Rainbirds

Roman

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Erscheinungstermin 01.03.2019 | Archivierungsdatum 12.04.2019

Zum Inhalt

Ren Ishido hat gerade seinen Abschluss an der Universität von Tokio gemacht, als er die Nachricht vom plötzlichen Tod seiner älteren Schwester erhält. Keiko wurde in einer regnerischen Nacht auf dem Weg nach Hause erstochen, und es gibt keine Anhaltspunkte für diese Tat. Bestürzt reist Ren nach Akakawa, um die Sachen seiner Schwester zu ordnen, die er seit Jahren nicht gesehen hat. Mit Keiko, die von einem Tag auf den anderen der Heimatstadt Tokio und der ganzen Familie den Rücken kehrte, verband ihn in der Kindheit eine enge Beziehung. Inzwischen erscheint ihm das Leben seiner Schwester so mysteriös wie ihr unerklärlicher Tod. Doch dann wird Ren kurioserweise die nun vakante Stelle an der Schule angeboten, in der Keiko unterrichtete, und er kann auch ihr Zimmer im Haus eines enigmatischen Politikers übernehmen, das sie kostenlos bewohnte mit der Auflage, dessen ans Bett gefesselter kranker Frau jeden Tag ein Stunde vorzulesen. Ren lässt sich auf beides ein, in der Hoffnung, das Leben seiner Schwester besser zu verstehen und herauszufinden, was in jener regnerischen Nacht geschah. Als er sich in die rebellische Studentin Rio verliebt, steigen Erinnerungen auf. Und dann sind da immer wieder diese Träume, in denen ihm ein kleines Mädchen mit Zöpfen unbedingt etwas sagen möchte ... »Ein Roman, in dem nicht ein Wort zu viel steht und der einen dennoch packt und nicht mehr loslässt.« PUBLISHERS WEEKLY

Ren Ishido hat gerade seinen Abschluss an der Universität von Tokio gemacht, als er die Nachricht vom plötzlichen Tod seiner älteren Schwester erhält. Keiko wurde in einer regnerischen Nacht auf dem...


Verfügbare Ausgaben

AUSGABE E-Book
ISBN 9783492993913
PREIS 15,99 € (EUR)
SEITEN 320

Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

„Es ist schwer für Leute in den Zwanzigern, sich für den Rest ihres Lebens auf etwas festzulegen.“
„Sehr wahr, aber leider nicht zu ändern“, meinte sie. „Die Entscheidungen, die du in den Zwanzigern triffst, sind vielleicht die schwerwiegendsten deines Lebens. Der Job, den du antrittst, die Person, die du heiraten wirst, all diese Dinge. aber wir sind ja noch halbe Kinder. Viel zu naiv und unvernünftig, um so wichtige Entscheidungen zu treffen.“

Ren Ishida hat seine Schwester Keiko genau ein mal in Akakawa besucht, seit sie zu Hause ausgezogen ist. Das war vor vielen Jahren. Als er jetzt wieder in das Städtchen kommt, hat das einen traurigen Grund: Keiko ist ermordet worden und er muss sich um ihre Beerdigung und ihre Formalien kümmern. Obwohl sie einander nicht oft gesehen haben, haben sie jede Woche miteinander telefoniert. Aber erst jetzt, nach ihrem Tod, merkt Ren wie verloren er eigentlich ohne seine große Schwester ist. Als ihm die jetzt vakante Stelle seiner Schwester an einer Schule angeboten wird, sagt er kurzerhand zu, ebenso wie er die Chance nutzt, ihr altes Zimmer zu beziehen. Während er auf diese Weise versucht heraus zu finden, was ihr zugestoßen ist, lernt er dabei nicht nur eine Menge über Keikos Leben, sondern auch über sich selbst. Kompliziert wird die Geschichte erst, als er sich in die rebellische Schülerin Rio verguckt…

Das Gefühl etwas oder jemanden erst dann richtig wertschätzen zu können, wenn er nicht mehr Teil unseres Lebens ist, das kennen wir vermutlich alle. Ren trifft dieses Gefühl mit unerwarteter Härte, denn seine Schwester ist nicht mit ihm zerstritten oder ausgewandert, sie wurde ermordet. Es gibt kein Zurück mehr, keine Chance ihr doch noch einmal zu sagen, wie viel ihm ihre wöchentlichen Anrufe, ihr offenes Ohr und ihr Rat bedeutet haben. Gleichzeitig überkommt ihn die Erkenntnis, dass er Keiko längst nicht so gut gekannt hat wie er dachte. Sie haben jede Woche telefoniert und lange miteinander gesprochen und trotzdem wusste er nicht, mit wem sie ausgegangen war oder mit wem sie befreundet war. In diesem ganzen Gefühlchaos, das ihn dazu bringt Keikos vakante Lehrstelle an einer Paukschule anzunehmen, taucht dann plötzlich auch noch Rio auf, eine seiner Schülerinnen, die mit ihrer aufsässigen Art einen Narren an ihm gefressen zu haben scheint.
Eine ganze Weile habe ich mich einfach nur der Geschichte überlassen. Ren nimmt diesen neuen Job an, den früher einmal Keiko bekleidet hat. Er zieht in dasselbe Zimmer ein, in dem auch sie gelebt hat. Und natürlich forscht er nach, was ihr widerfahren sein könnte. Dazwischen freundet er sich mit einem Kollegen an, der auch Keiko sehr nahe stand, und verguckt sich in ein Mädchen, das zwar nur ein paar Jahre jünger ist als er, aber aufgrund seiner Position als ihr Lehrer absolut tabu für sie ist. Es waren schon sehr viele Zufälle, die sich da aneinander reihten, aber sie haben für diese Geschichte absolut funktioniert. So oft ich mir manchmal dachte „also das jetzt auch noch?“, so oft hat mich nur wenige Augenblicke später die Story wieder eingefangen gehabt.
Clarissa Goenawans Schreibstil hat dazu eine Menge beigetragen. Leicht, trotz des schwierigen Themas, flüssig und doch nicht banal – Ren zu begleiten war im wahrsten Sinne des Wortes ein Lesevergnügen. Ich dachte bei einem Verlust wie diesem müsste es eine schwermütige Geschichte werden und ja, natürlich hat sie ihre traurigen, nachdenklichen Momente, aber im Großen und Ganzen war Ren ein sehr angenehmer Protagonist, der in allem noch eine Spur (Galgen)Humor finden konnte, ohne alles ins Lächerliche zu verkehren.

„Rainbirds“ war für mich ein spannender Einblick in die japanische Kultur, gekleidet in die Beziehung zweier Geschwister, die sich gleichzeitig unheimlich nah standen und doch so fern waren. Erst nach ihrem Tod lernt Ren seine Schwester wirklich kennen, was zum einen traurig macht, aber auch eine heilsame Wirkung hat. Von mir gibt es vier Punkte für diese melancholisch-schöne Geschichte.

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