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Das Lied des Propheten
Roman
von Paul Lynch
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Erscheinungstermin 13.07.2024 | Archivierungsdatum N/A
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Zum Inhalt
»Wenn es so etwas wie ein zentrales Buch für unsere Zeit gibt, dann ist es dieses. Brilliant und Eindringlich« The Observer
An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen.
Irland befindet sich in der Gewalt einer Regierung, die auf dem Weg in die Tyrannei ist. Eilish findet sich in der alptraumhaften Logik einer kollabierenden Gesellschaft wieder, angegriffen von unsichtbaren Kräften, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sie ist gezwungen, alles zu tun, um ihre Familie zu schützen und alle zusammenzuhalten. Wie soll sie ihren Kindern erklären, was passiert ist, wenn sie nach dem Vater fragen? Wie wird ihr eigener zunehmend dementer Vater auf die gravierenden Veränderungen seines Alltags reagieren? Und wie weit wird Eilish selbst gehen, um sich und ihre Familie zu retten? »Das Lied des Propheten« ist ein atemloses Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe, das stilistisch und emotional seinesgleichen sucht. Paul Lynchs meisterhafter Roman ist das Buch der Stunde – und ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.
»Ein Triumph des emotionalen Erzählens, mutig und anregend« Booker Prize Jury
»Ein wichtiges und unvergessliches Leseerlebnis.« The Guardian
»Einer der erschütterndsten und provokativsten Romane, die ich seit langem gelesen habe.« Scotsman
»Paul Lynch ist einer der meistgefeierten irischen Schriftsteller seiner Generation und ›Das Lied des Propheten‹ ist Irlands ›1984‹.« Telegraph
»Ein Meisterwerk« Big Issue
»Erschreckend plausibel« Irish Times
»Wenn es so etwas wie ein zentrales Buch für unsere Zeit gibt, dann ist es dieses. Brilliant und Eindringlich« The Observer
An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und...
Vorab-Besprechungen
Bitte nicht vor dem 13. Juli 2024 besprechen.
Bitte nicht vor dem 13. Juli 2024 besprechen.
Verfügbare Ausgaben
AUSGABE | Anderes Format |
ISBN | 9783608988222 |
PREIS | 26,00 € (EUR) |
SEITEN | 320 |
Auf NetGalley verfügbar
Rezensionen der NetGalley-Mitglieder
Als bei Eilish Stack am Abend zwei gesichtslose Polizisten an die Tür hämmern und fordern, ihr Mann Larry solle sie auf der Wache anrufen, ahnt sie sofort, dass es sich um keine Nationalpolizisten der südirischen Garda handelt. Larrys Verhör am späten Abend demonstriert ihm anschließend seinen niederen Status als Regimekritiker. Als stellvertretender Generalsekretär der Lehrergewerkschaft ist er aktuell an der Organisation einer Lehrer-Demonstration beteiligt. Larrry ahnt Böses, da bereits sein Kollege Jim am Tag zuvor nicht nachhause gekommen ist – was Larry bisher in einem zivilisierten Staat wie Irland für unmöglich gehalten hatte. Als auch Larry mitsamt der kompletten Gewerkschaftsleitung verhaftet wird, steht Eilish allein mit ihrem Beruf als Mikrobiologin, vier Kindern (davon eins im Krippenalter) und ihrem alternden Vater Simon da, der noch allein lebt, aber von Tag zu Tag verwirrter wird. Die internationale Presse berichtet bereits über die Vorgänge, während die betroffenen Familien nur Gerüchte hören, ihre Angehörigen würden in Lagern inhaftiert.
Für Eilish eskaliert das Leben unter Notverordnung gegen „einen Feind von außen“ rasant: ein Kollege verschwindet, der 16-jährige Sohn Mark wird zur Musterung aufgefordert, ihre beiden mittleren Kinder reagieren panisch auf die Lage und sie kann für ihre Kinder keine Pässe mehr beantragen. Während anfangs noch der konkrete Konflikt mit der Lehrer-Demonstration Auslöser der anarchischen Zustände zu sein schien, steuert das Land wie im dystopischen Roman unaufhaltsam dem Ende der Zivilisation entgegen. Polizisten sind bald nicht mehr von Wegelagerern zu unterscheiden, Denunziation regiert und Lebensmittel werden knapp. Als Mark in der Zeitung öffentlich gedoxt wird, haben die Stacks offenbar die letzte Gelegenheit verpasst, das Land zu verlassen …
Paul Lynchs Figuren geraten in einen Strudel aus Panik, Misstrauen und Scham, die Familie nicht rechtzeitig geschützt zu haben. Aus einer Handlung in Südirland mit irischen Darstellern ist in rasantem Tempo die allgemeingültige Schablone geworden für ein Willkürsystem ohne Gesetze, Strukturen und Respekt – Systeme, die überall auf der Welt Menschen in die Hände von Schleppern treiben, die sie in Containern und Booten transportieren …
Ein sehr wichtiges Lied des Propheten
Im Mittelpunkt steht eine anfangs sechsköpfige Familie in Leinster, Irland, mit Eilish Stack als in Vollzeit arbeitender Biologin und Mutter von vier Kindern, die sich auch um den dementen Vater in eigenem Haushalt kümmert. Die politische Katastrophe beginnt mit dem Verschwinden des Familienvaters Larry, einem aktiven Gewerkschafter der TUI, nach einem Kontakt mit der erstmalig aufgestellten Geheimpolizei. Durch Notverordnungen werden Verfassungsrechte wie Streiks und Demonstrationen radikal außer Kraft gesetzt, werden Befürworter der neuen Regierung und der Partei an wichtige Positionen gesetzt zwecks Machterweiterung. Bei ihren Bemühungen zum Schutz ihrer Familie zieht sich die Schlinge um deren Dasein dramatisch schnell zu unter dem tragischen Verlust weiterer Familienmitglieder. Aus Eilishs Sicht erkennt man den rapiden Verlust ihrer Freiheit und die Zerstörung ihres bisherigen Lebens. Wie dramatisch schnell sich bisherige Lebensverhältnisse ändern könnten, wird emotional in Schreibstil und Wortwahl gut beschrieben.
"Der Prophet singt nicht vom Ende der Welt, sondern das Ende der Welt ist immer ein lokales Ereignis, es kommt in dein Land und besucht deine Stadt und klopft an die Tür deines Hauses und wird für andere nur eine ferne Warnung, ein kurzer Bericht in den Nachrichten………"
Wie kostbar unsere Demokratie ist, die es zu beschützen gilt, kommt als klare Botschaft eindrucksvoll rüber.
Paul Lynchs »Das Lied des Propheten« weckt nicht von ungefähr Erinnerungen an die großen Dystopien der Weltliteratur. Stilistisch fordernd schreibt David Lynch über die großen Themen unserer Zeit: Flucht, wirtschaftliche Sorgen, Zukunftsängste und den weltweiten Rechtsruck und entwirft daraus ein düsteres Szenario. Ich habe dieses Buch während der Europawahl gelesen und es hatte etwas extrem Beängstigendes, dabei den ersten Hochrechnungen zu folgen. Keine leichte Kost, aber gerade jetzt kann ich dieses Buch nur unbedingt empfehlen.
Unsere Zukunft?
"Der dunkle Garten birgt keine Wünsche mehr, denn etwas von diesem Dunkel ist ins Haus gekommen."
Etwas hat das eigene Heim eingenommen. Den Schutzraum der Familie.
Der eigene Mann verschwindet. Nach einem Treffen mit der Polizei ist er weg und kommt nicht wieder. Eilish, seine Frau steht plötzlich mit ihren Kindern und dem Unwissen, was passiert ist, alleine da.
Ich habe mit einem ruhigeren Krimi gerechnet und musste mich nach den ersten Seiten erstmal etwas umorientieren. Ruhig ja, aber auf eine ganz eigene Art und Weise. Die Sprache und auch die Gliederung im Buch war für mich zu Beginn gewöhnungsbedürftig. Es fehlt die bekannte wörtliche Rede, alles ist in einem Fließtext geschrieben. Das hat mir den Einstieg in die eigentliche Geschichte tatsächlich erschwert.
Doch der Inhalt an sich - der Verlust der Demokratie und dem Leben wie wir es kennen ist ein großer Punkt und gerade heutzutage wichtig darüber zu schreiben. Aktuelle Wahlergebnisse lassen mit Schrecken erkennen, dass viele Menschen einem "Ideal" hinterherrennen, dass es nicht geben kann und uns eher in den Abgrund bringt als dass es etwas Gutes bringt.
Daher hätte ich mir gewünscht, dass dieses eigentlich wirklich gute Buch in einer verständlichen Sprache geschrieben wäre. Sodass mehr Menschen Zugang dazu finden können. Dennoch möchte ich es empfehlen.
Mit Recht hat der Autor den Booker Preis bekommen. Das Buch lässt einem nicht mehr los,und regt viel zum Nachdenken an ob der Grausamkeiten zu dem Menschen fähig sind
Eindringliche Pflichtlektüre!
Oft gefallen mir prämierte Bücher am Ende nicht so gut, wie es das Lob hoffen lässt, aber hier war das nicht der Fall. Der Einstieg war nicht ganz einfach, da der Autor einen ganz unkonventionellen Schreibstil hat. Es gibt nur wenige große Kapitel und im Kapitel wird alles an einem Stück erzählt und es gibt nur kleine Absätze durch Sprünge in Erzählzeit und -ort. Auch direkte Rede verschwindet im Text, aber ich habe mich überraschend schnell daran gewöhnt und es hat bei diesem Thema auch irgendwie Sinn gemacht. Das Buch hätte überall spielen können, wirkt durch das Setting in Irland umso aufrüttelnder. Es wird alles aus der Sicht der vierfachen Mutter Eilish erzählt, die sich erst nur kleinen Anfeindungen im Alltag und bei der Arbeit gegenüber sieht und dann ihren Kindern das Unmögliche erklären muss. Die Welt gerät immer weiter aus den Fugen und Paul Lynch schildert dies absolut nachvollziehbar, ohne zu sehr ins Politische abzudriften. Der Fokus bleibt immer auf Eilish und ihre Familie und den unzumutbaren Entscheidungen, die sie treffen muss. Das Buch ist zutiefst menschlich, aufrüttelnd, eindringlich und obwohl es so weh tut, kann man es nicht weglegen. Man fragt sich unweigerlich, wie man sich an Eilishs Stelle verhalten hätte und in der Weltgeschichte gibt es genug Beispiele, in denen sich genau das abgespielt hat, was sie durchmacht. Ein tolles Buch, das jeder lesen sollte.
Dieser fantastische Roman ist in meinen Augen das eine Buch, das man dieses Jahr (und überhaupt) unbedingt lesen muss. Er ist ein Geschenk - und zugleich eine Warnung. Mit messerscharfer Beobachtungsgabe erzählt Paul Lynch die Geschichte einer Familie und zugleich die Geschichten zahlreicher Menschen, deren Leben durch totalitäre Staaten und Kriege zerstört werden. Atemlos liest man, wie die Protagonistin Eilish zuerst ihres Mannes, der sich politisch für die Lehrerschaft im Land engagiert, beraubt wird und schließlich mitansehen muss, wie sich die Dunkelheit in ihre ganze Familie und Lebenssituation frisst. Wenn ein Buch es verdient hat, als Meisterwerk bezeichnet zu werden, dann dieses.
Paul Lynch - Das Lied des Propheten
Meinung
Sehr bewegend und hervorragend geschrieben.
Die Wahl des Handlungsortes dieses Buches in Irland hat mich zutiefst berührt
Der Bürgerkriege in Irland.erschreckend
Die Anspannung steigt, und es gibt keinen Weg zurück
Der Autor hat eine zu reale, völlig glaubwürdige, erschreckende Geschichte geschrieben.
Angesichts des weltweiten politischen Zustands hat sie mich nachdenklich gemacht
Aber der Mangel an Absätzen und die fehlende Interpunktion unterbrechen den Lesefluß immer wieder.
Allein die Sprache hat mich begeistert. Unglaublich poetisch und das, bei einem so bedrückenden Setting. Larry, Familienvater einer irischen Familie und Mitglieder der Gewerkschaft der Lehrer, verschwindet eines Tages spurlos. Vorher wurde er von einer neu ernannten "Sicherheitspolizei" verhört. Larry ist nicht der einzige, der verschwindet und seine Frau steht alleine da mit den Kindern. Sie ist Wissenschaftlerin, aber aufgrund der Position ihres Mannes, verliert auch sie ihre Arbeit. Die Regierung im Land verändert sich rapide, bestimmte Personengruppen werden ausgegrenzt oder öffentlich diffamiert. Wer nicht pro-Regierung ist, ist eigentlich schon so gut wie erledigt. Der älteste Sohn geht in den Untergrund, um gegen das System zu kämpfen. Krass dargestellt und sehr bedrückend. Wahrscheinlich, weil sich jeder an vergangene Zeiten erinnert fühlt und die Sorge, dass so etwas tatsächlich wieder passieren könnte, groß ist.
"Das Lied des Propheten" ist ein erschreckend zeitgenössischer wie in Teilen dystopischer Roman über einen Bürgerkrieg in Irland und seine Folgen für die an Entscheidungen unbeteiligte Bevölkerung. Paul Lynchs atemlose Sprache skizziert dabei die Machtlosigkeit und das Klammern seiner Hauptfigur an die vergängliche Realität. Immer wieder akzeptiert die Mutter neue Alltäglichkeiten und nimmt deren Folgen hin, trotz wachsender Verluste und schwindender Hoffnung. Die Flucht ist erst eine Option, als es schon fast zu spät ist.
Stilistisch ist die Übersetzung des ausgezeichneten Textes auffällig. Nebensätze werden in langen Ketten aneinandergebunden und was gesagt, gedacht oder nur erdacht wird bleibt unklar, ebenso wer konkret zu wem spricht oder nur noch ein imaginierter Ansprechpartner ist. Mit starker Symbolik wird die zunehmende Desorientierung, Hoffnungslosigkeit und Handlungsunfähigkeit der Figuren in Bilder gefasst, welche sehr erschreckend und wirkungsvoll sind. Lynch gibt dem Schrecken ein treffendes Gewand und fordert seine Leser handwerklich und inhaltlich heraus. Halbe Kapitel des Romans zu lesen verbietet sich, denn es braucht einen Moment um in den Sprachstrom einzutauchen und der Rhythmik und Undifferenziertheit der Dialoge und Gedankensprünge folgen zu können. Doch wenn man sich eingelesen hat, ist es schwer dem inhaltlichen und sprachlichen Sog wieder zu entfliehen. Der Text beschreibt eine mitreißende Dystopie, basierend auf aktuellen Krisenerfahrungen. Damit wird der Text auch thematisch dringlich und dementsprechend gewichtig. Insgesamt eine besondere Leseerfahrung mit großem Anspruch und ein Roman, welcher sich sicher nicht als entspannende Sommerlektüre eignet.
Wow, dieses Buch hat mich gefesselt und nicht mehr losgelassen. Nicht nur ist die Sprache einfach wunderbar, nicht zuviel nicht zu wenig Poesie. Auch inhaltlich baut der Autor hier ein Drama auf, dass einem erst nach und nach so richtig bewusst wird. Im Kopf entstanden Parallelen, Bilder.
Scheinbar harmlos beginnt die Dystopie in einer nordirischen Kleinstadt. Larry- Lehrer, Ehemann und Vater 4er Kinder verschwindet eines Tages. Die Regierung ist verantwortlich, er war Gerwerkschafter. Seine Frau Eilish wird nicht schlau aus dieser Situation und versucht an Informationen zu gelangen. Allmählich verändert sich das Leben in ihrem Land, Eilish verliert ihren Job. Die Regierung wird immer übergriffiger, es entsteht eine rebellische Gegenbewegung, der sich auch Eilishs ältester Sohn Mark anschließen will. Aïne, Eilishs Schwester , will aus der Ferne helfen, sie, ihre Familie und den gemeinsamen, dementen Vater aus dem Land holen. Das Unterfangen ist aber nicht leicht, noch dazu möchte Eilish eigentlich nicht gehen, solange alles hier so ungeklärt scheint. Lebt ihr Mann überhaupt noch? Was ist mit ihrem Sohn? Als es zu einem tragischen Ereignis kommt, ändert sich alles und eine Entscheidung wird getroffen..
Wie gut der Autor diese Geschichte aufgebaut hat, wie erschreckend sich ihr volles Entsetzen allmählich ausbreitet.. wenn plötzlich dein Leben, wie du es kennst, vorbei ist und du für alles kämpfen musst. Wann ist der Zeitpunkt zu gehen? Wann entwurzelst du dich? Wann wirst du wahrhaben was längst vor deinen Augen geschieht? Eindringlich, klar und voller schöner, tiefer Sätze.. das Buch hat mich komplett überzeugt und abgeholt!
Wenn es bei der Demokratie den Bach runtergeht
Eilish ist Mikrobiologin und gehört der ‚Sandwich-Generation‘ an. (Zwischen 40 – 60 Jahre alt und ‚eingeklemmt‘ zwischen den Verpflichtungen für sich, der Verantwortung für ihre Kinder und jener für den immer mehr auf ihre Hilfe angewiesenen Vater) Jede, die schon einmal in dieser Situation war (wie z.B. ich), weiß, welche Herausforderungen dies bedeutet. Sehr hilfreich dabei ist eine starke Partnerschaft, in der der andere manche Aufgaben auffängt und durch einen steten Austausch den Rücken stärkt.
Leider steht bei Familie Stack in Irland der Partner (Larry, der stellvertretende Generalsekretär der Lehrergewerkschaft Irlands) nicht mehr zur Verfügung, da die Regierung (NAP, nationalistisch orientiert) eine Notverordnung verabschiedet hat, die Garda National Services Bureau (GNSB) Larry vorgeladen hat und er danach verschwunden ist. Seitdem muss Eilish sich allein um ihre 4 Kinder (Mark 16, Molly 14, Bailay 12 + der halbjährige Ben) und ihren Vater, bei dem die Demenz immer mehr fortschreitet, kümmern.
Was dann folgt, ist einem durch Beschreibungen der NS-Zeit (besonders für Juden und anderen Menschen, die nicht ins Schema passten) und weiterer Unrechts-Regime leider allzu bekannt: Willkür, Menschen ‚verschwinden‘, Kündigungen ohne Grund, Schulen und Hochschulen schließen, Einschränkungen der Einkaufsmöglichkeiten, Chaos und weiteres mehr. Sehr gut und prägnant drückt das Eilish‘ Vater gleich im 1. Kapitel aus: „……..die NAP versucht zu verändern, was du und ich Wirklichkeit nennen, sie wollen sie verschmutzen wie Wasser……..“
Ich konnte dieses Buch nur in kleinen Portionen lesen, weil es mich vollkommen aufwühlte. Die Sprache des Autors trägt auch sehr dazu bei, dass die Beklemmung stetig wächst und das Grauen in mir hochstieg: er verzichtet auf sichtbare wörtliche Rede und immer wieder auch auf Punkte. Die Angst und die wachsende Panik von Eilish konnte ich sehr gut nachvollziehen und mitfühlen.
Völlig zurecht hat Paul Lynch mit diesem Buch (übersetzt von Elke Schönfeld) 2023 den Booker Prize gewonnen! Ich vergebe hierfür auch gerne die Höchstzahl von Rezensions-Sternen. Nachdem der Leser mit etlichen heftigen Szenen konfrontiert wird, rate ich jedoch sensiblen Gemütern von dieser Lektüre ab!
Enthält Spoiler.
„Sie folgt der Straße auf der Suche nach einem anderen Geldautomaten, erinnert sich an etwas, was ihre Schwester gesagt hat, die selbstzufriedene Stimme am Telefon, die Geschichte ist eine stumme Liste derer, die nicht wussten, wann sie gehen müssen, die Aussage ist offenkundig falsch (...)
Die Geschichte ist ein stummes Verzeichnis von Leuten, die nicht gehen konnten, ein Verzeichnis derer, die keine Wahl hatten, man kann nicht gehen, wenn man nirgends hin kann und nicht die Mittel hat, dorthin zu gehen, man kann nicht gehen, wenn die Kinder keinen Pass bekommen, kann nicht gehen, wenn die Füße in der Erde wurzeln und Gehen bedeutet, sich die Füße abzureißen.“
Eine vielleicht nicht allzu ferne Zukunft in Irland:
Vor zwei Jahren gewannen die rechtspopulistischen Politiker der National Alliance Party die Wahl und nun ist die Verfolgung Andersdenkender in vollem Gang. So verschwindet auch Larry, Gewerkschafter, Ehemann und Vater von vier Kindern, nach einer Demonstration spurlos.
Seine Frau Eilish sucht natürlich nach ihm – nur sind ihre Fragen nach dem Aufenthaltsort ihres Mannes nicht das, was die Regierung hören will und sie verliert daraufhin ihre hochdotierte Arbeit als Biologin. Denn ihr Vorgesetzter ist Mitlied der Partei und so regierungstreu wie nur möglich.
Als ihr 17jähriger Sohn zur Armee eingezogen werden soll, unternimmt Eilish alles ihr Mögliche um Mark davor zu bewahren, was zu noch mehr Beobachtung seitens der Regierungshandlanger führt und als sich eine Rebellengruppe bildet und es zu einem Bürgerkrieg kommt, hat Eilish keine Kontrolle über gar nichts mehr: Nächtliche Ausgangssperren, kein Internet und keine Pässe mehr, kein Strom, kein Wasser, keine Möglichkeit ihren demenzkranken Vater zu versorgen, keine Nachrichten – nie von Larry und die spärlichen von Mark versiegen auch bald. Doch erst als Eilish ein weiteres und unfassbar schreckliches Unglück widerfährt, entscheidet sie sich zur Flucht ...
Atemlos bin ich durch diese Geschichte gejagt.
Eilishs Sicht auf diese Welt, die zutiefst berührenden – ihre - Gedanken, ja Weisheiten an denen sie mich teilhaben ließ, fesseln ganz und gar.
In perfekter Form und - lyrischer – Sprache und in bedrohlichen und düsteren Bildern, präsentiert Paul Lynch einen Text, der körperlich angreift, den Puls in die Höhe jagt, fix und fertig macht und noch lange nach der Lektüre gefangen hält.
Es steckt eine Menge Gewalt in diesem Roman. Erbarmungslose Szenen die sich tief ins Gedächtnis brennen – die Krankenhausszene werde ich wohl nie vergessen – aber das grausamste an „Das Lied des Propheten“ ist wohl, dass diese Dystopie, keine ist.
Dass all das schon längst passiert …
Tatsächlich ein Meisterwerk und großartige Literatur – unbedingt Lesen!
Ein Monatshighlight, ein #ahreshighlight und eine allergrößte Leseempfehlung.
„Ben haut mit den Händen an die Scheibe, Vogel Vogel Vogel Vogel, sagt er, und sie sieht einen Jungen vorbeigehen, er hat einen limonengrünen Vogel in einem kleinen weißen Käfig, sie schließt die Augen und weiß nicht, was sie machen sollen, das Herz ist zu krank zum Denken geworden, das Herz ist jetzt in einem Käfig.“
Liebe dystopische Bücher und dieses Buch hat ganz besonders eine düstere Version einer möglichen Zukunft beschrieben. Ganz nah und damit sehr gruselig. Diese Machtlosigkeit und das Gehtzte habe ich permanent beim Lesen gespürt!
Ein Buch, das mich sehr berührt hat und gleichzeitig an Spannung kaum zu überbieten war! Ich habe mit Eilish mitgefiebert und ihre Familie erscheint einem so nah vor dem geistigen Auge, dass man förmlich das Unbehagen spürt, wenn wieder Gefahr droht und das ist fast im gesamten Roman der Fall. Das Buch ist aktuell und dennoch zeitlos. Es hinterlässt einen tiefen Eindruck und der starke Wunsch endlich aufzuwachen und aus der Vergangenheit zu lernen - so schnell kann es passieren, dass Parteien an die Macht kommen, denen unsere aller Wohl nichts bedeutet. Hat das Potential Schullektüre zu werden.
Irland in einer nicht näher benannten Zeit, die aber die jetzige sein könnte. Der Mann von Eilish Stack, der Gewerkschafter wird von der Geheimpolizei abgeholt und verschwindet. In Irland installiert sich eine Diktatur, die Rechte werden immer weiter eingeschränkt und Eilish muss ihre 4 Kinder allein durchbringen. Dazu kommt ihr Vater, der an beginnender Demenz leidet. Obwohl Eilishs Schwester darauf dringt, sie sollen das Land verlassen und zu ihr nach Kanada zu ziehen, geht Eilish nicht. Dann muss sich ihr ältester Sohn Mark verstecken, da er sonst eingezogen werden würde. Sie wird entlassen, denn Wissenschaftler werden nicht mehr gebraucht, die Lebensmittel werden rationiert. Und so zieht sich der Strick um die Familie Stückchen für Stückchen weiter zu. Erst sehr spät ist die Mutter Eilish Stack bereit, mit ihren Kindern zu gehen und das wird nicht leicht.
Paul Lynch entwirft eine Dystopie, die mich zum Schaudern gebracht hat. Es könnte in jedem Land, zu jeder Zeit wieder eine Diktatur entstehen, wenn man zögert. Und nicht nur das Thema macht mich schaudern. Seine Sprache reißt mich mit, ist sehr eindringlich, aber nicht pathetisch. Da gibt es kein unnötiges Wort.
Paul Lynch bekam für dieses Buch den Booker Preis 2023 und das zurecht!
Ein unvergessliches Leseerlebnis für mich!
5 Sterne!
Es ist grau, träge und hoffnungslos. Die bekannte Welt gerät langsam aus den Fugen, aber in der Hilf- und Machtlosigkeit kann man meist nur noch zuschauen, wie die Welt immer mehr in eine Richtung gedreht wird, die man sich für die eigenen Kinder nie wünschen würde. Eilish versucht als Mutter aus einer scheinbar ausweglosen Situation für das Überleben der Familie zu sorgen, obwohl ihr nach und nach ein Familienmitglied nach dem anderen scheinbar von ihr genommen werden. Die Atmosphäre hat "Milkman" von Anna Burns geähnelt, aber es war nicht so elegant geschrieben. Es hatte auch was von "1984", aber nicht so erschreckend oder zutiefst deprimierend. Das ständige Gefühl beim Lesen war, als würde man am Arm kratzen, aber das Jucken unter der Haut nicht verschwinden. Aber das Jucken geht zu lang: Das Buch hätte kürzer sein können und die Spannung kann leider nicht über die Seiten gehalten werden, was ich sehr schade fand. Die Schreibweise führt dazu, dass man etwas atemlos zum Weiterlesen gezwungen wird, aber irgendwann kann es auch anstrengend werden. Insgesamt finde ich das Buch trotzdem lesenswert, allein schon für die Atmosphäre und um zu beobachten wie unaufgeregt und unaufhaltsam aus einer normalen Gesellschaft eine autoritäre werden kann. (3,5 Punkte auf 4 hochgerundet)
Das Lied des Propheten
von Paul Lynch
übersetzt von Eike Schönfeld
Verlag Klett-Cotta
320 Seiten
Ein Roman der unter die Haut geht.
Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten zwei Kapiteln überlegt habe, ob ich weiterlesen soll, da der Schreibstil für mich sehr gewöhnungsbedürftig war. obwohl ich literarisch angehauchten Schreibstil sehr mag. Aber Fließtext und keine Satzzeichen für Dialoge, waren anfänglich schwer zu lesen. Doch schneller als gedacht wird man in das Buch hinein gesogen und es fällt einem gar nicht mehr auf.
Lasst euch darauf ein. Auf eine Dystopie, die jetzt schon aktuell sein könnte bzw. schon teilweise aktuell ist. Nicht in Irland, wo diese Geschichte spielt, aber wenn man sich die Geschehnisse in Krisengebiete oder manche Länder oder Staaten ansieht ...
Das Buch beginnt damit, dass zwei Männer der Garda National Service Bureau (GNSB), einer neue gegründeten Geheimpolizei, vor der Haustür von Eilish stehen und nach ihrem Mann fragen, der Lehrer und vor allem auch eine hohe Position in der Gewerkschaft inne hat. Eine neue Partei, die seit ca. zwei Jahren an der Macht ist, hat nach und nach alle wichtigen Stellen infiltriert und nach und nach verschwinden Menschen spurlos, werden verhaftet und man bekommt keine Informationen. So auch Larry, der Ehemann von Eilish, der mit der Gewerkschaft einen Streik geplant hatte. Wir begleiten Eilish, wie sie versucht mit ihren vier Kindern und an Demenz leidenden Vater über die Runden zu kommen.
Ihre Kinder drängen sie ständig etwas zu unternehmen um ihren Vater zu finden und zurückzubringen, doch Eilish wägt ständig ab zwischen der Wahrheit und der Sicherheit ihrer Kinder.
Als der älteste Sohn sich den Rebellen anschließt und verschwindet, steht ihre Familie vor der Zerreißprobe.
Es ergibt sich die Möglichkeit der Flucht, doch soll sie ihren Vater, Ehemann und Sohn einfach zurücklassen?
Dieses Buch sollte Schullektüre im Deutschunterricht werden.
Nicht nur wegen der Sprache und der Auswirkung des Schreibstils, sondern auch für das Verständnis von Flüchtlingen und was für Auswirkungen Politik in einem Land haben können.
Für mich ein Lesehighlight, da es noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Das Lied des Propheten
Roman
von Paul Lynch
Dystopische Bücher ziehen mich magisch an.
Auf der einen Seite sind sie spannend, fesselnd und lassen einen tief in ein Szenario eintauchen, dass erst mal nichts mit unserem Alltag zu tun hat. Sprich man kann perfekt abschalten. Aber dann kommts, bei wirklich guten Büchern, am Ende der Lektüre, ist man noch lange Zeit am Parallelen ziehen, am Grübeln und Schaudern.
Und genau so ergeht es einem bei DAS LIED DES PROPHETEN. Nicht mehr aus der Hand zu legen.
Ein Buch, dass Preise verdient und die Aufmerksamkeit von vielen LeserInnen. Ich werde es sehr gerne empfehlen. Wobei ich auf die besondere Textgestaltung schon hinweisen werde, für mich ist es dadurch noch eindringlicher geworden.
Plötzlich ziehen dunkle Wolken auf
Düster und unheimlich erscheint die Welt um uns herum, wenn der freie Wille und das demokratische Miteinander durch blindes diktatorisches Handeln erstickt wird, nur noch Angst und Schrecken den Alltag der Gedankenwelt beherrscht. Die dystopische Fantasie 'Das Lied des Propheten' aus der Feder des irischen Schriftstellers Paul Lynch zeigt auf, was Krieg und Unterdrückung, Missbrauch der Menschenrechte mit Menschen anstellt, die es gewohnt waren, frei und unbeschwert zu leben. Der tägliche Kampf ums Überleben ist kräftezehrend und gefährlich. Diese Qual setzt der Autor gekonnt in der ihm eigenen bildhaften Sprache um, versetzt den Lesenden hinein in das Geschehen. Als Setting wählt er seine irische Heimat.
Eilish, die Protagonistin und starke Frau der Fiktion, muss den täglichen Kampf ums Überleben für sich, ihre vier Kinder und den zunehmend deutlicher an Demenz erkrankenden Vater allein aufnehmen, weil ihr Mann Larry spurlos verschwand nach einer Vorladung durch die Geheimpolizei. Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen, Denunziationen und diverse Einschränkungen der täglichen Versorgung der Bevölkerung gestalten den Alltag unerträglich und lassen den Gedanken an Flucht immer fordernder werden. Nichts deutet darauf hin, dass die gegenwärtigen Lebensumstände nur ein vorübergehender Alptraum sind, der sich alsbald in Wohlgefallen auflöst.
Dieses schriftstellerische Konstrukt ist leider aktueller denn je. Es spiegelt das Dasein in kriegsbesetzten Gebieten auch in Europa wider, mahnt zur Wachsamkeit und zur Verteidigung all unserer menschlichen Werte.
Das Lied des Propheten
Paul Lynch
Übersetzt von Eike Schönfeld
Booker Prize 2023
Ich war die letzten zwei Wochen in Irland und rechtzeitig zu meiner Reise erschien das neue Buch von Paul Lynch in deutscher Übersetzung. @netgallery und der @klettcottverlag haben mir ein e:Book als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.
Wunderbar, dachte ich, noch ein Urlaubsbuch über mein Urlaubsland - und dann dieses Buch.
Ich habe es in Dublin - dem Ort, an dem dieser Roman spielt, begonnen und dann zur Seite gelegt, um es Zuhause zu beenden. Zu intensiv war das Lesen.
Eilish lebt mit ihrem Mann Larry und ihren vier Kindern ein normales,turbulentes Familienleben. Beide berufstätig, 4 Kinder zwischen 15 Jahren und 1 Jahr und Eilishs zunehmend dementer Vater halten sie auf Trab. Larry vertritt als linker Gewerkschaftsführer der Lehrergewerkschaft Positionen, die der immer konservativer werdenden Regierung nicht gefallen. Nach einem ersten Verhör durch die Geheimpolizei überlegen Larry und Eilish - weitermachen oder wegducken ? Larry macht weiter und verschwindet dann - von der Geheimpolizei verschleppt, ohne Anwalt, Gerichtsverhandlung - Eilish weiß nicht wo er ist, wann sie ihn , ob sie ihn Wiedersehen wird.
Zunehmend wächst auch der Druck auf sie - wie kann sie ihre Kinder schützen, sich um den Vater kümmern? Bleiben oder alles aufgeben, was ihr bisheriges Leben ist ?
Unglaublich dicht ist die Sprache, in der Paul Lynch diesen Roman geschrieben - und Eike Schönfeld in ins Deutsche übersetzt - hat. Beim Lesen wird man hineingezogen in die Krisen, die Hilflosigkeit, das Ausgeliefert sein. Der Text lässt einen nicht los - wie eine Berichterstattung, voller Spannung. Was mich besonders betroffen hat ist, dass es nicht nur eine erfundene Geschichte ist, sondern dass wir in unseren Gesellschaften zunehmend erleben, dass wir in Konflikte geraten. Kommunalpolitiker*innen, die nicht mehr weitermachen, weil sie Angst für sich und um ihre Familien haben, ist nur ein Beispiel.
Also - keine leichte Kost, aber ein Buch, dass ihr unbedingt lesen solltet.
Faschismus geht uns alle an!
Faschismus ist nicht das Problem von Anderen, oder ein Problem der Vergangenheit. Es ist kein Thema, das wir mit Kopfschütteln und Schulterzucken abtun dürfen. Das zeigen die Nachrichten, die Parolen von AFD, von Trump, von Putin. Das zeigen die Gesetze und Verschiebungen von Wirklichkeiten in Italien und Ungarn durch die dortigen Regierungen. Das zeigen so viele aktuell bestehende Wirklichkeiten. Und wir schauen darauf - und tun nichts.
Das Buch „Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch habe ich in den letzten drei Tagen gelesen. Er hat einen Roman verfasst in dem es um eine faschistische Partei geht, die mit der Schaffung eines imaginären Feindes die Wahl gewonnen und die Macht übernommen hat. Eine spezielle Polizei, leichte Verschiebungen der Gesetze und immer wieder das Schüren von Angst, das Schaffen von Feindbilder - und eine Diktatur ist geschaffen!
Das ist kein Text der Vergangenheit. Es ist eine Geschichte, die mit den realistischen Umgebungen unserer heutigen Zeit arbeitet. Demokratie, Menschenrechte, Staatengemeinschaft sind zahnlose Tiger. Nach Ignorieren und Wegschauen entsteht Hass, Bürgerkrieg, Flucht und Morde an Geist und Leben.
In diesem Buch steht eine Familie im Mittelpunkt. Mutter, Vater, drei Kinder - die es nicht glauben können. Die vertrauen haben und deren Leben zusammenbricht. Alles in einem fiktiven Roman, der so gar nicht fiktiv ist, denn das was erzählt wird geschieht so, oder so ähnlich heute und jetzt, irgendwo und kann auch bei uns geschehen …
Ein beklemmender Roman, aber ein wichtiger Roman, der am besten im September, wenn die Schule wieder losgeht, Pflichtlektüre sein sollte. Wir müssen darüber reden. Wir müssen handeln! LEST DAS BUCH!
Das buch habe ich auf Instagram, empfohlen und werde es im August im Wetzsteinbrief besprechen und empfehlen
Wenn die Welt aus den Fugen gerät…
„Das Lied des Propheten“ ist der neue Roman von Paul Lynch und Gewinner des Booker Prize 2023. Hier erzählt er mit einem eindringlichen Schreibstil wie die Welt aus den Fugen gerät.
Hauptfiguren sind die Mitglieder der Familie Stack – die Eltern Eilish und Larry mit ihren vier Kindern Mark, Molly, Bailey und Ben. Sie leben ein normales Familienleben in Irland, bis die Regierung eine sogenannte Notverordnung einführt – fortan steht alles – besonders die Kritiker der neuen Regierung- unter strengster Beobachtung. Als eines Abends zwei Beamte der neu gegründeten irischen Geheimpolizei vor Eilishs Haustür stehen und ihren Mann sprechen wollen, ahnt sie Schlimmes. Larry ist stellvertretener Generalsekretär der Lehrergewerkschaft und setzt sich für deren Rechte ein, was von der Regierung nicht gern gesehen wird.
„Der dunkelnde Garten birgt keine Wünsche mehr, denn etwas von diesem Dunkel ist ins Haus gekommen.“ – Seite 11, eBook
Plötzlich verschwindet Larry spurlos und mit ihm geraten viele weitere Regierungskritiker in Haft.
Eilishs Leben und das ihrer Kinder verändert sich unaufhaltsam – fortan lebt sie in Angst. Doch was anfangs nur in dunklen Ecken lauerte, wird mit einem Mal sichtbar. Das Leben der Menschen in Irland ändert sich radikal und bewegt sich auf einen Abgrund zu…
„Sie sieht vor sich das Bild einer zerschlagenen Ordnung, wie die Welt in ein dunkles, fremdartiges Meer abdreht. Sie hält ihn in den Armen, versucht, für ihren Sohn flüsternd die alte Welt der Gesetze, die zerbrochen zu seinen Füßen liegt, wiederherzustellen, denn was ist die Welt für ein Kind, wenn der Vater ohne ein Wort verschwinden kann?“ - Seite 39, eBook
Sofort wird der spezielle und eindringliche Schreibstil des Autors sichtbar. Mit direkten Sätzen, die manchmal aber auch etwas verschnörkelt sind, beschreibt er die Veränderung im Land – zunächst leise und dann mit voller Wucht. Schritt für Schritt kann man verfolgen, wie sich das Leben von Eilishs Familie nach dem Verschwinden von Larry verändert. Besonders Momentaufnahmen den einzelnen Personen und den Ereignissen um sie herum werden sehr klar und intensiv wiedergegeben. Auch die Angst um ihre Kinder wird bei Eilish spürbar.
„Eilish blickt auf die Uhr und horcht auf die Tür. Es ist viertel nach acht, es ist zehn vor neun, bald wird es zehn Uhr sein. Marks Handy klingelt immer weiter. Ich werde das Gefühl nicht los, dass bald etwas Schreckliches passiert, sagt Eilish.“ – Seite 70, eBook
Die eher beklemmende und unheimliche Atmosphäre ist sehr gut gelungen – ein Drama, das dystopische Ausmaße annimmt und eine Entwicklung schildert, wie sie schlimmer nicht sein kann.
Auch wenn der Roman eine gute und sehr eindringliche Erzählweise hat, hat es etwas länger gedauert, bis ich mich eingefunden habe. Speziell bei diesem Roman fand ich es etwas unübersichtlich, dass es bei den kurzen Dialogen keine Anführungszeichen gab. Manchmal stört mich das überhaupt nicht, aber hier ist es etwas verwirrend, weil der Satz des einen in dem des anderen übergeht. Abgesehen davon ist die spezielle Art, wie der Autor das Düstere manchmal etwas kunstvoll beschreibt, gut gelungen. Man sollte sich jedoch Zeit beim lesen nehmen.
Sie (…) läuft zur Hintertür, dreht den Griff zur Probe, schaut durch die Scheibe hinaus.
„Die falschen Nachtfarben, die Welt, die bleibt, trotz der Schatten, die das Leid verbergen, das da angerichtet wird.“ – Seite 71, eBook
Mein Fazit: Ein bewegendes Drama, das dystopische Ausmaße annimmt – eindringlich erzählt. Von einer Familie, für die plötzlich nichts mehr ist, wie es mal war und einem Land, das auf einen Abgrund zusteuert – die etwas unheimliche und beklemmende Atmosphäre ist gut gelungen und Momentaufnahmen einzelner Figuren werden sehr nah geschildert. Bis auf die fehlenden Anführungszeichen, die die Dialoge etwas unübersichtlich machen ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und noch nachhallt.
David Lynch hat mich mit diesem Roman immer wieder aus der Komfortzone geworfen. Ein Buch, das aufrüttelt und traurig stimmt; weil die Geschichte nachvollziehbar ist.
Sehr empfehlenswert; besonders auch zum Diskutieren geeignet.
Ein sehr düsterer Roman, der lange im Gedächtnis bleiben wird. Zunächst muss man sich an den ungewöhnlichen Schreibstil gewöhnen. Es gibt keine wörtliche Rede, was den Lesefluss zu Beginn etwas erschwert hat. Doch genau dieser Stil passt perfekt zur Handlung des Romans.
Das Buch ist aufrüttelnd, erschreckend und sehr eindringlich. Ständig habe ich mich gefragt, wie ich mich in dieser Lage verhalten würde.
Klare Leseempfehlung!
Mit seinem Roman "Das Lied des Propheten" hat der irische Schriftsteller Paul Lynch eine düstere Dystopie geschrieben, die zugleich an Parallelen in Vergangenheit und Gegenwart erinnert. Am Beispiel einer sechsköpfigen Dubliner Familie beschreibt er die alptraumhaften Auswirkungen, wenn eine autoritäre Regierung in Tyrannei umschlägt und ein Land in einen Bürgerkrieg stürzt.
Im Fall des Buches ist es die "Nationale Allianz", deren Griff zunächst nur allmählich das gesellschaftliche Leben und für selbstverständlich geglaubte Freiheiten abwürgt. Als zwei Polizisten an der Tür von Eilish Stack klopfen und nach ihrem Mann Larry, einem Gewerkschafter, fragen, weckt das zunächst nicht ihr Misstrauen. Larry hat nichts zu verbergen, und das Recht auf Gewerkschaften ist in der Verfassung verbrieft. Doch als Larry das Polizeirevier aufsucht, kehrt er nicht zurück.
Er ist nicht der Einzige, der plötzlich verschwunden ist. Und plötzlich scheint die ganze Familie als Sicherheitsrisiko zu gelten: Eilish, eine Wissenschaftlerin, spürt bei der Arbeit plötzlich Schweigen um sich - und sieht, das plötzlich NAP-Mitglieder Karriere machen. Der Versuch, den Pass ihres ältesten zu verlängern und einen für das jüngste Kind zu erhalten, um die in Kanada lebende Schwester zu besuchen, scheitert - das Justizministerium hat Bedenken angemeldet.
Eilish versucht zu funktionieren und Normalität zu schaffen. Als Schüler nach einem Protest festgenommen wurden und die Familien einen Protest organisieren, verbietet sie ihren älteren Kindern, sich den Demonstrationen anzuschließen: Bloss nicht auffallen. Sie muss den Haushalt organisieren, sich um ihren zunehmend dementen Vater kümmern. Doch die Vogel-Strauß-Politik ist zum Scheitern verurteilt. Als der älteste Sohn nach seinem 17. Geburtstag zum Militär eingezogen werden soll, ist sie entschlossen, den Jungen zu verstecken und irgendwie nach Nordirland zu schmuggeln. Doch Mark hat eigene Vorstellungen von Kampf und Widerstand gegen das System, das ihm den Vater geraubt hat. Und auch die anderen Kinder verändern sich,während immer klarer wird: Die Tyrannei hat die ganze Gesellschaft erfasst.
Mit der Implosion einer Gesellschaft in Gewalt, Bürgerkrieg und Anarchie erinnert "Das Lied des Propheten" an die Entwicklung in Syrien oder Libyen, aber auch an Nationalsozialismus oder Stalinismus. Nur trifft es hier nicht Menschen, die weit weg sind, sondern eine Familie in Europa, in Irland eben. Angesichts des Rechtsrucks, den verschiedene jüngste Wahlen in Deutschland und anderen europäischen Staaten gezeigt haben, angesichts der Möglichkeit einer zweiten Trump-Präsidentschaft ist Lynchs Buch auch eine Warnung: Wehret den Anfängen. Demokratien sterben leise, heißt eine Redewendung, auch wenn sie dieser Tod hier aprupt vollzieht - doch Eilish verdrängt die neuen Realitäten lange, bis es um das nackte Leben geht.
Der Alptraum einer ganz normalen Familie, für die es plötzlich ums Überleben geht und die Frage: Gehen oder Bleiben? ist eindringlich, düster und hart. Lynch neigt zu Bandwurmsätzen, die das Lesen manchmal zur Herausforderung machen, doch gleichzeitig haben seine Beschreibungen ein Art dunkler Poesie. Wenn Eilish zu Beginn des Buches über Nacht und Dunkelheit nachdenkt, hat sie noch keine Ahnung, dass eine ganz andere Dunkelheit nach ihr und ihrer Familie greift. Ein eindringliches, ebenso verstörendes wie wichtiges Buch.
Mein Lese-Eindruck:
Regierungswechsel in Irland, und die NAP, eine nationalistisch orientierte Partei, trägt den Wahlsieg davon. In rasantem Tempo setzt die Regierung nun die Mittel ein, die eine rechtslastige, faschistoide Regierung hat. So wird die ordentliche Gesetzgebung ausgeschaltet und durch Notverordnungen ersetzt, die Grundrechte werden beschnitten bzw. abgeschafft, Zensur, Geheimpolizei, willkürliche Verhaftungen, Ausgangssperren, Ausschaltung politischer Gegner, Sippenhaft und so fort. Das ist kein neues Szenario; die Geschichte, auch die Zeitgeschichte, bieten hinreichend Beispiele.
Die Regierung bzw. die Partei bleibt als dunkle, nicht greifbare Macht im Hintergrund. Der Autor rückt stattdessen eine Familie in den Mittelpunkt und zeigt, welche Auswirkungen der politische Rechtsruck auf diese Familie hat. Der Roman startet mit dem Verschwinden des Vaters, eines führenden Gewerkschaftlers, und es bleibt nun Sache seiner Frau Eilish, einer Wissenschaftlerin, ihre vier Kinder und ihren Vater durch das Chaos zu bringen und ihre Familie zu schützen. Der Familie droht die äußere und innere Zertrümmerung, wie es das Cover eindringlich zeigt. Eilish ist zunächst noch ungläubig, aber sie verliert sehr schnell das Vertrauen in einen Rechtsstaat. Es muss erst zum Äußersten kommen, bis sie sich zur Rettung ihrer Kinder durch die Flucht entschließt.
Eilishs steigende Angst und Panik zeigen sich sprachlich sehr eindrucksvoll. Die schnelle Abfolge der Sätze, die teilweise ohne Punkt und Komma ineinander übergehen, der Verzicht auf Anführungszeichen, die Atemlosigkeit der Sprache – das alles wirkt provozierend und macht das Lesen nicht einfach, aber der Autor schafft damit eine ungemein dichte Atmosphäre, die den Leser aufrüttelt.
Zugegeben: einige Metaphern fand ich zu gewollt, zu konstruiert – aber das tut der Botschaft dieses Romans keinen Abbruch: dem leidenschaftlichen Appell, die Demokratie zu schützen.
Ganz große Lese-Empfehlung!
„Die Welt ergibt sich dem Chaos, der Boden, auf dem man geht, fliegt in die Luft, die Sonne erscheint dunkel auf den Kopf.“
Das Buch spielt in Dublin, Irland befindet sich in der Gewalt einer neuen Regierung, auf dem Weg in die Tyrannei. In dieser Welt lebt Familie Stack. Eilish, Wissenschaftlerin, Larry, ein Gewerkschafter, ihre vier Kinder und Eilish’ Vater Simon. Eines Tages verschwindet Larry, gefangen genommen von der neuen Regierung. In einer kollabierenden Gesellschaft ist Eilish komplett allein auf sich gestellt und muss sich um ihre Familie kümmern. Ihr ältester Sohn wird von der Regierung eingezogen um zu dienen, ihr zweiter Sohn wird nach einem Angriff in ein Krankenhaus gebracht und dann verschleppt. Eilish begibt sich auf die Flucht mit ihrer Tochter Molly und dem kleinen Ben.
„Der dunkelnde Garten birgt keine Wünsche mehr, denn etwas von diesem Dunkel ist ins Haus gekommen.“
Wow. Eine Geschichte voller Traurigkeit und Verständnislosigkeit. Der Schreibstil passt sehr gut zu dieser Geschichte. Die Sätze sind sehr lang, unterbrochen durch Kommas und es gibt keine wörtliche Rede. Er ist hektisch, verzweifelt, keine Ruhe. Genau so erlebt man diese Welt. Eilish kämpft lange mit der Hoffnung, dass ihr Mann und ihr Sohn zurückkommt. Dass alles wieder gut wird. Ihre Schwester wohnt in Kanada und versucht sie zu sich zu holen. Eilish verneint, bis sie irgendwann merkt, dass sie dort weg müssen. Das Buch beschreibt ein Welt am Rande einer Katastrophe, voller Stilmittel, bildlicher Sprache und Gefühle. Es war nicht einfach zu lesen - sowohl aufgrund der Schreibart als auch der Geschichte. Aber trotzdem eine Meisterleistung, gefangen in einer Welt der Angst.
„…sie weiß nicht, was sie machen sollen, das Herz ist zu krank zum Denken geworden, das Herz ist jetzt in einem Käfig."
Was bedeutet "Nie wieder ist jetzt" für Menschen in einem Land, in dem die Demokratie nicht mehr gilt? Im Handlungsraum dieser Dystopie ist es offenbar bereits zu spät für einen Kampf gegen die totale Überwachung, die Kontrolle über die Persönlichkeit liegt beim Staat, Rebellen im Widerstand bilden eine Armee aus Verzweifelten, die mit den Mitteln der Bewacher agieren.
Mitten im Geschehen Eilish und ihre Kinder, ihr zu betreuender Vater. Atemlos und zutiefst betroffen lässt mich diese realistische Fiktion zurück. Die Dialogwechsel würden in der deutschen Übersetzung (und auch im Original) durch deutlichere Trennung nichts an Tempo verlieren.
Mich haven der Klappentext und die Literaturpreise zum Lesen dieses Romans animiert. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Das Buch ist mir zu fiktiv und zu utopisch in seiner Idee.
Die Sprache bzw. Übersetzung ist sehr schön, aber ich mag keine Bücher ohne Absätze und ewig langen Kapitel, das macht es schwer wieder reinzufinden, wenn man das Buch kurz weglegt. Dieses Buch ist für mich leider zu unspruchsvoll.
Irland in der Hand eines tyranischen Regimes.
Die 4fache Mutter, Eilish Stack, versucht nach der Verhaftung ihres Mannes die Familie zusammen zu halten.
Zwischen der Versorgung ihrer Kinder und der Sorge um ihren alten Vater versucht sie nicht die Hoffnung zu verlieren.
Dystopisch und doch so oft die bittere Realität in unserer Zeit.
Ein beeindruckendes Leseerlebnis!
Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ ist ohne jeden Zweifel einer der außergewöhnlichsten Romane, die ich dieses Jahr lesen durfte. Er erzählt von dem Aufstieg eines totalitären Regimes und einer Gesellschaft, die ungebremst auf einen blutigen Bürgerkrieg hinsteuert - alles aus der Perspektive einer gewöhnlichen Familie. Die Protagonistin des Romans, Eilish, entwickelt sich schnell zur Stellvertreterin für all die Mütter, die im Angesicht eines immer ruchloser agierenden Staates verzweifelt versucht, ihre Familie zusammenzuhalten, nur um festzustellen, dass nach und nach ihre Welt entgleitet. Der Wandel ist brutal und unaufhaltsam, doch Eilish darf nicht schwanken. Die Zukunft ihrer Kinder und ihres alternden Vaters hängt davon ab.
Der Roman ist angelegt als Dystopie, in einem zeitgenössisch anmutenden Irland zu einer nicht näher bezeichneten Zeit, liest er sich jedoch erschreckend nah an der Realität. Lynch liefert nur die nötigsten Rahmeninformationen, doch genau in dieser Abstraktheit offenbart sich die Möglichkeit die im Buch geschilderten Entwicklungen auf unsere Zeit anzuwenden. Das ganze Buch ist eine Mahnung und eindringliche Warnung davor, wie nah wir einer solche Abwärtsspirale sind und wie leicht wir hinabstürzen können. Angesichts des Aufschwungs rechtspopulistischer Politik in vielen westlichen Staaten, könnte die Thematik kaum aktueller sein.
Der Schreibstil war für mich besonders zu Anfang gewöhnungsbedürftig und es hat gedauert, bis ich in einen guten Fluss gekommen bin. Lynch bedient sich vorwiegend knapper Halbsätze und einer nicht unerheblichen Menge Kommata, wodurch sich bisweilen richtige Satzungetüme bilden. Dialoge werden nicht gekennzeichnet, sondern nahtlos in den Satz integriert. Eine Szene folgt auf die Nächste, Absätze gibt es keine, erst wenn ein neuer Abschnitt eröffnet wird. Die Kapitel sind lang. Man bekommt keine Pausen, keine Möglichkeit zu Atem zu kommen. Was mich eingangs maßlos irritiert hat, wusste ich mit der Zeit allerdings immer mehr zu schätzen. Dieser einzigartige Erzählstil überträgt die Beklemmung und Dringlichkeit der Lage, in der sich die Protagonistin befindet, auf außerordentliche Weise auf den Leser. Es bleibt kein Raum für Beschreibungen, Persönlichkeiten und nebensächliche Details, wenn die Welt um einen herum untergeht. Es gibt nur das Weitermachen.
Ein weiterer interessanter Aspekt war meiner Meinung nach auch, dass die handelnden Figuren – das sind im Wesentlichen Eilish, ihre drei ältesten Kinder (das vierte ist nur ein Baby) und ihr allmählich dement werdender Vater – ähnlich abstrakt gehalten werden, wie alles andere in dieser Geschichte auch. Durch den Schreibstil habe ich mich nah genug an allem gefühlt, um betroffen zu sein, aber im Grunde bleiben die Figuren austauschbar. Wer die Bindung zu den Charakteren in einem Buch besonders wichtig findet, wird mit diesem Kunstgriff vermutlich eher nicht glücklich werden, aber je mehr ich drüber nachdenke, desto cleverer scheint es mir. Wenn die Rahmenbedingungen abstrakt gehalten sind, sodass man den hier beschriebenen Konflikt quasi beliebig auf jede Gesellschaft, auf jedes Land übertragen kann, dann kann die Austauschbarkeit der Figuren bedeuten, dass jede beliebige Familie in die Rolle von Eilish Familie schlüpfen kann.
„Das Lied des Propheten“ ist ein ausnahmslos bedrückendes und gleichsam bedeutendes Buch, das sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Ich kann auch nicht sagen, dass es zu hundert Prozent meinen getroffen hat, doch es hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Stell dir vor es hämmert an deiner Tür, nachts, du bist allein mit den Kindern und draußen stehen zwei Männer der Geheimpolizei. Du spürst förmlich wie das Grauen in dein Heim hineinschleicht und sich darin breit macht. Eilish aus Dublin wird aus einem geregelten Leben gerissen, hineinkatapultiert in eine irische Politik, die sich in eine Tyrannei wandelt. So etwas kann doch nie passieren meinst du ? Später nach dem Verschwinden ihres Mannes, nachdem sie ihren Job verloren hat, nachdem sich ihr ältester Sohn den Rebellen angeschlossen hat, nachdem der Strom ausfällt, nachdem das Fernsehen und das Internet eingeschränkt werden, nachdem ihr zweiter Sohn aus dem Krankenhaus entführt wird, nachdem die ersten Bomben fallen, nachdem sie fliehen wollen zu ihrer Schwester nach Kanada, hören wir das - Zitat - „ich glaube, was ich sagen will, ich hab mal an den freien Willen geglaubt, hätten Sie mich vor all dem gefragt, ich hatte Ihnen gesagt, ich bin frei wie ein Vogel, aber jetzt weiß ich nicht mehr recht, ich seh nicht mehr, wie freier Wille möglich ist, wenn man in so was Ungeheuerlichem steckt, da führt eins zum andern, bis das verdammte Ding eine Eigendynamik kriegt, da ist dann nichts mehr zu machen. Jetzt seh ich, dass das, was ich für Freiheit gehalten habe, wirklich bloß ein Kampf war und dass es eh nie Freiheit gab…“ und ich stehe da und denke doch es kann jedem von uns passieren und es passiert gerade jetzt. Ich habe noch nie etwas aufwühlenderes zum Thema Faschismus, Tyrannei und Krieg gelesen. Jeder sollte dieses Buch lesen und es wird ein sehr steiniger Weg werden mit Tränen, Pausen und Kopf schütteln. Nichts rein gar nichts wird mich diesen Text vergessen lassen. In einer literarischen Sprache, die ihresgleichen sucht, mit einer grandiosen Übersetzung.
Dieses Buch bietet eine bedrückende und intensive Darstellung Irlands unter einer tyrannischen Regierung. Der akribische und fesselnde Erzählstil des Autors hat mich wie ein Tornado mitgerissen. Aufgrund der schweren Thematik, einschließlich Krieg und Unterdrückung, fand ich es jedoch am besten, das Buch in Intervallen zu lesen, anstatt es in einem Rutsch durchzulesen. Als langsamer Leser schätzte ich es, häufig Pausen einlegen zu können.
Paul Lynch präsentiert meisterhaft ein lebendiges Bild einer Nation im Aufruhr und zeigt die drastischen Veränderungen, wenn ein Despot die Macht ergreift. Diese gut geschriebene Geschichte bietet eine eindringliche Reflexion darüber, wie das Leben unter solchen Regimen radikal anders sein kann.
Insgesamt ist es ein ausgezeichnetes Buch, das aktuelle Ereignisse widerspiegelt und eine fesselnde Lektüre bietet.
„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch zeichnet ein bedrückendes und intensives Bild von Irland, das sich unter der Gewalt einer zunehmend tyrannischen Regierung befindet. Der Roman begleitet Eilish und ihre Familie durch die alptraumhafte Realität einer kollabierenden Gesellschaft, in der unsichtbare Kräfte das Leben kontrollieren und bedrohen. Die verzweifelten Versuche von Eilish, ihre Familie zu schützen und zusammenzuhalten, stehen im Mittelpunkt dieses düsteren Romans.
Die Erzählweise von Lynch ist bemerkenswert intensiv und hat mich tief in die beklemmende Atmosphäre des Romans gezogen. Allerdings macht die schwere Thematik das Buch schwer in einem Zug lesbar. Die ständige Konfrontation mit Diktatur, Bürgerkrieg, Flucht und den damit verbundenen Traumata kann erdrückend wirken, daher brauchte ich Pausen zum Durchatmen.
Ein Kritikpunkt von mir betrifft die Ankündigung des Buches: Die Beschreibung als „Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe“ ist irreführend. Tatsächlich ist die Katastrophe längst eingetreten, und der Roman befasst sich mit den realen Folgen von Unterdrückung und Gewalt. Die Darstellung der gesellschaftlichen und politischen Zerrüttung geht weit über eine bloße Andeutung einer bevorstehenden Katastrophe hinaus.
Auch die Aussage, das Buch sei ein „Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen“, trifft nicht ganz den Kern des Romans. Lynch konzentriert sich mehr auf die Auswirkungen des Bürgerkriegs und weniger auf den Aufstieg der tyrannischen Regierung. Somit bleibt der Aspekt der Warnung und des Appells eher implizit.
Trotz dieser Punkte ist „Prophet Song“ ein bedeutendes Buch, das wichtige Themen der Gegenwart anspricht. Es zwingt, sich mit den düsteren Realitäten von Tyrannei, Krieg, Flucht und sozialem Zerfall auseinanderzusetzen.
"Das Lied des Propheten" ein Werk, das aktueller nicht sein könnte. Der Roman spielt in einem Irland, das von einem autoritären Regime regiert wird und auf dem Weg zu einer faschistischen, undemokratischen Gesellschaft ist. Politische Gegner werden verfolgt, eingesperrt und sogar ermordet. Inmitten dieser düsteren Realität versucht eine Mutter verzweifelt, ihre Familie zusammenzuhalten.
Es ist ein kraftvoller und ergreifender Roman, der die Leser:innen tief bewegt und zum Nachdenken anregt. Paul Lynch gelingt es, die düsteren Realitäten eines autoritären Regimes eindrucksvoll darzustellen und die Notwendigkeit des individuellen und kollektiven Widerstands zu betonen. Dieses Werk ist nicht nur literarisch herausragend, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Es ist ein Buch, das jeder lesen sollte, der sich für die Verteidigung unserer demokratischen Grundwerte engagiert. Unbedingte Leseempfehlung!
Das Cover ist ungewöhlich und sehr ansprechend. Die Dystopie erschütternd und hochaktuell. Eilish und ihre Familie kann man in vielen Ländern und Zeiten erleben .
Große Probleme hatte ich allerdings mit dem Stil Paul Lynchs: einerseits gedrängt, atemlos, fast primitiv, andererseits zu poetisch, zu viel der Metaphern und Satzkonstruktionen
Aufwühlend und erschreckend lebensnah. Lynch erschafft ein Bild einer düsteren Welt, die unserer Realität doch gar nicht so unähnlich ist. Grandiose Sprache, durch die man in die Gefühlswelt der Charaktere eintaucht. Wofür viele mehrere Seiten braucht, braucht Lynch nur drei Sätze.
Zu Beginn dauerte es eine Weile, bis ich vollständig in die Geschichte eintauchen konnte. Vor allem das Ende war unheimlich spannend und hat mich total gepackt. Ein leider aktuelles Thema unglaublich realistisch verpackt.
Die gandioser Roman. Eine Dystopie, eine Gesellschaftskritik, eine Familiengeschichte. Was passiert mit uns, wenn der Staat in dem wir leben, von einem Rechts- in einen Unrechtsstaat driftet. Wenn Willkür statt Gesetz herrscht. Wenn die Wahrheit nichts mehr zählt und nur noch die Wahl zwischen "erdulden" oder Flucht bleibt. Ein beängstigendes Szenario, da es nicht so weit von der Realität entfernt ist und dadurch noch an Wucht gewinnt. Sich plötzlich in einem Krieg wiederzufinden, in einem autoritären Regime zu leben - man meint zwischendurch, es irgendwie schon gehört zu haben. Eine fesselnde Lektüre, mitreißend und berührend. Was würden wir selber tun, um zu überleben und was würden wir dafür riskieren. Schrecklich eindringlich, mir hat es sprachlich auch sehr gut gefallen. Der Autor trifft den richtigen Ton um das ungeheuerliche zu Beschreiben. Der Roman spielt in Irland, aber Irland könnte in diesem Fall überall sein. Großartig!
Ein richtig tolles Buch!
Spannend und fesselnd geschrieben konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen. Die Geschichte regt außerdem zum Nachdenken an. Definitiv ein Highlight des Jahres!
Schon lange hat mich ein Buch nicht so emotional gepackt. Alle sollten dieses Buch lesen um zu sehen, was passieren kann, wenn die Demokratie außer Kraft gesetzt wird. Sprachlich brilliant, inhaltlich aufwühlend, Lesen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
sehr aktuell vom Inhalt, aber sperrig im Schreibstil
Aktueller könnte ein Roman nicht sein als „Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch.
Obwohl eine Dystopie ist er doch sehr nahe dran an allem, was uns im Moment Sorge, wenn nicht sogar Angst macht, der Vormarsch der rechten Parteien weltweit.
Paul Lynch greift dieses Thema in seinem Buch auf und zeichnet ein Land, in diesem Falle Irland,wo eine rechte Partei an die Macht kommt. Anhand einer Familie werden die Veränderungen, die damit einhergehen beschrieben.
Eilish Mann wird von heute auf morgen, ohne Vorwarnung verhaftet und an einen unbekannten Ort verbracht.
Eilish versucht ihre Kinder und ihren dementen Vater vor dieser Gefahr zu schützen.
Dieses Buch erzählt wirklich ein erschreckendes Szenario. Hier wird aufgezeigt, wie schnell ein demokratisches System ausgehebelt werden kann. Werte, die man für selbstverständlich hielt werden abgeschafft, Angst und Schrecken verbreitet, die fast in eine Handlungsunfähigkeit mündet.
Ein Thema das wichtig ist und eine breite Masse erreichen sollte, was wahrscheinlich nicht der Fall ist, da Leute , die dies lesen sollten ,wahrscheinlich eher nicht zu solchen Büchern greifen.
Einzig mit dem Schreibstil hatte ich meine Probleme. Als etwas sperrig und mühsam habe ich ihn empfunden.
Republik Irland, zu einem nicht näher bezeichneten
Zeitpunkt der heutigen Welt. Die Bevölkerung spürt ein politisches Grummeln, aber noch sind die Verhältnisse wie gewohnt: geordnet und verlässlich. Doch schon auf den ersten Seiten des Romans Das Lied des Propheten des irischen Schriftstellers Paul Lynch ist zu spüren, dass sich da etwas verschiebt. Die Menschen nehmen diese schleichenden Veränderungen jedoch nicht ernst: Die Kinder fahren zur Schule, man geht seinen Berufen nach und hält Haus und Garten in Ordnung.
Die rechtsgerichtete National Alliance Party (NAP) ist dabei, das Land nach ihren Vorstellungen zu verändern. Das Ziel: Totalitarismus. Dagegen formiert sich allmählich Protest, wenngleich die meisten Bürgerinnen und Bürger den Mund halten. Der Alltag der Menschen wird durch immer neue Notverordnungen geregelt, die nach und nach die Bürgerrechte aushebeln. Die Anzeichen für einen gewaltsamen Aufstand der Rebellen werden immer deutlicher. Es ist beim Lesen zu spüren, dass nur noch ein kleiner Funke fehlt, damit es zu einer Eskalation kommt, bei der Waffen das Sagen haben.
Auch die in Dublin lebende sechsköpfige Familie Stack beobachtet die Situation, vertraut aber darauf, dass der Staat nicht gegen seine eigenen Bürger vorgehen wird. Vater Larry Stack ist Lehrer und hoher Gewerkschaftsfunktionär. Als solcher tritt er für eine bessere Bezahlung für seine Kolleginnen und Kollegen ein. An einem regnerischen Abend tauchen zwei Mitglieder der neu gegründeten Geheimpolizei bei den Stacks auf, um Larry zu verhören. Den Protest der Lehrerschaft nimmt die NAP zum Anlass, die Maske fallen zu lassen: Obwohl es sich bei den Demonstrationen um legale Aktionen handelt, werden alle Gewerkschaftsführer festgenommen. Zu den Inhaftierten gehört auch Larry, der seitdem wie vom Erdboden verschluckt ist. Der Kontakt zu einem Anwalt wird ihm widerrechtlich verwehrt. Eilish macht ihrer Verzweiflung Luft, indem sie auf den Punkt bringt, warum es so weit kommen konnte:
"Ich habe selbst im Gesetz nachgeschaut, in den Verträgen, das ist ein eklatanter Bruch internationalen Rechts, [...] warum dürfen die machen, was sie wollen, warum hat niemand Stopp geschrien?"
Binnen kurzer Zeit verändert sich das Leben der Stacks um 180 Grad. Mutter Eilish, eine Wissenschaftlerin, versucht nicht nur, ihren Mann zu finden, sondern ihren vier Kindern so lange es geht ein normales Leben zu ermöglichen. Aber die Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den Rebellen nehmen das Ausmaß eines Krieges an, in dem die toten und verletzten Bürgerinnen und Bürger nur Kollateralschäden sind. Das gesamte System erodiert, es gilt das Recht des Stärkeren. Lebensmittel werden knapp, Wucherer bereichern sich an der Krise und verlangen horrende Preise. Krankenhäuser arbeiten nur noch eingeschränkt. Das Land versinkt im Chaos.
Eilishs in Kanada lebende Schwester bietet ihr Unterstützung an, Irland zu verlassen und mit ihrer Familie zu ihr zu kommen. Aber die Mutter hofft auf Larrys Rückkehr und schafft es nicht, ihren in der Nähe lebenden dementen Vater im Stich zu lassen. In seinen klaren Momenten rät dieser seiner Tochter ebenfalls eindringlich, sich so schnell wie möglich auf den Weg zu machen, bevor es zu spät ist.
Als sich ihr ältester Sohn den Rebellen anschließt und ihr Haus von einer Granate getroffen wird, ändert Eilish ihre Meinung. Doch dann wird ihr zweiter Sohn durch einen Granatsplitter verwundet und muss im Krankenhaus behandelt werden. Die ohnehin schon dramatische Situation verschärft sich auf eine unerwartete Weise, die Eilish nicht für möglich gehalten hätte.
Mit Das Lied des Propheten ist Paul Lynch ein eindringlicher Roman gelungen. Er zeigt, wie fragil eine stabil wirkende demokratische Gesellschaftsordnung tatsächlich ist, wenn dem Treiben faschistischer Kräfte zu lange tatenlos zugesehen wird. Die Handlung bekommt in dem Maß, in dem sich die Krise für das Land und die Familie Stack zuspitzt, eine immer stärkere Eindringlichkeit. Lynch zeigt deutlich, dass eine Selbstbeschwichtigung à la "So etwas kann hier nicht passieren" der falsche Umgang mit Parteien und Personen ist, die ein Land umkrempeln und in eine Autokratie verwandeln wollen.
Literatur
Wenn das Leben entgleitet: „Das Lied des Propheten“
16.08.2024, 09:57 Uhr • Lesezeit: 5 Minuten
Von Uwe Sauerwein
Der irische Schriftsteller Paul Lynch, Jahrgang 1977, wurde für den „Prophet Song“ 2023 mit dem Booker Prize ausgezeichnet.© picture alliance / NurPhoto | Massimo Valicchia
Berlin. Paul Lynchs Roman, ausgezeichnet mit dem Booker Prize, erzählt vom Schicksal einer irischen Familie unter einer tyrannischen Regierung.
Das Glück versteckt sich in der Normalität, ja im Stumpfsinn. Im alltäglichen Hin und Her. Die Kinder zum Wagen bringen, damit man rechtzeitig in der Schule ist. Zu sehen, ob die Ranzen gepackt sind, die Tochter überreden, doch lieber den Mantel anzuziehen. Den Schuh zu finden, den der Sohn mal wieder verloren hat. „Als wäre das Glück etwas, was nicht gesehen werden soll, als wäre es ein Ton, den man erst hören kann, wenn er aus der Vergangenheit schallt.“ Als Eilish Stack dies erkennt, ist das Leben der vierfachen Mutter bereits dramatisch aus dem Ruder gelaufen.
In der Normalität führten die Stacks ein beschauliches Leben in ihrem Häuschen mit Garten in Dublin. Eilish ist Wissenschaftlerin, Ehemann Larry arbeitet für die Lehrer-Gewerkschaft. Zu den halbwüchsigen Kindern ist vor kurzem noch ein Nachzügler gekommen, der noch in der Wiege liegt. Urlaub ist bereits gebucht, man will Eilishs Schwester in Kanada besuchen.
Die Katastrophe beginnt eines Abends vermeintlich harmlos, mit einem Klopfen an der Tür. Zwei Polizisten fragen höflich, ob Larry sie im Büro besuchen könnte, für eine Zeugenbefragung. Die Ermittler arbeiten für eine Geheimpolizei, die von der neuen Regierung gegründet wurde. Eine nationalistische Partei hat zwei Jahre zuvor die Macht in Irland übernommen und regiert mit Notverordnungen. Kurz nach dem Besuch auf dem Revier wird Larry bei einer blutig aufgelösten Demonstration verhaftet. Sein Aufenthalt ist fortan ungewiss. Und alles wird noch viel schlimmer kommen.
„Das Lied des Propheten“ ist ein packender Roman. Und kaum zu ertragen, so plausibel schildert Paul Lynch den Weg seines Landes in die Tyrannei. Der irische Autor war früher ein bekannter Filmkritiker, bevor er als Schriftsteller Erfolge erzielte. Sein aktueller Roman erhielt im vergangenen Jahr den Booker-Preis.
Das kann doch nicht sein, ist ein Gedanke, den man als Leser mit der Hauptfigur bei all den Hiobsbotschaften teilt. Reisepässe werden verweigert, der älteste Sohn soll mit 16 die Schule verlassen und zur Armee gehen. „Wie kann ich nur ansatzweise den Kindern erklären, dass der Staat, in dem sie leben, zum Monster geworden ist?“ Eilish spürt leidvoll, wie ihr dabei „die Lüge aus dem Mund wächst“.
Dystopie? Oder schon Gegenwart? Man erinnert sich an George Orwells „1984“, denkt an Philip Roths „Verschwörung gegen Amerika“ von vor 20 Jahren, wo ebenfalls mit quälender Beiläufigkeit beschrieben wurde, wie sich die Schlinge des Totalitarismus langsam, aber unaufhaltsam zuzieht. Kriselnde Demokratien im Westen bewegten Paul Lynch zu seinem „Lied des Propheten“.
Chefpositionen in Sendern, Redaktionen, Behörden, Firmen und Schulen werden umbesetzt, es gibt Sperrstunden, Restaurants, Kneipen, Geschäfte und auch Anwaltspraxen schließen oder werden geschlossen. Bald herrscht ein Verbot, ausländische Nachrichten zu verfolgen, das Internet wird abgeschaltet.
Wie die Tyrannei die Gesellschaft kollabieren lässt, wie das Leben allmählich vergiftet wird, das veranschaulicht Lynch mit einer Metapher: braunem Wasser, das aus dem Hahn in der Küche fließt. „Ein Stückchen korrodiertes Rohr, das in die Hauptleitung gespült, vom Wasser verquirlt wird, das Wasser von Rost und Blei verschmutzt, das Wasser strömt weiter, dunkel, durch die Rohre in die Häuser der Stadt, ihre Firmen und Schulen, fließt aus den Hähnen in Wasserkocher, Gläser und Tassen, weiter in ihre Münder, das Blei wird vom Magen-Darm-Trakt absorbiert, im Gewebe und die Knochen eingelagert, das Gift verrichtet ungesehen seine Arbeit, bis es sich im Labor im Urin und Blut offenbart.“
Als der Sohn ermordet wird, bleibt nur noch die Flucht
Lynchs fast atemloses Erzählstakkato ist auch sprachlich ein starkes Stück. Womit wir unbedingt über den Übersetzer reden müssen. Eike Schönfeld, der Starautoren wie Jeffrey Eugenides oder Jonathan Franzen ins Deutsche übertrug, zeigt in diesem emotionalen Roman wieder seine Meisterschaft.
Diktatur führt in den Bürgerkrieg. Eine Rebellenarmee, der sich auch Eilishs ältester Sohn Marc angeschlossen hat, übernimmt weite Teile des Landes. Regime-Truppen versuchen verlorenes Terrain zurückzuerobern, mit Raketen und Granaten, die auch das Zuhause der Stacks zerstören. Die Familie zögert, über die Grenze nach Nordirland zu gehen, man weiß nicht, was aus Lenny und Marc geworden ist. Erst als der 13-jährige Sohn Bailey ermordet wird, entschließt sich Eilish zur Flucht.
Paul Lynch: „Das Lied des Propheten“. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Klett Cotta, 320 S., 26 Euro.© Klett Cotta | .
Längst gibt es keine gute oder schlechte Seite mehr. Wer für die Schikanen, die Korruption, Misshandlungen und Gräueltaten, die an Szenen aus Syrien oder Irak erinnern, verantwortlich ist, ob Nationalisten, Aufständische oder Fluchthelfer, ist fast egal geworden.
Der Weg in die erhoffte Freiheit führt über überteuerte Busse, Verstecke in Containern und Lastwagen, über Internierungslager und wackelige Boote. Das ganze Szenario der globalen Emigrationsbewegungen also, diesmal aber mit westeuropäischen Leidtragenden.
Natürlich, man kann dieses Buch auch als hervorragend gemachten Thriller lesen. Unterhaltungsliteratur ist der Roman jedoch nicht. Paul Lynch meint es ernst, verdammt ernst.
In Irland bricht ein Bürgerkrieg aus und Eilish versucht verzweifelt ihre Familie zu schützen. Doch plötzlich verschwindet ihr Mann spurlos und ihr ältester Sohn entschließt sich zu kämpfen. Zudem muss sie sich um ihren dementen Vater kümmern, während die Kämpfe immer näherkommen und drohen alles zu verschlucken was Eilish heilig ist. Ich habe nach einem Buch gesucht, welches mich mal wieder richtig mitnimmt und war bei Das Lied des Propheten genau richtig. Mit seinem außergewöhnlichem Schreibstil hat Paul Lnych mich sofort in Eilish‘s Welt gezogen.
Mein erstes Buch von Paul Lynch und ich muss sagen ich bin beeindruckt.
Der Booker Prize ist natürlich hoch verdient, weil was man als Leser hier in Händen hält ist ganz klar Literatur, aber ist es auch unterhaltsam?
Ja und nein.
Ganz klar für Freunde der Trivialliteratur und die eine kurzweilige, leichte Lektüre suchen, ist dieses Buch nichts.
Für anspruchsvolle Leser, die das besondere suchen und auch politisch interessiert sind, ist "das Lied des Propheten" eine absolute Empfehlung.
Aber jetzt mal eins nach dem anderen.
Das Cover ist wie immer bei Klett Cotta wunderschön und hochwertig gestaltet. Das muss man auch mal sagen, Klett Cotta ist immer einer der Verlage, die sich wirklich Mühe mit ihren Büchern geben. Als Leser habe ich das Gefühl, man hat sich Zeit genommen, das Cover mit Liebe gestaltet, die Verarbeitung ist hochwertig, das Papier ist toll und für alle "Buchschnüffler" die Bücher riechen wunderbar.
Das Thema des Buches ist schnell erzählt.
Schauplatz ist Irland und die Menschen werden langsam, aber sicher von der Regierung entrechtet und die Bevölkerung spaltet sich in zwei Lager. Die Staatstreuen, die ihren Vorteil sehen und die Rebellen, die weiter ihre Meinung vertreten und auch äussern wollen. Der Leser begleitet eine Familie und wie sie immer weiter unter den Veränderungen und neuen Verordnungen leiden.
Als ich mit dem Buch begonnen habe, merkte ich schnell, irgendwas ist hier anders. Irgendwie liest es sich anders. Ich habe mich seltsam entrückt von der Handlung gefühlt, hatte Probleme direkten Kontakt zu den Personen aufzunehmen, dabei war die Handlung interessant und natürlich wunderbar geschrieben.
Ich gebe es zu, es hat bis zum zweiten Drittel gedauert und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen.
Paul Lynch hat dieses Buch in der Drittenperson Präsens geschrieben!
Das hat zur Folge, dass man ganz nah am Geschehen ist, aber eine gewisse Distanz wahrnimmt. Ich hatte das Gefühl, als würde ich einer Dokumentation im TV folgen oder einem Hörspiel oder einem aktuellen Bericht allerdings mit Kommentar.
Das war wirklich etwas Besonderes und sobald mir dies bewusst geworden ist, konnte ich das Buch noch mehr geniessen.
Absolut klar, Paul Lynch hat hier tief in die Stilkiste gegriffen und ein besonderes Buch gezaubert.
Das Thema ist sehr aktuell und ist auch wichtig besprochen zu werden, zu viele Menschen wünschen sich eine Veränderung, ohne die Risiken zu bedenken.
Schade finde ich, dass es durch den hohen Anspruch den "das Lied des Propheten" an seine Leser stellt, kein Buch fürs Massenpublikum ist, dabei wäre es so wichtig, dass das Thema besprochen wird.
**** Sterne
Ein äußerst beklemmendes Buch.Es zeichnet den Leidensweg einer, in diesem Fall irischen Familie Stack, nach; man kann sich aber auch jedes andere Land mit einem totalitären Regime vorstellen.Zuerst verschwindet Eilish Mann Larry,dann der fast erwachsene Sohn Mark,der sich gegen Eilish Willen der Rebellenarmee anschliesst.Eilish versucht den Rest der Familie zusammenzuhalten.Ihre 14 jährige Tochter Molly,den 12jährigen Bailey das Baby Ben und ihren dementen Vater Simon.Simon ist trotz seiner Demenz der Einzige,der die eskalierende politische Situation klar sieht und Eilish bereits zu einem frühen Zeitpunkt rät,nach Kanada zu ihrer Schwester zu flüchten.Ihre Schwester bietet ihr Geld und Fluchthilfe an.Aber Eilish will bleiben,wegen Larry,wegen Mark und wegen ihres dementen Vaters.Erst als ein weiterer tragischer Schicksalsschlag die Familie erschüttert,beginnt Eilish über Flucht nachzudenken.
Wie schwer es ist alles hinter sich zu lassen,trotz Terror und Krieg,vermittelt einem dieses Buch sehr anschaulich auch,dass eine Flucht keine Urlaubsreise ist.Ich habe noch einmal mehr Respekt für Menschen gewonnen,die diesen Schritt wagen mussten bzw.müssen.
Die Sprache ist dabei großartig und poetisch.Interessanterweise ist die wörtliche Rede nicht durch Satzzeichen gekennzeichnet, was den Lesefluss etwas stocken lässt.
in einer Rezension habe ich gelesen, man würde um sein Leben lesen - das beschreibt es ganz gut. Am Anfang kommt die Geschichte noch etwas harmlos daher, die Bedrohlichkeit steigert sich aber schnell und unerbittlich. Als Leser weiß man ja dass es immer schlimmer werden wird, aber wie schlimm, begreift man erst am Ende. Das Buch gehört jedenfalls zu den eindringlichsten, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Es geht im Buch um die vierfache Mutter Eilish aus Irland. Eines Tages stehen Beamte der neu gegründeten irischen Geheimpolizei vor der Tür um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz darauf ist er verschwunden. Ab dann passieren immer mehr unerwartete Veränderungen. Eilish muss sich entscheiden, welche Dinge sie ihren Kindern mitteilt, wenn sie wieder nach ihrem Vater fragen, muss sich um ihren eigenen, dementen Vater kümmern und auch selbst mit den gravierenden Änderungen ihres Alltags klar kommen.
Anfangs musste ich mich etwas in den Schreibstil einfinden. Es gibt keine Anführungszeichen für wörtliche Rede, was mich erst sehr verwirrte. Je länger ich gelesen habe, desto mehr habe ich mich daran gewöhnt. Und je weiter ich in der Geschichte voran kam, desto beklemmender wurde es, sodass ich nicht durchgehend dran bleiben konnte und das Buch immer wieder zur Seite legen musste.
Das Buch hat den Booker Prize 2023 gewonnen und ich finde: zu Recht. So klar vorgeführt zu bekommen, was passiert, wenn eine Regierung in die falsche Richtung abdriftet. Zu oft hatte ich das Gefühl, das Buch sei nahe an der Realität. All die Veränderungen, die vonstatten gingen, der innere Konflikt der Hauptprotagonistin Eilish, die einerseits ihre Kinder beschützen will, aber sie auch nicht aus ihrem Umfeld reißen möchte. Die ihren dementen Vater pflegt, der sich nicht pflegen lassen will, den sie aber trotzdem nicht zurücklassen möchte. Wie entscheidet man sich, wann man geht?
Alles in allem ein sehr packendes, aufwühlendes Buch mit gewöhnungsbedürftigen Schreibstil.
4.5 Sterne
An einem dunklen, regennassen Abend in Dublin öffnet die Mikrobiologin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür. Zwei Beamte der neu gegründeten irischen Geheimpolizei GNSB sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschaftler, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung mit der Polizei verschwindet Larry, und Eilishs sicher geglaubtes Leben kollabiert. In Irland hat ein totalitärer Umsturz bereits stattgefunden und Lesende werden Schritt für Schritt Zeuge, wie ein solches System Freiheiten außer Kraft setzt u.a. durch Notstandsgesetze und Ausgangssperren. Die Protagonistin gerät immer mehr in Bedrängnis, kann sich allerdings nicht entscheiden zu fliehen. Bis die Grenzen endgültig geschlossen werden und nur die Flucht durch Schleuser noch funktioniert. Lynchs dystopischer Roman, für den er den Booker Prize 2023 erhielt, ist ein politischer Weckruf.
Das ist ein hartes Buch. Es ist nicht leicht zu lesen, aber man sollte es lesen und bis zum Schluss durchhalten.
Eilish und ihre Familie mit Larry ihrem Mann und vier Kindern lebt in Irland. Die falsche Partei hat die Wahl gewonnen. Sie strebt ein autoritäres Regime an. Larry ist Lehrer und Gewerkschafter. Er geht zu einer Demo und verschwindet. Nach und nach werden die Verhältnisse schlimmer. Als Eilishs ältester Sohn, Mark eingezogen werden soll, versteckt er sich. Später geht er zu den Rebellen, um gegen das Regime zu kämpfen. Das verschärft die Situation, denn sie sind die Familie eines Deserteurs. Auch Nachbarn und ehemals verlässliche Menschen wie der Metzger um die Ecke und Andere, die sich mit dem Regime arrangiert haben, lassen Leute wie Eilish hängen. Die Polizei ignoriert Übergriffe auf ihr Haus und Besitz.
Eilish hätte gehen können, ihre Schwester wollte sie nach Kanada holen, aber sie meint dableiben zu müssen, um ihren dementen Vater zu betreuen und für die Rückkehr von Larry und Mark da zu sein.
Es ist verblüffend und erschütternd, wie wenig sich die Umstände ändern müssen und es einfachen Menschen unmöglich gemacht wird zu leben. "Aber in Irland ist das Ganze doch unmöglich, dem Land mit der guten Butter und dem milden Whisky", wird man sagen. Doch z. B. die USA stehen kurz vor einer Wahl eines Unmöglichen, der sagt, dass er einmal zu Beginn nur ganz kurz Diktator sein wird, wenn er gewählt ist und dass man dann auch nie wieder in den USA wählen werden muss. Er sagt das und alle hören es und womöglich macht er es wahr.
Nicht nur den Autor muss man loben, sondern auch den Übersetzer. Wenn das Buch im Original so geschrieben ist, wie in der deutschen Ausgabe, dann hat er eine Herkules-Aufgabe gelöst. Doch dieser Stil, ohne Kennzeichnung von wörtlicher Rede und gewöhnungsbedürftiger Interpunktion ist sogar beim Lesen Schwerstarbeit. Ich nehme an, das ist gewollt und es verstärkt das dystopische Gefühl. Trotzdem gebe ich die Höchstnote.
Emotional fesselnd, doch schwer erträglich – Ein Roman, der nachhallt
4,5 Sterne
Paul Lynchs Roman Das Lied des Propheten beeindruckt durch seinen einzigartigen literarischen Stil, der sowohl poetisch als auch altertümlich anmutet – obwohl die Geschichte in der heutigen Zeit spielt. Die Sätze sind oft lang und von zahlreichen Kommata durchzogen, was eine hohe Konzentration beim Lesen erfordert. Dieser kunstvolle, manchmal verschlungene Sprachstil verleiht dem Roman eine besondere Tiefe, die jedoch nicht immer leicht zugänglich ist. Die indirekte Rede und der Verzicht auf Anführungszeichen für Gesprochenes verstärken den Eindruck von Distanz und fördern eine etwas entrückte Atmosphäre.
Trotz des anspruchsvollen Stils hat mich das Buch zutiefst mitgerissen, bestürzt und bedrückt. Besonders gegen Ende wurde es schwer erträglich – man hofft auf einen Wendepunkt, doch stattdessen spitzt sich die Lage immer weiter zu. Oft hallte das Gelesene noch lange nach, und ich konnte viele Parallelen zur aktuellen politischen Situation in verschiedenen Ländern sowie zum Beginn des Naziregimes ziehen. Die düstere, bedrückende Stimmung des Romans wird zwar gelegentlich von herzlichen Familienszenen unterbrochen, doch das Gefühl der Bedrohung bleibt stets präsent und verstärkt die emotionale Wucht der Geschichte.
Die Hörbuchfassung ist dabei besonders zu empfehlen, da die Sprecherin die langen, verschachtelten Sätze meisterhaft strukturiert und mit den richtigen Pausen für Klarheit sorgt. Insbesondere die wörtliche Rede wird durch ihre Betonung lebendig, was den ungewohnten Stil zugänglicher macht. Auf Spotify ist das Hörbuch ebenfalls verfügbar und eine echte Bereicherung.
Obwohl mich das Buch emotional gefesselt hat, konnte ich ihm am Ende nur 4,5 Sterne geben. Gegen Ende fiel es mir schwer, weiterzuhören – nicht wegen mangelnder Spannung, sondern weil die Intensität der Handlung kaum mehr zu ertragen war. Gleichzeitig zeigt dies die Kraft der Geschichte und die Authentizität der erschaffenen Welt. Paul Lynch gelingt es, mit seinem Roman eine bedrückende Realität zu erschaffen, die den Leser auch nach der letzten Seite nicht loslässt.
Wow, was für ein Buch!
Ich bin häufig an der Printausgabe in verschiedenen Buchhandlungen, unter anderem in Dublin, vorbeigegangen und habe es immer wieder aufgeschoben mich näher mit dem Inhalt zu beschäftigen, bis ich es jetzt mit diesem Hörbuch getan habe.
Was ein wichtiges, erschreckendes, aufrüttelndes Werk.
Paul Lynch schaffte es durch seine Protagonistin Eilish Stack den Schrecken eines aufkeimenden totalitären Regimes, sowie die dagegenstellende Rebellion und schließlich die Flucht und immer wieder den entstehenden Verlust ein Gesicht zu geben und dies alles nach Westeuropa zu holen.
Wir folgen der Molekularbiologen Eilish, die als intelligente und sehr differenzierte Person miterleben muss, wie sie ihre Familie jeden Tag gegen neue Gefahren schützen muss. Sie leben in Irland, dass zunehmend durch eine nationalistisch geprägte Regierung in die Tyrannei abdriften. Ihr Mann Larry, Mitglied der Gewerkschaft, erkennt die Gefahren ebenso wie seine Frau und beteiligt sich als Lehrer und Gewerkschaftler an Demonstrationen, bis er eines Tages nicht mehr zu seiner Familie zurückkehrt...
Von da an ist Eilish auf sich alleine gestellt und kämpft wie eine Löwin darum ihre 4 Kinder und den beginnend dementen Vater vor den aufkommenden Gefahren zu schützen, die sie fast wie Kassandra auf sich zukommen sieht.
Die Kinder dagegen vom Kleinkind bis zum fast erwachsenen ältesten Sohn, können nicht im geringsten verstehen, was um sie herum passierten, und welche Auswirkungen es aufsieht alle hat. Jeder auf seinem individuellen Verständnissniveau.
Und so kommen die Probleme nicht nur von außerhalb, sonder auch immer wieder aus der eigenen Familie.
Paul Lynch malt hier ein sehr erschreckendes Bild, dass seinen Grauen besonders dadurch erhält, dass das Geschehen so nah dran an unserem Alltag erscheint. Gefühlt fehlt nicht viel um in eine ähnliche Situation zu gelangen, man fühlt es fast schon im Nacken sitzen.
Man wird in die Handlung hineingesogen, was den Roman von Seite zu Seite emotionaler macht.
Wie bereits erwähnt: dieses Buch ist wichtig und emotional und erschreckend und wirkt leider in mancher Hinsicht nicht nur wie reine Fiktion, sondern wie eine von immerhin vielen noch Möglichen Entwicklungen für die Zukunft, wenn wir nicht ganz genau aufpassen, wohin die Reise geht....
Das Lied des Propheten ist ein eindringlicher dystopischer Roman. In einem Irland, das unter die Kontrolle einer autoritären Regierung gefallen ist, beginnt für die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack eine unaufhaltsame Abwärtsspirale, nachdem ihr Mann Larry, ein bekannter Gewerkschafter, von der Geheimpolizei verhört und dann spurlos verschwindet.
Lynch zeichnet ein düsteres Bild eines Irlands, in dem die Grundrechte aufgehoben und Andersdenkende verfolgt werden. Die Atmosphäre ist bedrückend und beklemmend, und Eilish sieht sich zunehmend unsichtbaren Mächten ausgeliefert, während sie versucht, ihre Familie zusammenzuhalten. Die Bedrohung und die Unsicherheit prägen den Roman, und Lynch versteht es, diese Spannung durch einen intensiven, rasanten Schreibstil zu verstärken.
Doch gerade dieser stilistische Aspekt macht das Buch nicht leicht lesbar. Der sprachliche Druck und die immer wiederkehrenden bedrückenden Szenen erzeugen eine große emotionale Belastung. Für mich persönlich war der Schreibstil zwar interessant, aber auch sehr anstrengend. Die dichte, oft überwältigende Sprache verlangte mir viel Konzentration ab, und die brutalen Passagen machten es mir teilweise schwer, weiterzulesen. Einige Szenen musste ich sogar überspringen, da die Schilderungen zu schwer waren.
Inhaltlich bietet Das Lied des Propheten eine wichtige und alarmierende Botschaft. Die Parallelen zu aktuellen autoritären Tendenzen in der Welt sind unübersehbar, was den Roman zu einem Schlüsselwerk für unsere Zeit macht. Lynchs Vision eines faschistischen Irlands lässt sich mühelos auf gegenwärtige politische Entwicklungen übertragen, was das Buch umso relevanter macht.
Dennoch bleibt für mich der Eindruck, dass Das Lied des Propheten mehr durch seine Thematik und die eindringliche Darstellung einer untergehenden Welt besticht als durch Lesefreude. Der bedrückende Ton und die schonungslose Brutalität haben es mir schwer gemacht, das Buch zu genießen. Es ist zweifellos ein Werk, das zum Nachdenken anregt und aufrüttelt.
Fazit: Das Lied des Propheten ist ein literarisch anspruchsvoller und zutiefst bedrückender Roman, der durch seine düstere Vision und seine hochaktuelle Botschaft besticht. Lynch entwirft eine erschütternde Dystopie, die den Leser in Atem hält, aber auch emotional fordert. Ein Buch, das wichtige Fragen stellt, aber nicht leicht verdaulich ist. Zu Recht hat der Roman den Bookzer Prize 2023 gewonnen.
Untergangspoesie. Es gibt schon ein halbes Regal voll mit Thrillern, die das Leben und Überleben in einem totalitären Regime beschreiben. Da gibt es zumeist eine Heldin / einen Helden, die / der eine Befreiungsbewegung anführt und zumeist auch erfolgreich gegen die Bösewichte agiert. "Das Lied des Propheten" von Paul Lynch ist vollkommen anders. Ab der ersten Seite wurde ich förmlich mitgerissen und wie durch einen Sog förmlich hineingezogen in die Geschichte; gleichzeitig hatte ich immer wieder den Impuls, das Buch wegzulegen und einfach nicht weiterzulesen, weil schließlich nicht sein kann, was nicht sein darf (... die aktuelle Brisanz des Themas durch den Rechtsruck in Europa). Es gibt keine Vorgeschichte mit einer Art 'Machtübernahme' - es 'geht einfach los'. Die neue Regierung lässt durch die Geheimpolizei Eilishs Mann Larry abholen, seineszeichens Gewerkschafter; Larry taucht nicht mehr auf; der große Sohn schließt sich der Widerstandsbewegung an; Eilish ist verzweifelt; es gibt kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und den Revolutionsgarden; wer kann, verlässt das Land; was schließlich auch Eilishs Plan ist. In kurzen und mächtigen Sätzen haut der Autor uns die Geschichte förmlich um die Ohren. Es geht weniger darum, wie ein Staat (Nordirland) sich langsam zu einer Diktatur hin verändert sondern vielmehr darum, wie die Veränderungen auf das Erleben und Verhalten der Menschen einwirken. Für mich das Buch der Stunde, weil es nicht nur hervorragend geschrieben sondern gleichzeitig auch ein Warnruf ist.
Alptraumhaft beschreibt Paul Lynch in seinem Roman ein von Anfang an dunkles, düsteres Schauspiel, das sich wüst und wild in einer gewaltigen Bildsprache zu einem grauenhaft deprimierenden Bürgerkrieg hochschaukelt.
Die schwarzen Worte Lynchs schwärmen auf wie Nachtfalter, finstere Boten der Dunkelheit flirren ins dasige Hell, bedecken alles Licht, ihre Flügel umschließen die Hoffnung und verschlingen im Schwirren das letzte Schimmern einer guten Welt.
Ein großes Warum bleibt übrig. Ich sehe auf, blinzle und blicke in meine Welt, wissend, dass dieses Buch diese Welt beschreibt, diese Welt, in der ich lebe, dass vieles Wirklichkeit sein könnte und auch tatsächlich ist.
Ein erschütterndes, trauriges Buch.
Ich war beim Lesen den Tränen nahe.
Ein aufrüttelnder Roman.
Eine Warnung, wachsam zu bleiben.
Bitte unbedingt lesen!
Ich habe schon gewusst, auf was ich mich einlasse, aber dieses Buch hat mich an meine Grenzen gebracht. Dieses Mal waren es nicht die furchtbaren Dinge aus der Vergangenheit, sondern ich hatte ständig im Kopf, dass es so oder so ähnlich in der nahen Zukunft passieren könnte.
Denn als Ort des Geschehens hat David Lynch keinen fiktiven Ort gewählt, wie es ja häufig in Dystopien der Fall ist. Nein, Schauplatz ist Dublin und das ist verdammt nah. Dort begegne ich der Wissenschaftlerin und vierfachen Mutter Eilish Stack, die zuerst ihren Mann an das neue System verliert und das ist erst der Anfang von vielen mysteriösen Dingen, die ihr Leben immer mehr in den Abgrund stürzen.
An den Schreibstil musste ich mich zunächst gewöhnen. Denn Paul Lynch schreibt endlose Sätze ohne Absätze und auch die direkte Rede sucht man hier vergeblich. Durch dieses Stilmittel hatte ich oft das Gefühl, durch die Zeilen zu rennen, weil mich eben keine Absätze stoppen, um mal kurz zu verschnaufen und Luft zu holen. Denn das, was da auf mich einprasselt, hat mich erstarren lassen und ich habe vergessen zu atmen. Zu ungeheuerlich sind die Szenarien, zu nah und zu realistisch. Im Unterbewusstsein frage ich mich die ganze Zeit, wie ich gehandelt hätte. Meine Heimat, mein Leben einfach so verlassen, um eben jenes zu retten? Und dann der Gedanke: Aber vielleicht wird ja doch alles gut, der Schrecken ist ja nur vorübergehend. Wie lange würde ich warten, bis ich den endgültigen Schritt gehe.
Ich begleite Eilish und ihre Familie, teile ihre Sorgen und Ängste. Lynchs Sprache ist treibend und fordernd und gleichzeitig so unfassbar poetisch. Aber genau diese wunderschönen Worte zwischendurch haben den Schrecken für mich etwas erträglicher gemacht.
Paul Lynchs Roman ist etwas Besonderes … in jeder Hinsicht … und dennoch war ich froh, als es zu Ende war. Denn vieles konnte ich kaum aushalten und bete, dass es in meinem Land und Leben niemals so weit kommen wird!
...das Buch gab mir das Gefühl, nonstop unter Beobachtung zu stehen. Ich möchte es jedem ans Herz legen , der sich ansatzweise für aktuelle Politik interessiert.
„Das Lied des Propheten“ von Paul Lynch ist ein eindrucksvolles literarisches Werk, das durch seine poetische Sprache und tiefgründige Thematik besticht. Die Geschichte folgt einem Mann, der als Prophet durch ein von Krieg und Zerstörung geplagtes Land zieht. Dabei stellt Lynch nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Zerstörung in den Vordergrund.
Besonders auffallend ist die bildhafte Erzählweise, die den Leser in eine düstere und zugleich faszinierende Welt zieht. Lynch schafft es, universelle Themen wie Glauben, Verlust und Überleben in den Kontext einer post-apokalyptischen Landschaft zu setzen. Seine Charaktere sind vielschichtig und oft schwer greifbar, was die Lektüre herausfordernd, aber auch bereichernd macht.
Für Leser, die sich auf eine intensive und manchmal verstörende Erzählung einlassen wollen, ist „Das Lied des Propheten“ eine lohnende Lektüre. Die Kombination aus sprachlicher Schönheit und emotionaler Wucht macht das Buch zu einem besonderen Erlebnis, das lange nachhallt. Es ist jedoch kein leichter Roman, sondern einer, der von seinen Lesern Geduld und Nachdenken verlangt.
Dieses Buch geht unter die Haut. Obwohl von fiktiven Ereignissen erzählt, gibt es so viele Bezüge zum aktuellen und historischen Geschehen. Wenn Hauptfigur Eilish zögert, sich für die Flucht zu entscheiden, dann erinnert sie an so viele jüdische Menschen, die seinerzeit glaubten, die Nazi-Herrschaft mit eingezogenem Kopf überstehen zu können. Anders als bei Erzählungen aus der NS-Zeit wissen wir hier aber nicht, wo alles enden wird und sind als Leserschaft genauso ratlos und unentschlossen. Am Beispiel der Hauptfigur kann man auch nachvollziehen, was heutzutage in den Köpfen der Menschen in der Ukraine vor sich gehen mag, deren moderner Alltag mit Wohlstand, Modernität und Sicherheit von jetzt auf gleich durch einen Krieg vor der Haustür zerstört wird und wo plötzlich elementare Dinge wie Trinkwasserversorgung, Strom und Bewegungsfreiheit keine Selbstverständlichkeit mehr sind. In dieser zeitlosen Parabel erforscht Paul Lynch, was Menschen noch aufrecht erhält, wenn alle Gewissheiten verloren gehen, zeigt er, wie angesichts der höchsten Not Menschen entweder zusammenrücken oder ihren Vorteil aus dem Elend der anderen zu ziehen suchen. Ein äußerst lesenswerter Roman, der noch lange nachwirkt.
Ein happiges Buch. Wichtig und aktuell. Aber versucht es nicht müde zu lesen. Die vielen direkten Reden ohne Zeichen, Absätze oder Ähnlichem sind nicht einfach... Es verdeutlicht zwar die somnambule, albtraumhafte Situation, aber macht den Text deutlich unzugänglicher. Trotzdem sehr spannend, erschütternd und notwendig...
Was passiert, wenn der Faschismus an die Macht kommt? Dieses Buch beschreibt den neuen, schrecklichen Alltag so eindringlich, dass es mich auch Wochen nach dem Lesen noch beschäftigt. Wahnsinnig eindrücklich und bestürzend - ein wichtiges Buch!
Wow, hier hat der Autor in meinen Augen etwas ganz Großes geschaffen - und den Booker Prize 2023 verdient erhalten.
Zunächst dachte ich, es handle sich hier um eine Dystopie, die in gewisser Weise - ähnlich wie 1984 - erzählt, wie sich das Leben der Menschen in einem totalitärem Regime verändert. In gewisser Weise ist dies auch der Fall; aber Lynch ist weiter gegangen und hat die Zustände konsequent weiter entwickelt.
Die Story kreist um das Verschwinden des vierfachen Familienvaters Larry, der sich in einem (fiktiven) nationalsozialistischem Irland plötzlich in der Rolle eines Regimegegners wiederfindet; als Vertreter der Lehrergewerkschaft, wird er zunächst zur Befragung beordert und dann - nach einer Demonstration gegen die Regierung - verhaftet.
Seine Frau Eilish steht plötzlich alleine da, mit ihren vier Kindern sowie ihrem dementen Vater. Als Frau eines Regimegegners wird sie stigmatisiert und verliert zunächst den Job und schließlich den Boden unter den Füßen.
Von ihrem Mann und seinem Verbleiben erfährt sie nichts, auch Anwälte können nicht helfen, da das Regime sich hinter Notstandsgesetzen versteckt und seine Interessen willkürlich durchsetzt.
Während ihr Familien/Privatleben zerbricht, spitzt sich die Situation zu. Es kommt zum Bürgerkrieg, verbunden mit Angriffen auch auf die Zivilbevölkerung. Ihr ältester Sohn schließt sich letztlich der Rebellenarmee an und verschwindet ebenfalls. Eilish erhält das Angebot ihrer in Kanada lebenden Schwester, sie außer Landes bringen zu lassen; doch sie zögert, in der Hoffnung, dass Mann und Sohn zurückkehren und alles wieder gut wird.
Schließlich muss sie erkennen, dass sie zu lange gezögert hat - ein weiteres Unglück geschieht.
Lynch greift vergangene und aktuelle Themen auf. Man erkennt Parallelen zu totalitären Regimes sowohl im Jetzt, als auch im Damals; sowohl in West, wie auch in Ost. Bürgerkriegsartige Zustände, Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Massenfluchten, Schleuserbanden; all dies ist leider gegenwärtig und wird vom Autoren in ein westliches Land transportiert.
Mich hat diese Thematik in diesem Umfang sehr nachdenklich gestimmt.
Dabei wird das Elend der ganzen Situation in erster Linie auf Eilish‘ Situstion fokussiert; natürlich sieht sie, dass es auch anderen so geht. Ihre eigene Situation zeigt jedoch sämtliche Facetten der Krise auf. Sie verliert einen Hoffnungsschimmer nach dem nächsten - statt, dass es aufwärts geht, wird es nur immer schlimmer.
Teilweise habe ich Parallelen zu seinem Buch GRACE entdecken können. So verschwinden Tote oder Vermisste auch hier nicht, sondern begleiten Eilish noch immer; allerdings nicht ganz so ausgeprägt, wie in der Geschichte, die 1845 in Irland spielte.
Ebenso ist er seinem - zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftigem - Stil treu geblieben, lange Sätze und Dialoge ohne Anführungszeichen und nur in indirekter Rede zu schreiben.
Hat man sich dort hineingelesen, erhält man allerdings literarisch sehr wundervolle Sätze.
Ein Beispiel:
Die ruhenden Bäume füllen sich allmählich. Bald werden die Bäume ihre Knospen öffnen, um wieder das Frühlingslicht zu sehen, sie denkt darüber nach, über die Kraft eines Baums, wie ein Baum die dunkle Jahreszeit erträgt, was ein Baum sieht, wenn er die Augen öffnet. Und da sieht sie, dass ihre Angst verschwunden ist, die Erleichterung in ihrem Körper, dass nun etwas getan werden kann.
Wir werden Weiß tragen, sagt sie und dreht sich um, wir werden uns ihnen anschließen. Sie sieht die Kinder nach oben gehen, ein Gefühl von Wagemut und Anspannung im Haus.
Von mir bekommt dieses 311 Seiten lange Werk eindeutige 5/5 und ich empfehle es jedem, der zum einen literarisch hochwertige Texte lesen möchte und zum anderen sich Gedanken machen möchte, über extreme Regimes, Unterdrückung der Bevölkerung und über die Situation von Flüchtlingen; und hier besonders über die Entscheidung, seine Heimat zu verlassen und hierbei sehr viel zu verlieren.
Wow, was für ein tolles Buch! Stilistisch gesehen einfach nur unfassbr gut. Wir begleiten in der Geschichte Eilish und folgen ihr durch viele verschiedene Konflikte und Katastrophen. Toller Schreibstil, Wahnsinnig atmosphärisch.
Paul Lynch zeichnet in seinem außergewöhnlichen Roman “Das Lied des Propheten” eine beklemmende Dystopie vom Aufstieg eines totalitären Systems inmitten eines demokratischen Staates. Dabei bedient er sich aller Mechanismen, die für solche Entwicklungen bekannt sind. Aus Sicht der Wissenschaftlerin Elish, die einfach nur ihre Familie zusammenhalten will, zeigt er, wie der Prozess Zug um Zug alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erreicht. Vieles erinnert dabei an reale Ereignisse aus der Vergangenheit und Gegenwart. In seiner prosaischen Sprache lässt er uns über die Ursachen und Hintergründe der Entwicklung im Vagen und bewahrt sich so eine gewisse Distanz zu den Ereignissen.
Das unterstreicht er auch durch seinen Schreibstil: In knappen Halbsätzen und ohne Dialogkennzeichnungen wechselt die Szenerie ohne Atempause. So wirken seine Schilderungen bedrückend-beklemmend und sind manchmal nur schwer zu ertragen – gerade in Zeiten erstarkender rechtspopulistischer und totalitärer Strömungen in vielen Teilen der Welt, einschließlich unseres eigenen Landes. “Das Lied des Propheten” von Paul Lynch ist eine gelungene Mahnung und eindringliche Warnung vor der Spirale der Gewalt, der Ausgrenzung und des totalitären Chaos’. Zu Recht erhielt Lynch hierfür 2023 den Booker Prize.