Die Tsantsa-Memoiren
von Jan Koneffke
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Erscheinungstermin 10.09.2020 | Archivierungsdatum 01.02.2021
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Zum Inhalt
Eine Tour de Force durch zwei Jahrhunderte und zwei Kontinente – ein magisch-literarisches Abenteuer mit einem der ungewöhnlichsten Erzähler der deutschen Literatur
Was auf den ersten Blick zu schräg wirkt, um gelingen zu können, entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann: Um das Jahr 1780 gelangt ein Schrumpfkopf in den Besitz von Don Francisco, Beamter der spanischen Krone in Caracas. Als Wandschmuck in dessen Schreibstube hängend beobachtet er das Geschehen um sich herum ganz genau – und bemerkt wie nebenbei, dass er gerade dabei ist, ein Bewusstsein zu entwickeln. Und dass er sprechen kann. Doch als er schließlich zum ersten Mal den Mund aufmacht, sorgt das bei Don Francisco prompt für einen Herzinfarkt – und der Schrumpfkopf bekommt einen neuen Besitzer. Seine Reise führt ihn in den folgenden Jahrzehnten u. a. nach Rom, Paris, Frankfurt, London, Bamberg, Bukarest, Wien und Berlin. Er wird Zeuge historischer Begebenheiten und alltäglicher Kleinigkeiten. Und nach und nach findet er immer mehr über seine eigene Vergangenheit heraus.
Dem Fabulierer Koneffke gelingt es, das Leben seines unsterblichen, aber auch hilflosen Helden auf so grandiose Weise zu erzählen, dass man das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Dabei hilft ihm auch sein kluger und überaus gewitzter Erzähler, dessen »Menschwerdung« den roten Faden der Geschichte bildet und der einem im Laufe der Lektüre ans Herz wächst.
Eine Tour de Force durch zwei Jahrhunderte und zwei Kontinente – ein magisch-literarisches Abenteuer mit einem der ungewöhnlichsten Erzähler der deutschen Literatur
Was auf den ersten Blick zu schräg...
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783869711775 |
PREIS | 24,00 € (EUR) |
SEITEN | 560 |
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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Ein phantastischer historischer Roman mit einem sehr ungewöhnlichen "Ich" als Erzähler - nämlich einen Schrumpfkopf. Diese aus dem Amazonasgebiet stammende Jagdtrophäe kommt - irgendwann in der frühen Neuzeit - zu sich, erlernt bei seinem ersten Besitzer zusammen mit einem Blauara die Sprache und entwickelt später von Jahrhundert zu Jahrhundert von Besitzer zu Besitzer mehr und mehr an menschlichen Empfindungen und Regungen.
Was macht das Menschliche aus? Wer ist eigentlich "unmenschlich"? Diese wichtigen Fragen bilden die Hintergrundmelodie eines breit angelegten Romans, der uns in sehr unterschiedliche Epochen und Milieus mitnimmt (u.a. ins schauerliche Labor eines wissenshungrigen Neurologen, auf Jahrmarktmärkte, in Dichterkreise des Vormärz, zu Psychoanalytiker nach Wien, in nationalsozialistische Milieus in Rumänien...). Der Schrumpfkopf beobachtet - und erlebt am eigenen Leib mit - wie sich Gesellschaften verändern, welche Vorstellungen vom Menschen vorherrschen, wie medizinische oder psychologische Erkenntnisse sich wandeln. Vor allem aber erlebt er mit, wer zu welcher Zeit und warum zum Außenseiter gestempelt wird.
Die Erzählerstimme dieses unfreiwillig hilflosen, aber klug beobachtenden und feinfühligen "Ichs" wächst einem bald ans Herz und entwickelt eine ziemliche Sogwirkung.
Jan Koneffke, dessen wunderbares Buch "Die sieben Leben des Felix Kannmacher" ich bereits sehr gerne gelesen habe, erzählt wieder farbenprächtig und sprachlich sehr vielschichtig. Dabei fängt er bewusst die Sprache oder bestimmte Redewendungen der jeweiligen Epoche ein.
Wie um Himmels willen soll man eine Rezension dieses Buches beginnen?! Der Verlag bemüßigt sich des Begriffs „Tour de Force“ – das kommt weitgehend hin, wird dem Buch aber auch nicht gerecht. Beginnen wir also mit einer Skizze der Handlung:
Wir befinden uns im ausgehenden 18. Jh., als ein Schrumpfkopf in Don Franciscos Besitz gelangt. Don Francisco ist spanischer Beamter in Venezuela und drapiert den Schrumpfkopf in seiner Schreibstube als Dekoration (eigenwilliges Verständnis von Zierde, aber damals und in den Gegenden und Kreisen mag das so gewesen sein). Da hängt er also so rum, dieser Schrumpfkopf, beobachtet und kommentiert seine Umgebung. Irgendwann geht ihm auf, dass er sprechen kann, ein Bewusstsein hat und traut sich aus der Deckung: Er äußert sich zum Geschehen und bringt Don Francisco einen Herzkasper und sich selbst einen neuen Besitzer ein. So tingelt der Schrumpfkopf also um die Welt (naja, genauer gesagt wird er weitergereicht von Südamerika nach Europa) und kommentiert das Zeitgeschehen, dem er beiwohnt.
Zurück auf Anfang: „Tour de Force“ kommt insofern nicht hin, als das ja ein mit Mühe oder Anstrengung verbundenes Handeln implizierte – das mag für das Schreiben des Buchs gelten, für das Lesen gilt es nicht! Schon die Idee, einen Schrumpfkopf durch Jahrhunderte wandern und das Geschehen beobachten zu lassen, ist so schräg, dass man sie einfach lieben muss. Dass dieser Schrumpfkopf dann auch noch mit zunehmender Bewusstwerdung das menschliche Dasein, das (Un-)Menschliche und diverse Auswüchse desselben in einer derart treffenden Art und Weise auf den Punkt bringt: grandios! Und das Ganze dann auch noch in einem von Leichtigkeit getragenen, aber nicht trivialen Schreibstil: Großes literarisches Kino … so wird man das Buch aber nur sehen, wenn man Koneffke nicht vorwirft, einfach nur zu fabulieren. Mir gelänge das nicht, denn mir gefiel dieser fantastisch angehauchte historische Roman mit seinem pfiffigen, (lebens-)klugen Erzähler, der einen während der Lesezeit in die unterschiedlichsten, teils makabren, teils nachdenklich stimmenden Milieus entführt. So viel Spaß am Lesen hatte ich zuletzt selten – den wird man aber nur haben, wenn man sich auf die Geschichte einlässt.
Dieser Roman von Jan Koneffke hat mich köstlich amüsiert. Ein Schrumpfkopf erzählt aus seinem bewegten Leben - herrlich!
Die Geschichte beginnt im ausgehenden 18. Jahrhundert als der Schrumpfkopf in den Besitz des spanischen Beamten in Venezuela gerät. Zuerst hängt er einfach nur herum und beobachtet seine Umgebung. Dann entdeckt er, dass er sprechen kann und das verschafft seinem Besitzer einen letalen Herzanfall. Der Schrumpfkopf reist nach Europa und wechselt noch mehrmals den Besitzer.
Meine Meinung:
Wie schon eingangs erwähnt, hat mir der Schrumpfkopf amüsante Lesestunden beschert. Der trockene und schwarze Humor hat mich begeistert. Durch die (nicht vorhandene) Brille des Schrumpfkopfs erfahren wir von der Lebensweise der damaligen Zeit: von Sklaven in Südamerika, dem ausschweifendem Leben in Europa und der Ewigen Stadt Rom.
Fazit:
Ein ungewöhnlicher Roman, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.
Ein sprechender Schrumpfkopf - welch großartige Idee. Ich mochte unseren Ich-Erzähler, den Schrumpfkopf wirklich sehr gerne. Wenn auch körperlos, war mir der kleine Kerl durchaus Sympathisch, denn Gefühlslos ist er nicht.
Unsere Reise mit ihm beginnt ca. 1780 in Caracas, Venezuela bei dem spanischen Beatmen Don Francisco. Nachdem dieser das zeitliche gesegnet hat, geht es für unseren außergewöhnlichen Protagonisten auf die Reise: Italien, Deutschland, Englang, Frankreich, Österreich, Romänien und Russland, der Schrumpfkopf kommt, wenn auch nicht immer ganz freiwillig, herum und wechselt dabei mehr als nur einmal seinen Besitzer. Manch einer ist sehr sympathisch und kümmert sich wirklich wie ein Kind um ihn, von anderen wird er gedulded und eindere behandeln ihn leider gar nicht gut..
Wir reisen also durch das Europa des 19. und 20 Jahrhunderts, lernen dabei viele schräge Gestalten kennen aber auch viel über die Geschichte Europas. Außerdem sind wir Zeuge der "Menschwerdung" unseres kleinen Freundes. Wie bereits oben erwähnt, kann er nicht nur sprechen, sondern entwickelt nach und nach auch menschliche Bedürfnisse wie Hunger oder Lust, er fühlt Einsamkeit und Trauer und kommt einem so wirklich nah. Er ist quasi wie ein Mensch, nur ohne Körper. Vielleicht hab ich mich beim Lesen ab und an dabei erwischt, wie ich mir wünschte, ich hätte auch einen kleinen Schrumpfkopf der gefühlt alles kommentiert. Wäre sicher witzig.
Alles in Allem hat mir die Geschichte ziemlich gut gefallen. Die Idee einen Schrumpfkopf als Protagonist einzusetzen und alles aus seiner Sicht zu erzählen ist einfach grandios. Allerdings muss ich sagen, dass mir der Schreibstil etwas zu langwierig war. Ein extrem langer Schachtelsatz folgt auf den nächsten, was für mich den Lesefluss immer wieder unterbrochen hat. Das Buch hatte auf jeden Fall auch seine längen weshalb es einem teilweise viel länger als 560 Seiten vorkam. Der Schreibstil ist extrem bildhaft und ausgeschmückt, was das Buch also wirklich sehr besonders macht.
Loben will auch das Cover, was wirklich wunderschön und definitiv ein Hingucker auf dem Bücherregal ist.
Ok, man muss sich auf die Idee einlassen, mit einen Schrumpfkopf, die über letzten 200 Jahre europäischer Geschichte und am Anfang etwas geschichtliches von Caracas zu bereisen. Wenn man sich darauf einlässt, wird es ein geschichtlicher Ritt, über Caracas, Rom, Paris, Großbritannien, Österreich, Deutschland,... Für mich war es spannend mitzuerleben, wie der Schrumpfkopf auf die einzelnen Epochen der Geschichte und auf seine jeweiligen Besitzer reagierte.
Am Anfang habe ich mich etwas schwer getan beim lesen. Aber sobald unser Star des Romans seine Bewusstsein erweiterte, desto mehr habe ich einen Bezug zu ihm aufbauen können. Und je weiter man lass, je mehr Abenteuer man mit dem Schrumpfkopf erlebte, je mehr wuchs er einen an Herz.
Eine geschichtliche Reise mit einem Schrumpfkopf
Die Idee, das Bewusstsein eines Schrumpfkopfs erwachen zu lassen und mit ihm und durch seine Augen die geschichtliche Entwicklung der Welt mitzuerleben, wirkt anfangs etwas skurril, sieht einen dann aber in einen Bann. Ein Schrumpfkopf erwacht um das Jahr 1780 in Caracas zu Leben. Langsam nimmt er seine Umgebung war, lernt die Sprache von einem Ara und fängt schließlich sogar zu reden an, was bei seinem Besitzer direkt zu Tode erschrickt. Mehrere Besitzerwechsel führen den Tsantsa unter anderem nach Rom, Paris, London und Wien. Seine Memoiren erzählen sowohl die historischen Begebenheiten als auch die Lebensweisen der jeweiligen Epochen.
Der Schrumpfkopf ist so ein sympathischer Geselle und berichtet mit soviel Charme von seinem Leben, seiner Bewusstseinsfindung und seinen Besitzern, dass man gar nicht mehr aufhören kann weiterzulesen – auch wenn er leider oft schlimme Dinge erleben muss. Und am Ende ist einem der Tsantsa so ans Herz gewachsen, dass man ihn am liebsten in die eigene Familie aufnehmen möchte. Für mich ist dieses Buch eindeutig ein Lese-Highlight des Jahres.
Ein Buch aus der Perspektive eines Schrumpfkopfs - oder Tsantsa in der Indianersprache Jivaro - war für mich etwas ganz Neues und ich bereue nicht, es gelesen zu haben. Die Handlung beginnt ca. 1780 in Caracas. Dort erwacht ein Schrumpfkopf langsam zum "Leben". Er beginnt seine Umgebung wahrzunehmen und die Sprache der Menschen zu verstehen. Bald darauf ist er auch in der Lage zu sprechen. Doch er bleibt nicht in Venezuela, seiner weiterer Weg führt ihn nach Europa und dort in die unterschiedlichsten Städte und Länder: Rom, Bamberg, Cambridge, Paris, Wien, Bukarest... Er wechselt oft den Besitzer und wird dabei immer menschlicher. Er fängt auch an, sich an seine Herkunft und seine Schrumpfkopfwerdung zu erinnern.
Die Tsantsa-Memoiren ist sehr witzig und abwechselnd zu lesen. Vor allem die Szenen, in denen der Tsantsa als Spion in Liebesdingen eingesetzt wird, sind sehr amüsant. Mir hat auch der Schreibstil sehr gut gefallen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich das Buch gerade in der Mitte etwas zieht. Erst ab dem Wechsel zur neuen Familie des Tsantsa im zweiten Drittel des Buches wird es wieder spannend.
Ein sehr schöner und stilvoller Roman! Die Geschichte ist mitreißend und lässt einen nicht los. Wundervoll, genauso sollten Bücher sein.
Mein Lese-Highlight für dieses Jahr! Die Idee eines Schrumpfkopfes als Erzähler erscheint erst einmal skurriel, aber wird dann mit so viel Humor und Eigenwilligkeit ausgeführt, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte.
Das Cover wirkte schon wie ein Magnet auf mein Leseherz, aber die Inhaltsangabe hat mich dann noch neugieriger gemacht, denn ich dachte wirklich, das kann nicht funktionieren. Ich wurde eines besseren belehrt und es hat geklappt, diese skurrile Idee und Geschichten hat mich absolut überzeugt und bildet das fantasievollste Buch für Erwachsenen 2020 für mich. Die Idee ist so einfach und genial, wie verrückt. Ein Schrumpfkopf erwacht zum Leben, erlangt Bewusstsein und erzählt aus seinem Leben, aus über zwei Jahrhunderten, von seinen Besitzerwechseln und seiner Umgebung, lässt seinen Gedanken und Gefühlen (soweit als Schrumpfkopf möglich) freien Lauf, es startet im 19. Jahrhundert in Caracas und führt schließlich nach Europa und er wird durch so einige Besitzer gereicht, die an Bildung und Stand divers sind und den Tsantsa unterschiedlich behandeln.
Ein Tsantsa bzw. Schrumpfkopf war mir nur aus Geschichtsdokus oder Museum bekannt und nun hielt ich zwischen den Seiten einen ganz besonderen vor Augen. Der Autor hat mich mit seiner unglaublichen und unerschöpflichen Fabulierkunst mitgenommen auf eine ganz besondere Reise und zu einem ausergewöhnlchen Protagonisten, wahnsinnig wortgewandt, teils ausschweifelnd hat mich dieser Roman bestens unterhalten und ich kann ihn nur empfehlen. Ich hätte niemals geglaubt, das ein Schrumpfkopf derart unterhaltsam und liebenswert, unsterblich und doch hilflos und ohnmächtig sein kann.
Die Abenteuer eines sprechenden Schrumpfkopfes …
Was auf den ersten Blick zu schräg wirkt, um gelingen zu können, entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann: Um das Jahr 1780 gelangt ein Schrumpfkopf in den Besitz von Don Francisco, Beamter der spanischen Krone in Caracas. Als Wandschmuck in dessen Schreibstube hängend beobachtet er das Geschehen um sich herum ganz genau – und bemerkt wie nebenbei, dass er gerade dabei ist, ein Bewusstsein zu entwickeln. Und dass er sprechen kann. Doch als er schließlich zum ersten Mal den Mund aufmacht, sorgt das bei Don Francisco prompt für einen Herzinfarkt – und der Schrumpfkopf bekommt einen neuen Besitzer. Seine Reise führt ihn in den folgenden Jahrzehnten u. a. nach Rom, Paris, Frankfurt, London, Bamberg, Bukarest, Wien und Berlin. Er wird Zeuge historischer Begebenheiten und alltäglicher Kleinigkeiten. Und nach und nach findet er immer mehr über seine eigene Vergangenheit heraus.
(Quelle: Klappentext – Galiani-Berlin/KiWi-Verlag)
Schon die Inhaltsangabe zeigt, dass dieses Buch ziemlich skurril ist: Ein Schrumpfkopf, der nach und nach ein Bewusstsein entwickelt und zu sprechen anfängt. Und dieser ist auch die Hauptfigur, denn er berichtet, was er in seinem langen Leben alles erlebt hat. Sein erster Besitzer (und Finder) ist Don Francisco, der ihn in seine Schreibstube hängt. Durch seine Beobachtungen erfährt er einiges über Don Franciscos Leben – als er ihn schließlich anspricht, fällt dieser vor Schreck tot um.
„Sein blankes Entsetzen war nicht zu verkennen. Ein sprechender Schrumpfkopf, das konnte nicht sein! (…) Er kippte zur Seite und war mausetot.“ – Seite 37, eBook
Und damit beginnt eine abenteuerliche Reise, die den Schrumpfkopf in verschiedene Länder und zu neuen Besitzern führt – und diese können unterschiedlicher nicht sein. Von einem englischen Kaufmann in Rom, über eine Schaustellergruppe in Deutschland bis hin zu verschiedenen Wissenschaftlern über England nach Frankreich zu einer Familie in Österreich – dieses ist nur eine kleine Auswahl an Besitzer, bei denen der Schrumpfkopf landet und immer mehr lernt und erlernt.
„Oh, was ich bei meinem Besitzer erlernte, war mehr als nur Schulbank- und Vorlesungswissen, von englischer Sprache, Geschichte und Philosophie zu naturwissenschaftlichen Kenntnissen. Er brachte mir Zahlen bei, lehrte mich Kopfrechnen, was ich bald besser beherrschte als er. (…) Ja, er machte mich zu einem Schrumpfkopf mit Bildung.“ – Seite 65, eBook
Einen Schrumpfkopf zu einer Hauptfigur zu machen ist zwar ziemlich außergewöhnlich, ist dem Autor aber gut gelungen. Die Geschichte beginnt ungefähr im Jahr 1780 und geht über zwei Jahrhunderte, die einige Abenteuer und Überraschungen bereithält. Die einzelnen Epochen, Schauplätze und die so verschiedenen Besitzer sind gut und detailreich wiedergegeben.
Auf den ersten Seiten wird klar, dass auch der Schreibstil besonders ist – ich musste mich erst dran gewöhnen. Das Buch lässt sich nach einigen Seiten dann doch überraschend flüssig lesen.
Doch trotz der positiven Eigenschaften konnte das Buch mich persönlich nur teilweise packen – die meisten Schilderungen des Schrumpfkopfes über einzelne Besitzer sind interessant und spannend zu verfolgen. Jedoch gibt es auch Passagen, die mir etwas langatmig, zu wirr und oftmals zu vollgepackt waren – man verliert zeitweise den Überblick.
Die skurrile Note, die der Geschichte anhaftet, ist überwiegend gut gelungen, aber in manchen Abschnitten wurden die Ausführungen dann doch zu übertrieben – weniger wäre hier mehr gewesen.
Mein Fazit: Ein sehr außergewöhnlicher Roman, in dem ein sprechender Schrumpfkopf über sein Leben berichtet. Herrlich skurril – eine große Abenteuerreise, die sich über zwei Jahrhunderte zieht, etliche Schauplätze und spezielle Nebenfiguren hat. Trotz einiger Schwächen ein besonderer Roman, den es sich zu lesen lohnt.
Inhalt:
Eine Tour de Force durch zwei Jahrhunderte und zwei Kontinente – ein magisch-literarisches Abenteuer mit einem der ungewöhnlichsten Erzähler der deutschen Literatur
Was auf den ersten Blick zu schräg wirkt, um gelingen zu können, entwickelt schon nach wenigen Seiten einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann: Um das Jahr 1780 gelangt ein Schrumpfkopf in den Besitz von Don Francisco, Beamter der spanischen Krone in Caracas. Als Wandschmuck in dessen Schreibstube hängend beobachtet er das Geschehen um sich herum ganz genau – und bemerkt wie nebenbei, dass er gerade dabei ist, ein Bewusstsein zu entwickeln. Und dass er sprechen kann. Doch als er schließlich zum ersten Mal den Mund aufmacht, sorgt das bei Don Francisco prompt für einen Herzinfarkt – und der Schrumpfkopf bekommt einen neuen Besitzer. Seine Reise führt ihn in den folgenden Jahrzehnten u. a. nach Rom, Paris, Frankfurt, London, Bamberg, Bukarest, Wien und Berlin. Er wird Zeuge historischer Begebenheiten und alltäglicher Kleinigkeiten. Und nach und nach findet er immer mehr über seine eigene Vergangenheit heraus.
Meinung:
Erstmal vorab: wie genial ist Bitte die Idee, einen Schrumpfkopf zum Protagonisten zu machen? So skurril die Idee ist, so witzig ist auch die Handlung. Sehr schmarzhumorig begleiten wir den Schrumpfkopf auf seine Reise durch die Jahrhunderte. Ich musste einige Male herzhaft lachen und auch sonst hat mich die Geschichte sehr mitgerissen.
Dem Schreibstil fehlt ein wenig die Leichtigkeit der Handlung. Häufig sind die Sätze verschachtelt und ziehen somit die Geschichte in eine Länge, die ihr nicht steht.
Dennoch finde ich den Roman sehr lesenswert und kann ihn empfehlen!
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