln?
So stoisch ruhig Sylvie auch sein mag, die Entdeckung von Hectors neuem Lebenswandel wühlt sie auf. Andererseits – wer kennt und liebt seine kleinen charakteristischen Gesten so wie sie? Niemals käme sie auf die Idee, die Ecke seines rechten Hemdkragens wieder herunterzuklappen, die er so gern hochstellt.
Ein feinsinniger, kluger Roman über Liebe und Leidenschaft, Treusein und Freilassen, gemeinsames Altern in einer Partnerschaft und individuelle Aufbrüche im Jugendalter.
Zu dritt haben sie Paris verlassen, um ein halbes Jahr in den USA zu leben – Hector, Sylvie und ihr gemeinsamer Sohn Lester. Unter den aufregenden Herausforderungen der neuen Umgebung nimmt jeder von...
Eine Anmerkung des Verlags
Mit farbigem Lesebändchen, Fadenheftung und Schutzumschlag
Vorab-Besprechungen
«Vielleicht ist der Roman ‹Die Chance ihres Lebens› typisch französisch, auf alle Fälle aber ist er überall nuancenreich und stilistisch brilliant. Doch trotz seines äußeren Erscheinens voller Leichtigkeit und Eleganz geht er unter die Haut, denn er ist voller Tiefgang. In Sylvie ist die Autorin über ihre bisherigen Figuren hinausgewachsen und vermutlich ein Stück weit sich selbst begegnet.»
Albert Vinzens, a tempo
«Vielleicht ist der Roman ‹Die Chance ihres Lebens› typisch französisch, auf alle Fälle aber ist er überall nuancenreich und stilistisch brilliant. Doch trotz seines äußeren Erscheinens voller...
Verfügbare Ausgaben
ISBN | 9783772530159 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Französischer Stil
Die französische Schriftstellerin Agnès
Desarthe beschreibt in ihrem Roman „Die Chance ihres Lebens“ das Leben einer Familie.
Hector, Sylvie und ihr 14jähriger Sohn Lester ziehen für einige Zeit von Paris in die USA. Hector hat dort eine Professur.
Sylvie erzählt in einem wahren Stakkato von ihren Emotionen und den Beobachtungen ihres Mannes und Sohnes.
Sie sind beide um die 60 Jahre alt, sie sind spät Eltern geworden.
Hector lebt sich gerne aus.
Lester fängt an etwas eigenartig zu werden. Er nennt sich plötzlich Absalom- Absalom.
die Autorin schreibt über das Älter werden in einer Partnerschaft. Dazu gehört viel Geduld und Liebe.
Der Schreibstil ist echt französisch. Eigentlich ist das nicht ganz mein Geschmack, aber Agnes Desarthes Art in dieser Roman gefällt mir.
Eine französische Familie in den USA
Das Buch erzählt die Geschichte von einer französischen Familie: Hector, Sylvie und der Sohn Lester, der gerne lieber Absolom Absolom genannt werden möchte.
Da Hector eine Gastprofessur an der Universität von South Carolina bekommen hat, ziehen sie für eine gewissen Zeit in die USA. Das ist besonders für Sylvie eine große Umstellung. Doch auch Hector gerät auf Abwege und Lester findet eine ganz eigene Rolle für sich und seine Freunde.
Nicht nur die Figuren sind ein wenig eigenwillig, auch die Erzählart ist es. Sowohl die Familie als auch die Autorin empfinde ich als so liebenswürdig wie versponnen.
Eine Chance, die sie nicht ausschlagen können. Hector erhält das Angebot einer Gastprofessur an einer amerikanischen Universität. In Paris fühlen sie sich nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo ohnehin nicht mehr wohl und so brechen sie gemeinsam in die neue Welt auf. Hector lebt sich sofort an seinem neuen Arbeitsplatz ein, der sonst eher zurückhaltende und unscheinbare Philosoph wird plötzlich bewundert, die Frauen scharen sich nur so um den 60-Jährigen. Seine Frau Sylvie hingegen hat größere Schwierigkeiten in der neuen Umgebung anzukommen, ihr bisherigen Dasein wird durcheinandergeworfen und darin verliert sie sich selbst. Ihr Sohn Lester, der im Flugzeug einer Eingebung folgend beschlossen hat, sich zukünftig nur noch „Absalom Absalom“ nennen zu lassen, lebt sich auf ganz eigene Weise in seiner High-School ein.
„Das Leben von ihnen dreien würde so radikal auf den Kopf gestellt, dass das Motto von Edwina, ihrer Schwiegermutter, hier doch einmal passte: „Sich immer wundern, aber nie die Fassung verlieren.““
Agnès Desarthe folgt in ihrem Roman dem klassischen dramatischen Aufbau. Der verheißungsvolle Aufbruch, erste Störungen des Gleichgewichts, der dramatische Höhepunkt und das etwas übereilte Ende, das einen Punkt hinter das Abenteuer Amerika setzt. Dazwischen explorieren die Figuren wo sie angekommen sind in ihrem Leben, vor allem Sylvie analysiert und hinterfragt, wo nach fast vier Jahrzehnten ihre Ehe steht, die sich in Paris noch in einer perfekt austarierten Balance befand, die durch Hectors unerwartete neue Popularität ins Wanken gerät.
„Sylvie weiß es nicht. Ich liebe dich, sagt sie in Gedanken, an Hector gerichtet. Dann sagt sie: Ich liebe dich nicht. Ihr scheint, dass keiner der beiden Sätze richtig ist.“
Die Ehe von Sylvie und Hector folgt ganz eigenen Gesetzen. Er der denkende Intellektuelle, der seine Frau benötigt, um ihm die Bestätigung zu geben, die ihm sonst verwehrt wird. Zwar hat er eine hohe Position erreicht, aber in Paris scheint er eher unscheinbar. Die eigensinnige Definition Sylvies von Freiheit - kein Beruf engt sie ein, keine Tätigkeit schreibt ihr einen Tagesablauf oder Gemütszustand vor - hat ihn von je her fasziniert und lässt Sylvie trotz der körperlichen Veränderungen, die mit dem Alter unweigerlich einhergehen, immer noch eine begehrenswerte Frau für ihn sein. Nichtsdestotrotz verfällt er der Bewunderung der Amerikanerinnen, stellt jedoch seine Ehe zu keinem Zeitpunkt in Frage.
„Sind Sie auch Professorin?“ „Nein“, antwortete Sylvie leise. „Ich bin nichts.“
Auch Sylvie empfindet ihre Verbindung ähnlich, sie weiß bald von den Affären, beobachtet diese sogar, doch mehr noch als an der Ehe zu zweifeln, hinterfragt sie ihr Selbstbild und die Art, wie sie ihr Leben eingerichtet hat. Sie ist nicht Hausfrau und Mutter, verweigert sich diesen Definitionen ganz aktiv, doch in der Ferne, herausgerissen aus dem bekannten Umfeld, stellt sie ihr Lebensmodell infrage und fühlt sich genötigt, neue Wege zu gehen.
Lester erfindet sich selbst völlig neu. In einem religiösen Wahn glaubt er, erleuchtet zu sein und schart seine Mitschüler wie ein Sektenführer um sich. Hörig folge sie ihm und lassen sich von seinem Geist beseelen.
Drei Figuren, die gemeinsam ausbrechen und sich selbst ganz neu erleben oder definieren. Eine Chance fürwahr, doch ob dieser Neuanfang auch Glück bringt? Ein ruhiger Roman, der sehr eng bei den Gedanken der Familienmitglieder ist und ihre Zweifel und Emotionen offenlegt. Außergewöhnliche Charaktere, von denen ebenso eigenwillig erzählt wird.
Eine französische Familie hat die Chance eine Zeit in USA zu verbringen; der Mann ein Professor, die Mutter eine alternde Hausfrau und dazwischen ein Teenager, der noch seinen Platz sucht. Zentraler Punkt war aus meiner Sicht die Frau, die sich so furchtbar leer fühlt und zu allem eine gewisse Distanz pflegt. Ihr Kopf ist voll mit Gedanken, die sie quälen, aber alles was rauskommt ist Stille. Mit der Entfernung zur Heimat verliert auch die Familie ihren Halt bis sie am Ende doch wieder zueinander finden.
Der Erzählstil hat sich irgendwie sehr französisch angefühlt. Es war sehr emotional, mitfühlend und auch schonungslos ehrlich. Die Gefühlswelt von Sylvie wird aus jedem Blickwinkel ausgeleuchtet und auch wenn die Geschichte auch aus Hectors oder Lesters Sicht erzählt wird, steht doch Sylvie im Mittelpunkt. Am meisten tat mir Sylvie leid, weil sie sich selbst noch nicht gefunden hatte. Sie irrt umher und stürzt immer weiter hinab, wo sie sich in ihrem Stolz, Arroganz und ihrer vorgetäuschten Gleichgültigkeit verliert. Sie erzählt z.B. nebensächlich wie es sich anfühlt, als würden ihr "sachte die Handgelenke abgesägt" werden. Oder dass sie nicht krank ist, sondern nur gerne über Dinge sprechen würde, aber trotzdem niemanden zum Gespräch findet. Es gibt so viele Textpassagen, wo ich sie gerne einfach nur getröstet hätte.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen, auch wenn ich mir gewünscht hätte noch mehr von Lester zu erfahren.
Das alternde Ehepaar Hector, ein Professor der Philosophie und seine Frau Sylvie, eine Hausfrau, lebt mit seinem 14-jähriger Sohn Lester in Paris.
Seit dem islamistisch motivierten Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Januar 2015 fühlen sie sich dort nicht mehr so wirklich wohl.
Als Hector das Angebot erhält, eine zeitlang als Gastprofessor an einer amerikanischen Universität tätig zu sein, greifen sie zu. Ihr Leben verändert sich nun radikal.
Im Verlauf lernen wir v. a. Sylvies Innenleben besonders gut kennen. Sie ist m. E. der eigentliche Mittelpunkt der Geschichte.
Obwohl sie voller Gedanken ist, fühlt sie sich leer. Sie beginnt, sich und ihr Leben zu hinterfragen.
Der pubertierende Sohnemann macht eine eigenartige und befremdliche Entwicklung durch und gibt sich einen anderen Namen. Er nennt sich plötzlich Absalom-Absalom, verirrt sich in religiösem Wahn und wird eine Art Sektenführer auf der High School.
Im Gegensatz zu den beiden hat der an sich eher zurückhaltende und unscheinbare Hector keine großen Probleme mit dem Ortswechsel.
Er lebt sich in der Universität schnell ein, findet seinen Platz und wird sogar von Frauen umgarnt und bewundert.
Seine ungewohnte Popularität, Sylvies Schwierigkeiten, sich zurechtfinden und Lesters Entwicklung machen die Auslandsreise zu einem kritischen Abenteuer.
Was so vielversprechend begonnen hat, gipfelt in Haltlosigkeit. Wie es wohl endet? Ich flog durch die Seiten, weil ich es wissen wollte!
Die 1966 geborene französische Schriftstellerin Agnès Desarthe erzählt unaufgeregt, feinfühlig, psychologisch stimmig und authentisch vom Neuanfang dreier Menschen.
Gewürzt ist der Roman mit Ironie und originellen Alltagsszenen.
Wohin dieser Neuanfang führt, lohnt sich unbedingt gut zu lesen!
Hector, Sylvie und ihr 14-jähriger Sohn Lester ziehen von Paris in die USA, weil Hector dort eine Gastprofessur bekommen hat. Für alle drei ist dieser Umzug der Anlass, sich neu zu orientieren und ihr Leben (möglicherweise) zu ändern.
Hector, Professor kurz vor der Pensionierung, hat nicht nur diese neue Stelle bekommen, die ihn aus dem Alltagstrott seiner Universität in Paris herausholt, er wird von den jüngeren Professorinnen umschwärmt und beginnt schnell eine Affäre - parallel mit zwei Frauen. Es schmeichelt ihm, dass er so gut ankommt, aber seine Frau würde er deswegen nicht verlassen wollen, er liebt sie und weiß, was er an ihr hat.
Lester, der Sohn, will seit dem Flug in die USA "Absalom - Absalom" genannt werden, er ist eher ein schweigsamer Junge ohne viele Freunde. Er lebt eine eigene Art von Religiosiät und kann damit auch andere Jugendliche, die Außenseiter sind und/oder in schwierigen Verhältnissen leben, überzeugen. Sie finden bei ihm einen Zuhörer, bei dem sie alles sagen und tun dürfen, was sie wollen, ohne verurteilt zu werden. Er nimmt sie an, wie sie sind und dadurch finden sie Ruhe und Vertrauen zueinander. Der Terroranschlag im Bataclan im November 2015 erschüttert Lester selbst aus der Ferne zutiefst, es scheint, als ob jeder jemanden kennen würde, der es miterlebt hat, der Terror kommt dabei so nah. Er hätte gerne seine Eltern vor diesen schrecklichen Nachrichten beschützt und er entwickelt eine Abneigung gegen Smartphones, die einen jederzeit und überall mit solchen Nachrichten versorgen. In seiner Gruppe geht er sogar so weit, dass er die Smartphones einsammelt und zerstört, allerdings mit dem Einverständnis der Kinder.
Die Hauptfigur ist allerdings die Mutter Sylvie, denn bei ihr laufen sozusagen alle Fäden zusammen. Sie ist "nur" Hausfrau und Mutter, keine übereifrige sondern eher eine beobachtende. Seit sie ihre Tochter kurz nach der Geburt verloren hatte, verbringt sie die meiste Zeit mit Lesen, sie hat fast die ganze Bibliothek ihres Mannes gelesen. Als sie zu Beginn in den USA bei einem Empfang gefragt wird, was sie macht, sagt sie: "Ich bin nichts.", aber sie sagt es eigentlich nicht mit Bedauern. Ohne große Erwartungen beginnt sie einen Töpferkurs, bei dem sie zuerst auch nur passiv ist, doch plötzlich bricht eine Idee aus ihr heraus: sie töpfert Obst, Gemüse und Schuhe, die sie in der Wohnung findet, und die in der Regel kaputt oder beschädigt sind. Das macht sie so gut, dass ihre Töpfer-Lehrerin mit ihr eine Austellung machen möchte. Als Sylve erfährt, dass ihr Mann sie betrügt, macht sie einfach weiter wie bisher, sie beobachtet und weiß, dass ihr die anderen Frauen nichts wegnehmen können, was sie mit ihrem Mann verbindet und was sie gemeinsam erlebt haben.
Manchmal möchte man Sylvie während der Lektüre schütteln und sie dazu bringen, aus ihrer Passivität herauszukommen, aber dann wäre es eine ganz andere Figur und auch nicht mehr so stimmig. Als es am Ende zu einer sehr heiklen Situation wegen Lester und seiner Gruppe kommt (man hat es schon länger kommen sehen...), entscheidet sich die Familie wieder zurückzukehren und wieder mehr füreinander da zu sein.
Ich habe das Buch gerne gelesen, mir gefällt die ruhige Art, mit der Sylvie alles angeht, auch wenn es mir dann doch manchmal zu viel wurde. Manches hätte ich gerne noch genauer erfahren, wie zum Beispiel die Gruppe um Lester sich gefunden hat, aber am Ende hat es auch nicht wirklich gefehlt.